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Scriver, Christian: Das Verlohrne und wiedergefundene Schäfflein. Magdeburg, 1672.

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"sey/ wenn einem Menschen in seiner Noth/ sonderlich in
"den hohen Nöthen des Gewissens/ der Puff kömmet/
"daß er fühlet/ wie GOtt zu ihm spricht: Quid mihi &
"tibi?
Was hab ich mit dir zuschaffen? Verzagen und
"verzweiffeln muß er/ wo er nicht weiß und kennet/ die
"Art solches Wercks GOttes und im Glauben geübet
"ist." (Kirchenpostill. Winterth. s. 206. b)

§. 6.

Doch kan auch ein solcher Mensch bey GOtt in
Gnaden seyn/ ja dieses ist mehrentheilß der liebsten GOt-
tes Kinder Becher/ und die der himlische Vater am liebe-
sten hat/ leßt er offt am wenigsien wissen/ daß sie ihm so lieb
sind/ wenn schon der Apostel einen Pfal im Fleisch empfin-
det/ und gleichsam am Spies stecket/ und von des Satans
Engel mit Fäusten geschlagen wird/ so bekömt er doch auff
sein ängstliches Gebet zur Antwort/ Laß dich an meiner
Gnade gnügen!
(2. Corinth. XII. 7. 8.) Ob schon der
HErr JEsus am Creutz hänget/ mit Finsterniß umbge-
ben/ und mit solcher Hellenangst gequälet/ daß er auß-
schrie: Mein GOtt! Mein GOtt! wie hastu mich
verlassen!
so blieb er doch der einige und allerliebste Sohn
seines Himlischen Vaters/ ja er war ihm niemahln lieber/
(wenn ich so reden mag/) alß domahls/ da er die allerunter-
ste Stuffe der Ernidrigung/ und die höchste seines kindli-
chen Gehorsams erreichet hatte. Das Gold/ das im Feur
stehet und geläutert wird/ das auffm Amboß und unter dem
Hammer liget/ ist dem Goldarbeiter so lieb alßdas/ so
schon zierlich außgeputzet auff dem Laden/ oder im Schranck
stehet: Die Elendesten in ihren Hertzen/ sind die Liebsten
bey GOtt/ die Weitesten von GOtt nach ihrem Düncken/
sind ihm die Nähesten.

§. 7.

Ein vom Satan leiblich besessener Mensch muß

auch

“ſey/ wenn einem Menſchen in ſeiner Noth/ ſonderlich in
“den hohen Noͤthen des Gewiſſens/ der Puff koͤmmet/
“daß er fuͤhlet/ wie GOtt zu ihm ſpricht: Quid mihi &
“tibi?
Was hab ich mit dir zuſchaffen? Verzagen und
“veꝛzweiffeln muß er/ wo er nicht weiß und kennet/ die
“Aꝛt ſolches Wercks GOttes und im Glauben geuͤbet
“iſt.” (Kirchenpoſtill. Winterth. ſ. 206. b)

§. 6.

Doch kan auch ein ſolcher Menſch bey GOtt in
Gnaden ſeyn/ ja dieſes iſt mehrentheilß der liebſten GOt-
tes Kinder Becher/ und die der himliſche Vater am liebe-
ſten hat/ leßt er offt am wenigſien wiſſen/ daß ſie ihm ſo lieb
ſind/ wenn ſchon der Apoſtel einen Pfal im Fleiſch empfin-
det/ und gleichſam am Spies ſtecket/ und von des Satans
Engel mit Faͤuſten geſchlagen wird/ ſo bekoͤmt er doch auff
ſein aͤngſtliches Gebet zur Antwort/ Laß dich an meiner
Gnade gnuͤgen!
(2. Corinth. XII. 7. 8.) Ob ſchon der
HErr JEſus am Creutz haͤnget/ mit Finſterniß umbge-
ben/ und mit ſolcher Hellenangſt gequaͤlet/ daß er auß-
ſchrie: Mein GOtt! Mein GOtt! wie haſtu mich
verlaſſen!
ſo blieb er doch der einige und allerliebſte Sohn
ſeines Himliſchen Vaters/ ja er war ihm niemahln lieber/
(wenn ich ſo reden mag/) alß domahls/ da er die allerunter-
ſte Stuffe der Ernidrigung/ und die hoͤchſte ſeines kindli-
chen Gehorſams erreichet hatte. Das Gold/ das im Feur
ſtehet uñ gelaͤutert wird/ das auffm Amboß uñ unter dem
Hammer liget/ iſt dem Goldarbeiter ſo lieb alßdas/ ſo
ſchon zierlich außgeputzet auff dem Ladẽ/ oder im Schꝛanck
ſtehet: Die Elendeſten in ihren Hertzen/ ſind die Liebſten
bey GOtt/ die Weiteſten von GOtt nach ihrem Duͤncken/
ſind ihm die Naͤheſten.

§. 7.

Ein vom Satan leiblich beſeſſener Menſch muß

auch
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[0084] “ſey/ wenn einem Menſchen in ſeiner Noth/ ſonderlich in “den hohen Noͤthen des Gewiſſens/ der Puff koͤmmet/ “daß er fuͤhlet/ wie GOtt zu ihm ſpricht: Quid mihi & “tibi? Was hab ich mit dir zuſchaffen? Verzagen und “veꝛzweiffeln muß er/ wo er nicht weiß und kennet/ die “Aꝛt ſolches Wercks GOttes und im Glauben geuͤbet “iſt.” (Kirchenpoſtill. Winterth. ſ. 206. b) §. 6.Doch kan auch ein ſolcher Menſch bey GOtt in Gnaden ſeyn/ ja dieſes iſt mehrentheilß der liebſten GOt- tes Kinder Becher/ und die der himliſche Vater am liebe- ſten hat/ leßt er offt am wenigſien wiſſen/ daß ſie ihm ſo lieb ſind/ wenn ſchon der Apoſtel einen Pfal im Fleiſch empfin- det/ und gleichſam am Spies ſtecket/ und von des Satans Engel mit Faͤuſten geſchlagen wird/ ſo bekoͤmt er doch auff ſein aͤngſtliches Gebet zur Antwort/ Laß dich an meiner Gnade gnuͤgen! (2. Corinth. XII. 7. 8.) Ob ſchon der HErr JEſus am Creutz haͤnget/ mit Finſterniß umbge- ben/ und mit ſolcher Hellenangſt gequaͤlet/ daß er auß- ſchrie: Mein GOtt! Mein GOtt! wie haſtu mich verlaſſen! ſo blieb er doch der einige und allerliebſte Sohn ſeines Himliſchen Vaters/ ja er war ihm niemahln lieber/ (wenn ich ſo reden mag/) alß domahls/ da er die allerunter- ſte Stuffe der Ernidrigung/ und die hoͤchſte ſeines kindli- chen Gehorſams erreichet hatte. Das Gold/ das im Feur ſtehet uñ gelaͤutert wird/ das auffm Amboß uñ unter dem Hammer liget/ iſt dem Goldarbeiter ſo lieb alßdas/ ſo ſchon zierlich außgeputzet auff dem Ladẽ/ oder im Schꝛanck ſtehet: Die Elendeſten in ihren Hertzen/ ſind die Liebſten bey GOtt/ die Weiteſten von GOtt nach ihrem Duͤncken/ ſind ihm die Naͤheſten. §. 7.Ein vom Satan leiblich beſeſſener Menſch muß auch

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Zitationshilfe: Scriver, Christian: Das Verlohrne und wiedergefundene Schäfflein. Magdeburg, 1672, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scriver_schaefflein_1672/84>, abgerufen am 21.11.2024.