Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900.

Bild:
<< vorherige Seite

Zweiter Abschnitt.
Maschine verhindert und der Gang sicher, gleichförmig und, was besonders zu
schätzen ist, fast geräuschlos wird. Der Kessel und die Maschine, als die beiden
wichtigsten Bestandtheile des Vehikels, befinden sich im Vordertheile desselben vor
dem Sitze des Maschinisten, was nothwendig ist, um das Functioniren des
Mechanismus controliren zu können. Das Wagengestelle ruht bei diesem Dampf-
wagen auf vier verhältnißmäßig kleinen, aber starken Rädern aus Eisenguß, deren
Stäbe mit Bronzekissen für die Achsen ausgestattet sind. Die Treibräder, welche
nur um Weniges größer sind als die Laufräder, sind nach rückwärts verlegt, und
figuriren die ersteren als Steuerräder. Die Steuervorrichtung selbst besteht aus
einem Ballen, welcher durch Schneckenzapfen auf eine Schraube wirkt, die ihrerseits
[Abbildung] Fig. 770.

Dampfwagen nach dem System Scotte.

wieder eine Hebelvorrichtung bethätigt, womit die Richtung der Räder überein-
stimmend mit den Bewegungen der Wagenachse regulirt wird. Dadurch erfolgt die
Steuerung des Gefährtes mit absoluter Sicherheit und Leichtigkeit.

Die beiden Reservoirs für das Wasser und das Brennmaterial sind unter
den Sitzplätzen angebracht, und faßt das eine derselbe 300 Liter Wasser, während
in dem zweiten Kasten Kohle oder Koke für für eine Fahrt von 100 Kilometer mit-
geführt werden kann, eine mittlere Geschwindigkeit von 20 Kilometer pro Stunde
angenommen. Bei der vorgenommenen Probefahrt hat sich ergeben, daß nichts auf
das Vorhandensein der Maschine hindeutet; kein Qualm macht sich im Innern des
Wagens bemerkbar; die Fahrt geht angenehm und ruhig vonstatten. Für das
Gepäck ist auf dem Dache des Wagens eine Galerie vorhanden und der Wagen

Zweiter Abſchnitt.
Maſchine verhindert und der Gang ſicher, gleichförmig und, was beſonders zu
ſchätzen iſt, faſt geräuſchlos wird. Der Keſſel und die Maſchine, als die beiden
wichtigſten Beſtandtheile des Vehikels, befinden ſich im Vordertheile desſelben vor
dem Sitze des Maſchiniſten, was nothwendig iſt, um das Functioniren des
Mechanismus controliren zu können. Das Wagengeſtelle ruht bei dieſem Dampf-
wagen auf vier verhältnißmäßig kleinen, aber ſtarken Rädern aus Eiſenguß, deren
Stäbe mit Bronzekiſſen für die Achſen ausgeſtattet ſind. Die Treibräder, welche
nur um Weniges größer ſind als die Laufräder, ſind nach rückwärts verlegt, und
figuriren die erſteren als Steuerräder. Die Steuervorrichtung ſelbſt beſteht aus
einem Ballen, welcher durch Schneckenzapfen auf eine Schraube wirkt, die ihrerſeits
[Abbildung] Fig. 770.

Dampfwagen nach dem Syſtem Scotte.

wieder eine Hebelvorrichtung bethätigt, womit die Richtung der Räder überein-
ſtimmend mit den Bewegungen der Wagenachſe regulirt wird. Dadurch erfolgt die
Steuerung des Gefährtes mit abſoluter Sicherheit und Leichtigkeit.

