selbst mit Vorhängen und bequemen Sitzen ausgestattet. Die letzteren bieten acht bis zehn Personen Platz.
Unter allen Motorwagen mit Dampfbetrieb ist besonders der Serpolet'sche Wagen bekannt geworden. Er ist vornehmlich wegen seines eigenthümlichen Dampf- erzeugers bemerkenswerth. Die Kraft der Dampfmaschine wird durch die Galle'sche Gelenkkette auf die rückwärtige Achse übertragen, über welcher der Dampferzeuger mit den Behältern für das Wasser und das Feuerungsmaterial angebracht ist. Der Dampferzeuger besteht aus dickwandigen Stahlröhren von U- förmigen Quer- schnitt, dessen spaltförmiger Innenraum nur 2 bis 6 Millimeter weit ist. Die Röhren liegen in mehreren horizontalen Reihen übereinander, innerhalb welcher dieselben durch Rohrtrummen derart miteinander verbunden sind, daß sie zusammen ein Schlangenrohr bilden. Je nach dem Dampfverbrauch pumpt die Dampfmaschine Wasser in das stark erhitzte Rohrsystem, wo es sich sofort in Dampf verwandelt, dessen Druck bis auf 30 Atmosphären steigt. Der Regulator der Dampfmaschine wirkt auf einen Hahn mit drei Oeffnungen in der Art, daß die Pumpe entweder ihr ganzes Förderwasser dem Röhrensysteme zuführt, oder einen veränderlichen Theil desselben in den Wasserbehälter zurückfließen läßt. Zum Anlassen des Motors dient eine Handpumpe.
Die Liquid Fuel Engineering Co. hat im Sommer 1897 einen Motor- wagen für Petroleumfeuerung construirt. Unter dem Wagenboden befindet sich ein Paar kleiner, außergewöhnlich compendiös hergestellter horizontaler Zwillings- Compoundmaschinen, welche bei einer Tourenzahl von 625 in der Minute circa 12 Pferdekräfte entwickeln. Die Kurbelrolle ist ungefähr im Winkel von 2:1 an die Stange angekuppelt und überträgt auf die Treibräder eine Geschwindigkeit wie 4:1. Auf diese Weise machen die Wagenräder eine Umdrehung auf ungefähr 81/2 Umdrehungen der Welle. Unter dem Sitz des Wagenlenkers, welcher sich quer über dem Vordertheil des Wagens befindet, sind zwei horizontale Kolbenspeisepumpen (eine zur Reserve) in schräger Lage untergebracht. Sie werden durch eine gekröpfte Welle bethätigt. In dem Sitzkasten befindet sich ferner eine doppelthätige Dampf- stahlpumpe, um den Kessel zu speisen, wenn der Dampf ausgeht. Der Kessel mit kupfernem Dampfbehälter befindet sich hinter dem Sitze des Wagenlenkers.
Allen Motorwagen, welche durch Dampfkraft betrieben werden, kommen der Nachtheil und die Unbequemlichkeit, welche an dem Dampf- und Rauchauspuff haften, zu. Aus diesem Grunde haben sich die Constructeure frühzeitig damit be- schäftigt, Motorwagen ohne Feuerraum herzustellen, also mit überhitztem Wasser, comprimirter Luft oder mit Gasen. Die Gasmotorwagen haben bisher weitaus die größte Verbreitung gefunden. Eines der ersten Vehikel dieser Art war das auf wischentitel S. 817 abgebildete von Benz (Mannheim), welches in den Acht- zigerjahren auftauchte. Der von außen nicht sichtbare kleine Motor hatte seinen Platz über der Hauptachse des dreirädrigen Wagens im rückwärtigen Theile des- selben. Entsprechend der beanspruchten Umdrehungszahl wurde das zum Betriebe
Schweiger-Lerchenfeld, Im Reiche der Cyklopen. 56
Die Motorwagen.
ſelbſt mit Vorhängen und bequemen Sitzen ausgeſtattet. Die letzteren bieten acht bis zehn Perſonen Platz.
