Scriver, Christian: Das Verlohrne und wiedergefundene Schäfflein. Magdeburg, 1672.nun 1656. alß das Maß seiner Boßheit erfüllet/ und der alle
nun 1656. alß das Maß ſeiner Boßheit erfuͤllet/ und der alle
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0226"/> nun 1656. alß das Maß ſeiner Boßheit erfuͤllet/ und der<lb/> gerechte Gott beſchloſſen hatte/ ihn in die Haͤnde der Obrig-<lb/> keit zu laͤngſt verdienter Straffe/ zu lieffern/ er mahnte ihn<lb/> der Satã/ (deſſen er doch vermeinte loß zu ſeyn/) durch eine<lb/> grobe ihm bekante Stimme/ er ſolte ein Kind von drey wo-<lb/> chen/ ſo allererſt auff S. Peters Kirchoff begraben war/<lb/> auffgraben/ und von einigen deſſen Gliedern ein Pulver<lb/> machen/ und außſtreuen/ damit die Peſt in die Stadt kom-<lb/> men moͤchte; Dieſes thut er/ und/ alß ein ander dergleichen<lb/> Kind zu begraben war/ eroͤffnet er des vorigen Grab/ zer-<lb/> ſchlaͤgt den Sarck/ nimt von dem Coͤrper/ was ihn der Sa-<lb/> tan heißt/ und machet ein Pulver darauß; Des verſtorbe-<lb/> nen Kindes Eltern/ ward zwar kund gethan/ daß das Grab<lb/> eroͤffnet/ und ein ander Kind dahinnein geſaͤtzet were/ alß ſie<lb/> ihm aber daruͤber zuredeten/ wuſt er ſich ſo außzudraͤhen/<lb/> daß ſie nichts boͤſes vermutheten: Drey viertheil Jahr<lb/> nach her/ Anno 1657. im Auguſto/ alß des verſtorbenen Kin-<lb/> des Vater/ ein paar Schafe ſuchet/ wird er in einer wuͤſten<lb/> Capellen bey S. Marien Magdalenen Kloßter/ ſeines Kin-<lb/> des unangelauffenen/ mit Gewalt zerſchlagenen Sarg ge-<lb/> wahr/ und alß er dem gottloſen Menſchen abermahl zure-<lb/> det/ ſuchet er zwar wieder ſich zu entſchuldigen/ der Vater<lb/> aber will damit nicht zu frieden ſeyn/ ſondern machet den<lb/> Handel ruchtbar/ daruͤber es vor die Obrigkeit koͤmt/ welche<lb/> ihrem Ambt nach/ fleiſſige Nachforſchung thut/ den Ubel-<lb/> thaͤter zur Verhafft bringet/ und/ weil er alles auffs Leugnen<lb/> ſaͤtzet/ das Grab eroͤffnen laͤſſet/ da ſich denn der Sarg des<lb/> letzt beerdigten Kindes zwar unverſehret/ zu deſſen Fuͤſſen aber<lb/> ein ander Coͤrperlein in einige Leinwand gewickelt findet/<lb/> darann fehr viel Knoͤchlein und Glieder gemangelt/ welche<lb/> <fw type="catch" place="bottom">alle</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0226]
nun 1656. alß das Maß ſeiner Boßheit erfuͤllet/ und der
gerechte Gott beſchloſſen hatte/ ihn in die Haͤnde der Obrig-
keit zu laͤngſt verdienter Straffe/ zu lieffern/ er mahnte ihn
der Satã/ (deſſen er doch vermeinte loß zu ſeyn/) durch eine
grobe ihm bekante Stimme/ er ſolte ein Kind von drey wo-
chen/ ſo allererſt auff S. Peters Kirchoff begraben war/
auffgraben/ und von einigen deſſen Gliedern ein Pulver
machen/ und außſtreuen/ damit die Peſt in die Stadt kom-
men moͤchte; Dieſes thut er/ und/ alß ein ander dergleichen
Kind zu begraben war/ eroͤffnet er des vorigen Grab/ zer-
ſchlaͤgt den Sarck/ nimt von dem Coͤrper/ was ihn der Sa-
tan heißt/ und machet ein Pulver darauß; Des verſtorbe-
nen Kindes Eltern/ ward zwar kund gethan/ daß das Grab
eroͤffnet/ und ein ander Kind dahinnein geſaͤtzet were/ alß ſie
ihm aber daruͤber zuredeten/ wuſt er ſich ſo außzudraͤhen/
daß ſie nichts boͤſes vermutheten: Drey viertheil Jahr
nach her/ Anno 1657. im Auguſto/ alß des verſtorbenen Kin-
des Vater/ ein paar Schafe ſuchet/ wird er in einer wuͤſten
Capellen bey S. Marien Magdalenen Kloßter/ ſeines Kin-
des unangelauffenen/ mit Gewalt zerſchlagenen Sarg ge-
wahr/ und alß er dem gottloſen Menſchen abermahl zure-
det/ ſuchet er zwar wieder ſich zu entſchuldigen/ der Vater
aber will damit nicht zu frieden ſeyn/ ſondern machet den
Handel ruchtbar/ daruͤber es vor die Obrigkeit koͤmt/ welche
ihrem Ambt nach/ fleiſſige Nachforſchung thut/ den Ubel-
thaͤter zur Verhafft bringet/ und/ weil er alles auffs Leugnen
ſaͤtzet/ das Grab eroͤffnen laͤſſet/ da ſich denn der Sarg des
letzt beerdigten Kindes zwar unverſehret/ zu deſſen Fuͤſſen aber
ein ander Coͤrperlein in einige Leinwand gewickelt findet/
darann fehr viel Knoͤchlein und Glieder gemangelt/ welche
alle
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