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Scriver, Christian: Das Verlohrne und wiedergefundene Schäfflein. Magdeburg, 1672.

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alle der domahlige Physicus dieser Stadt D. Heimburger/
in seinem Bericht/ so er auff Befehl der Obrigkeit/ von sich ge-
stellet/ nahm kündig machet/ darauff hat man den Gefan-
genen/ auff eingeholten Raht der Rechtsgelahrten an die
Folter/ (wie Herr Francisci redet/) lassen zur Beicht gehen/
und ihn die Warheit zu bekennen bald genötiget/ wie er nem-
lich/ nicht allein auß des Kindes Knöchlein ein Pulver ge-
macht/ sondern auch dasselbe/ auff dem Augustiner Kirchoff/
an dem Ort/ wo die Leinwand gebleichet ward/ auf dem Stei-
ge/ der vom Fischerufer herauff gehet/ woselbst viel gehens
ist/ am breiten Wege/ und endlich in allen Gassen der Stadt/
an den Ecken/ außgestreuet/ und zwar in der Nacht umb 11.
Uhr/ da der Satan in gestalt einer Ratzen bey ihm her ge-
lauffen/ und zu ihm gesagt: Er solte man sachte weg streuen/
und hierauff solte die Pest erfolgen/ Gefragt/ wenn sie kom-
men würde/ sagte er/ auff nehsten Sommer: Ob er könte
machen/ daß sie nicht keme? antwortet er: Das könte er
nicht/ es stünde bey GOtt/ nebst diesem bekante er alle obge-
satzte greuel/ ward darauf bald nach her durch einen Rechts-
Spruch zum Tode verurtheilet/ und am 26. Octobr. 1657.
mit dem Rade hingerichtet. Sein Ende ist sehr besorglich
und gefährlich gewesen. Denn ob zwar die ihm zugeord-
neten Prediger allen Fleiß an ihm thaten/ er auch einige eu-
serliche Reu verspüren/ und sich gottseliger Reden verneh-
men ließ/ so hat er doch/ wie er zum Tode geführet wurde/
von starcken Getränck sehr viel zu sich genommen/ und sich
gottloser Worte gebraucht/ auch sonst schlechte Andacht se-
hen lassen.

Das andere ist/ die Begebenheit mit einer gottseligen
Jungfrauen in Braunsweig Apollonia Stampken genant/

wel-
C c iij

alle der domahlige Phyſicus dieſer Stadt D. Heimburger/
in ſeinem Bericht/ ſo er auff Befehl der Obrigkeit/ von ſich ge-
ſtellet/ nahm kuͤndig machet/ darauff hat man den Gefan-
genen/ auff eingeholten Raht der Rechtsgelahrten an die
Folter/ (wie Herr Franciſci redet/) laſſen zur Beicht gehen/
und ihn die Warheit zu bekennen bald genoͤtiget/ wie er nem-
lich/ nicht allein auß des Kindes Knoͤchlein ein Pulver ge-
macht/ ſondern auch daſſelbe/ auff dem Auguſtiner Kirchoff/
an dem Ort/ wo die Leinwand gebleichet ward/ auf dem Stei-
ge/ der vom Fiſcherufer herauff gehet/ woſelbſt viel gehens
iſt/ am breiten Wege/ und endlich in allen Gaſſen der Stadt/
an den Ecken/ außgeſtreuet/ und zwar in der Nacht umb 11.
Uhr/ da der Satan in geſtalt einer Ratzen bey ihm her ge-
lauffen/ und zu ihm geſagt: Er ſolte man ſachte weg ſtreuen/
und hierauff ſolte die Peſt erfolgen/ Gefragt/ wenn ſie kom-
men wuͤrde/ ſagte er/ auff nehſten Sommer: Ob er koͤnte
machen/ daß ſie nicht keme? antwortet er: Das koͤnte er
nicht/ es ſtuͤnde bey GOtt/ nebſt dieſem bekante er alle obge-
ſatzte greuel/ ward darauf bald nach her durch einen Rechts-
Spruch zum Tode verurtheilet/ und am 26. Octobr. 1657.
mit dem Rade hingerichtet. Sein Ende iſt ſehr beſorglich
und gefaͤhrlich geweſen. Denn ob zwar die ihm zugeord-
neten Prediger allen Fleiß an ihm thaten/ er auch einige eu-
ſerliche Reu verſpuͤren/ und ſich gottſeliger Reden verneh-
men ließ/ ſo hat er doch/ wie er zum Tode gefuͤhret wurde/
von ſtarcken Getraͤnck ſehr viel zu ſich genommen/ und ſich
gottloſer Worte gebraucht/ auch ſonſt ſchlechte Andacht ſe-
hen laſſen.

Das andere iſt/ die Begebenheit mit einer gottſeligen
Jungfrauen in Braunsweig Apollonia Stampken genant/

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[0227] alle der domahlige Phyſicus dieſer Stadt D. Heimburger/ in ſeinem Bericht/ ſo er auff Befehl der Obrigkeit/ von ſich ge- ſtellet/ nahm kuͤndig machet/ darauff hat man den Gefan- genen/ auff eingeholten Raht der Rechtsgelahrten an die Folter/ (wie Herr Franciſci redet/) laſſen zur Beicht gehen/ und ihn die Warheit zu bekennen bald genoͤtiget/ wie er nem- lich/ nicht allein auß des Kindes Knoͤchlein ein Pulver ge- macht/ ſondern auch daſſelbe/ auff dem Auguſtiner Kirchoff/ an dem Ort/ wo die Leinwand gebleichet ward/ auf dem Stei- ge/ der vom Fiſcherufer herauff gehet/ woſelbſt viel gehens iſt/ am breiten Wege/ und endlich in allen Gaſſen der Stadt/ an den Ecken/ außgeſtreuet/ und zwar in der Nacht umb 11. Uhr/ da der Satan in geſtalt einer Ratzen bey ihm her ge- lauffen/ und zu ihm geſagt: Er ſolte man ſachte weg ſtreuen/ und hierauff ſolte die Peſt erfolgen/ Gefragt/ wenn ſie kom- men wuͤrde/ ſagte er/ auff nehſten Sommer: Ob er koͤnte machen/ daß ſie nicht keme? antwortet er: Das koͤnte er nicht/ es ſtuͤnde bey GOtt/ nebſt dieſem bekante er alle obge- ſatzte greuel/ ward darauf bald nach her durch einen Rechts- Spruch zum Tode verurtheilet/ und am 26. Octobr. 1657. mit dem Rade hingerichtet. Sein Ende iſt ſehr beſorglich und gefaͤhrlich geweſen. Denn ob zwar die ihm zugeord- neten Prediger allen Fleiß an ihm thaten/ er auch einige eu- ſerliche Reu verſpuͤren/ und ſich gottſeliger Reden verneh- men ließ/ ſo hat er doch/ wie er zum Tode gefuͤhret wurde/ von ſtarcken Getraͤnck ſehr viel zu ſich genommen/ und ſich gottloſer Worte gebraucht/ auch ſonſt ſchlechte Andacht ſe- hen laſſen. Das andere iſt/ die Begebenheit mit einer gottſeligen Jungfrauen in Braunsweig Apollonia Stampken genant/ wel- C c iij

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Zitationshilfe: Scriver, Christian: Das Verlohrne und wiedergefundene Schäfflein. Magdeburg, 1672, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scriver_schaefflein_1672/227>, abgerufen am 24.11.2024.