Unter allen Motorwagen mit Dampfbetrieb iſt beſonders der Serpolet'ſche Wagen bekannt geworden. Er iſt vornehmlich wegen ſeines eigenthümlichen Dampf- erzeugers bemerkenswerth. Die Kraft der Dampfmaſchine wird durch die Galle'ſche Gelenkkette auf die rückwärtige Achſe übertragen, über welcher der Dampferzeuger mit den Behältern für das Waſſer und das Feuerungsmaterial angebracht iſt. Der Dampferzeuger beſteht aus dickwandigen Stahlröhren von U- förmigen Quer- ſchnitt, deſſen ſpaltförmiger Innenraum nur 2 bis 6 Millimeter weit iſt. Die Röhren liegen in mehreren horizontalen Reihen übereinander, innerhalb welcher dieſelben durch Rohrtrummen derart miteinander verbunden ſind, daß ſie zuſammen ein Schlangenrohr bilden. Je nach dem Dampfverbrauch pumpt die Dampfmaſchine Waſſer in das ſtark erhitzte Rohrſyſtem, wo es ſich ſofort in Dampf verwandelt, deſſen Druck bis auf 30 Atmoſphären ſteigt. Der Regulator der Dampfmaſchine wirkt auf einen Hahn mit drei Oeffnungen in der Art, daß die Pumpe entweder ihr ganzes Förderwaſſer dem Röhrenſyſteme zuführt, oder einen veränderlichen Theil desſelben in den Waſſerbehälter zurückfließen läßt. Zum Anlaſſen des Motors dient eine Handpumpe.
Die Liquid Fuel Engineering Co. hat im Sommer 1897 einen Motor- wagen für Petroleumfeuerung conſtruirt. Unter dem Wagenboden befindet ſich ein Paar kleiner, außergewöhnlich compendiös hergeſtellter horizontaler Zwillings- Compoundmaſchinen, welche bei einer Tourenzahl von 625 in der Minute circa 12 Pferdekräfte entwickeln. Die Kurbelrolle iſt ungefähr im Winkel von 2:1 an die Stange angekuppelt und überträgt auf die Treibräder eine Geſchwindigkeit wie 4:1. Auf dieſe Weiſe machen die Wagenräder eine Umdrehung auf ungefähr 8½ Umdrehungen der Welle. Unter dem Sitz des Wagenlenkers, welcher ſich quer über dem Vordertheil des Wagens befindet, ſind zwei horizontale Kolbenſpeiſepumpen (eine zur Reſerve) in ſchräger Lage untergebracht. Sie werden durch eine gekröpfte Welle bethätigt. In dem Sitzkaſten befindet ſich ferner eine doppelthätige Dampf- ſtahlpumpe, um den Keſſel zu ſpeiſen, wenn der Dampf ausgeht. Der Keſſel mit kupfernem Dampfbehälter befindet ſich hinter dem Sitze des Wagenlenkers.
Allen Motorwagen, welche durch Dampfkraft betrieben werden, kommen der Nachtheil und die Unbequemlichkeit, welche an dem Dampf- und Rauchauspuff haften, zu. Aus dieſem Grunde haben ſich die Conſtructeure frühzeitig damit be- ſchäftigt, Motorwagen ohne Feuerraum herzuſtellen, alſo mit überhitztem Waſſer, comprimirter Luft oder mit Gaſen. Die Gasmotorwagen haben bisher weitaus die größte Verbreitung gefunden. Eines der erſten Vehikel dieſer Art war das auf wiſchentitel S. 817 abgebildete von Benz (Mannheim), welches in den Acht- zigerjahren auftauchte. Der von außen nicht ſichtbare kleine Motor hatte ſeinen Platz über der Hauptachſe des dreirädrigen Wagens im rückwärtigen Theile des- ſelben. Entſprechend der beanſpruchten Umdrehungszahl wurde das zum Betriebe
Schweiger-Lerchenfeld, Im Reiche der Cyklopen. 56
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Die Motorwagen.
ſelbſt mit Vorhängen und bequemen Sitzen ausgeſtattet. Die letzteren bieten acht
bis zehn Perſonen Platz.
