pse_087.001 angesprochen. So kann man doch wohl sagen, daß ein oder pse_087.002 mehrere Erlebnisse im Stadium des Anstoßes am Werk sein pse_087.003 werden: ein Stück Welt öffnet sich uns und beginnt in unserem pse_087.004 Innern zu wirken und zu formen. Aber auch der Schaffensvorgang pse_087.005 selbst kann ein Erlebnis sein.
pse_087.006 Damit betrachten wir schon den Vorgang der Ausarbeitung. pse_087.007 Auch in diesem Stadium werden immer wieder -- pse_087.008 besonders bei einer größeren Dichtung -- Inspirationsstöße pse_087.009 kommen. Sie werden sogar eher kommen im Arbeiten, im pse_087.010 Ringen um die Ausgestaltung als in ergebenem Zuwarten. pse_087.011 Die dichterische Ausarbeitung kann mehr rauschhaft oder pse_087.012 mehr spielerisch oder auch rational angestrengt sein. Nie wird pse_087.013 sie sich völlig von allen tiefen Anstößen befreien können. pse_087.014 Dauernd müssen dem Dichter alle Forderungen der Kunst pse_087.015 gegenwärtig sein, im Ringen um ihre Erfüllung, um ihr pse_087.016 richtiges Verhältnis von der kleinsten Einzelheit bis zum pse_087.017 großen Zusammenhang besteht großenteils die Arbeit. Hier pse_087.018 spüren wir, daß Kunst von Können kommt, daß auch der pse_087.019 Dichter um Regeln wissen und geübt und gelernt haben muß. pse_087.020 Gerade die Sprache stellt in ihrer Eigenart den Dichter immer pse_087.021 vor schwere Aufgaben. Sie legt ihm Fesseln an durch ihre pse_087.022 Gesetze, die nicht durchbrochen sein dürfen, aber auch durch pse_087.023 ihre ernüchternde Abgeschliffenheit im Alltagsgebrauch. Er pse_087.024 muß um die Möglichkeiten und Geheimnisse wissen, die pse_087.025 trotz allem immer in ihr liegen, und wie sie am besten zur pse_087.026 vollen und gemäßen Wirkung kommen können. Freilich pse_087.027 wenn das Machen der Dichtung als rationalistischer, ja ökonomischer pse_087.028 Produktionsprozeß angesehen wird, als Tendenz, pse_087.029 als Fabrikation vorhandener Wortware, dann ist das eine pse_087.030 Vereinseitigung, eine Übertreibung dieser einen Seite des pse_087.031 dichterischen Schaffensvorgangs. Das menschliche Innere, die pse_087.032 Seele, das Gemüt in jenem tiefen und weiten Sinn, wie wir es pse_087.033 hier fassen wollen, ist immer am Werk, wo ein Kunstwerk pse_087.034 entsteht -- oder es entsteht kein Kunstwerk. Jede Dichtung ist pse_087.035 ein menschliches Werk, aber eines, an dem das Innerste und pse_087.036 Wesentliche des Menschen beteiligt ist.
pse_087.001 angesprochen. So kann man doch wohl sagen, daß ein oder pse_087.002 mehrere Erlebnisse im Stadium des Anstoßes am Werk sein pse_087.003 werden: ein Stück Welt öffnet sich uns und beginnt in unserem pse_087.004 Innern zu wirken und zu formen. Aber auch der Schaffensvorgang pse_087.005 selbst kann ein Erlebnis sein.
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Damit betrachten wir schon den Vorgang der Ausarbeitung. pse_087.007
Auch in diesem Stadium werden immer wieder — pse_087.008
besonders bei einer größeren Dichtung — Inspirationsstöße pse_087.009
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Ringen um die Ausgestaltung als in ergebenem Zuwarten. pse_087.011
Die dichterische Ausarbeitung kann mehr rauschhaft oder pse_087.012
mehr spielerisch oder auch rational angestrengt sein. Nie wird pse_087.013
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Seidler, Herbert: Die Dichtung: Wesen, Form, Dasein. Stuttgart, 1959, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seidler_poetik_1959/103>, abgerufen am 21.11.2024.
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