Die beiden Reſervoirs für das Waſſer und das Brennmaterial ſind unter
den Sitzplätzen angebracht, und faßt das eine derſelbe 300 Liter Waſſer, während
in dem zweiten Kaſten Kohle oder Koke für für eine Fahrt von 100 Kilometer mit-
geführt werden kann, eine mittlere Geſchwindigkeit von 20 Kilometer pro Stunde
angenommen. Bei der vorgenommenen Probefahrt hat ſich ergeben, daß nichts auf
das Vorhandenſein der Maſchine hindeutet; kein Qualm macht ſich im Innern des
Wagens bemerkbar; die Fahrt geht angenehm und ruhig vonſtatten. Für das
Gepäck iſt auf dem Dache des Wagens eine Galerie vorhanden und der Wagen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0962" n="880"/><fw place="top" type="header">Zweiter Ab&#x017F;chnitt.</fw><lb/>
Ma&#x017F;chine verhindert und der Gang &#x017F;icher, gleichförmig und, was be&#x017F;onders zu<lb/>
&#x017F;chätzen i&#x017F;t, fa&#x017F;t geräu&#x017F;chlos wird. Der Ke&#x017F;&#x017F;el und die Ma&#x017F;chine, als die beiden<lb/>
wichtig&#x017F;ten Be&#x017F;tandtheile des Vehikels, befinden &#x017F;ich im Vordertheile des&#x017F;elben vor<lb/>
dem Sitze des Ma&#x017F;chini&#x017F;ten, was nothwendig i&#x017F;t, um das Functioniren des<lb/>
Mechanismus controliren zu können. Das Wagenge&#x017F;telle ruht bei die&#x017F;em Dampf-<lb/>
wagen auf vier verhältnißmäßig kleinen, aber &#x017F;tarken Rädern aus Ei&#x017F;enguß, deren<lb/>
Stäbe mit Bronzeki&#x017F;&#x017F;en für die Ach&#x017F;en ausge&#x017F;tattet &#x017F;ind. Die Treibräder, welche<lb/>
nur um Weniges größer &#x017F;ind als die Laufräder, &#x017F;ind nach rückwärts verlegt, und<lb/>
figuriren die er&#x017F;teren als Steuerräder. Die Steuervorrichtung &#x017F;elb&#x017F;t be&#x017F;teht aus<lb/>
einem Ballen, welcher durch Schneckenzapfen auf eine Schraube wirkt, die ihrer&#x017F;eits<lb/><figure><head>Fig. 770.</head><p> Dampfwagen nach dem Sy&#x017F;tem Scotte.</p></figure><lb/>
wieder eine Hebelvorrichtung bethätigt, womit die Richtung der Räder überein-<lb/>
&#x017F;timmend mit den Bewegungen der Wagenach&#x017F;e regulirt wird. Dadurch erfolgt die<lb/>
Steuerung des Gefährtes mit ab&#x017F;oluter Sicherheit und Leichtigkeit.</p><lb/>
            <p>Die beiden Re&#x017F;ervoirs für das Wa&#x017F;&#x017F;er und das Brennmaterial &#x017F;ind unter<lb/>
den Sitzplätzen angebracht, und faßt das eine der&#x017F;elbe 300 Liter Wa&#x017F;&#x017F;er, während<lb/>
in dem zweiten Ka&#x017F;ten Kohle oder Koke für für eine Fahrt von 100 Kilometer mit-<lb/>
geführt werden kann, eine mittlere Ge&#x017F;chwindigkeit von 20 Kilometer pro Stunde<lb/>
angenommen. Bei der vorgenommenen Probefahrt hat &#x017F;ich ergeben, daß nichts auf<lb/>
das Vorhanden&#x017F;ein der Ma&#x017F;chine hindeutet; kein Qualm macht &#x017F;ich im Innern des<lb/>
Wagens bemerkbar; die Fahrt geht angenehm und ruhig von&#x017F;tatten. Für das<lb/>
Gepäck i&#x017F;t auf dem Dache des Wagens eine Galerie vorhanden und der Wagen<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[880/0962] Zweiter Abſchnitt. Maſchine verhindert und der Gang ſicher, gleichförmig und, was beſonders zu ſchätzen iſt, faſt geräuſchlos wird. Der Keſſel und die Maſchine, als die beiden wichtigſten Beſtandtheile des Vehikels, befinden ſich im Vordertheile desſelben vor dem Sitze des Maſchiniſten, was nothwendig iſt, um das Functioniren des Mechanismus controliren zu können. Das Wagengeſtelle ruht bei dieſem Dampf- wagen auf vier verhältnißmäßig kleinen, aber ſtarken Rädern aus Eiſenguß, deren Stäbe mit Bronzekiſſen für die Achſen ausgeſtattet ſind. Die Treibräder, welche nur um Weniges größer ſind als die Laufräder, ſind nach rückwärts verlegt, und figuriren die erſteren als Steuerräder. Die Steuervorrichtung ſelbſt beſteht aus einem Ballen, welcher durch Schneckenzapfen auf eine Schraube wirkt, die ihrerſeits [Abbildung Fig. 770. Dampfwagen nach dem Syſtem Scotte.] wieder eine Hebelvorrichtung bethätigt, womit die Richtung der Räder überein- ſtimmend mit den Bewegungen der Wagenachſe regulirt wird. Dadurch erfolgt die Steuerung des Gefährtes mit abſoluter Sicherheit und Leichtigkeit. Die beiden Reſervoirs für das Waſſer und das Brennmaterial ſind unter den Sitzplätzen angebracht, und faßt das eine derſelbe 300 Liter Waſſer, während in dem zweiten Kaſten Kohle oder Koke für für eine Fahrt von 100 Kilometer mit- geführt werden kann, eine mittlere Geſchwindigkeit von 20 Kilometer pro Stunde angenommen. Bei der vorgenommenen Probefahrt hat ſich ergeben, daß nichts auf das Vorhandenſein der Maſchine hindeutet; kein Qualm macht ſich im Innern des Wagens bemerkbar; die Fahrt geht angenehm und ruhig vonſtatten. Für das Gepäck iſt auf dem Dache des Wagens eine Galerie vorhanden und der Wagen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/962
Zitationshilfe: Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 880. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/962>, abgerufen am 22.11.2024.