Unter allen Motorwagen mit Dampfbetrieb iſt beſonders der Serpolet'ſche
Wagen bekannt geworden. Er iſt vornehmlich wegen ſeines eigenthümlichen Dampf-
erzeugers bemerkenswerth. Die Kraft der Dampfmaſchine wird durch die Galle'ſche
Gelenkkette auf die rückwärtige Achſe übertragen, über welcher der Dampferzeuger
mit den Behältern für das Waſſer und das Feuerungsmaterial angebracht iſt.
Der Dampferzeuger beſteht aus dickwandigen Stahlröhren von U- förmigen Quer-
ſchnitt, deſſen ſpaltförmiger Innenraum nur 2 bis 6 Millimeter weit iſt. Die
Röhren liegen in mehreren horizontalen Reihen übereinander, innerhalb welcher
dieſelben durch Rohrtrummen derart miteinander verbunden ſind, daß ſie zuſammen
ein Schlangenrohr bilden. Je nach dem Dampfverbrauch pumpt die Dampfmaſchine
Waſſer in das ſtark erhitzte Rohrſyſtem, wo es ſich ſofort in Dampf verwandelt,
deſſen Druck bis auf 30 Atmoſphären ſteigt. Der Regulator der Dampfmaſchine
wirkt auf einen Hahn mit drei Oeffnungen in der Art, daß die Pumpe entweder
ihr ganzes Förderwaſſer dem Röhrenſyſteme zuführt, oder einen veränderlichen
Theil desſelben in den Waſſerbehälter zurückfließen läßt. Zum Anlaſſen des Motors
dient eine Handpumpe.
Die Liquid Fuel Engineering Co. hat im Sommer 1897 einen Motor-
wagen für Petroleumfeuerung conſtruirt. Unter dem Wagenboden befindet ſich
ein Paar kleiner, außergewöhnlich compendiös hergeſtellter horizontaler Zwillings-
Compoundmaſchinen, welche bei einer Tourenzahl von 625 in der Minute circa
12 Pferdekräfte entwickeln. Die Kurbelrolle iſt ungefähr im Winkel von 2:1 an
die Stange angekuppelt und überträgt auf die Treibräder eine Geſchwindigkeit wie
4:1. Auf dieſe Weiſe machen die Wagenräder eine Umdrehung auf ungefähr 8½
Umdrehungen der Welle. Unter dem Sitz des Wagenlenkers, welcher ſich quer über
dem Vordertheil des Wagens befindet, ſind zwei horizontale Kolbenſpeiſepumpen
(eine zur Reſerve) in ſchräger Lage untergebracht. Sie werden durch eine gekröpfte
Welle bethätigt. In dem Sitzkaſten befindet ſich ferner eine doppelthätige Dampf-
ſtahlpumpe, um den Keſſel zu ſpeiſen, wenn der Dampf ausgeht. Der Keſſel mit
kupfernem Dampfbehälter befindet ſich hinter dem Sitze des Wagenlenkers.
Allen Motorwagen, welche durch Dampfkraft betrieben werden, kommen der
Nachtheil und die Unbequemlichkeit, welche an dem Dampf- und Rauchauspuff
haften, zu. Aus dieſem Grunde haben ſich die Conſtructeure frühzeitig damit be-
ſchäftigt, Motorwagen ohne Feuerraum herzuſtellen, alſo mit überhitztem Waſſer,
comprimirter Luft oder mit Gaſen. Die Gasmotorwagen haben bisher weitaus die
größte Verbreitung gefunden. Eines der erſten Vehikel dieſer Art war das auf
wiſchentitel S. 817 abgebildete von Benz (Mannheim), welches in den Acht-
zigerjahren auftauchte. Der von außen nicht ſichtbare kleine Motor hatte ſeinen
Platz über der Hauptachſe des dreirädrigen Wagens im rückwärtigen Theile des-
ſelben. Entſprechend der beanſpruchten Umdrehungszahl wurde das zum Betriebe
Schweiger-Lerchenfeld, Im Reiche der Cyklopen. 56
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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 881. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/963>, abgerufen am 22.11.2024.
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