pse_128.001 Das allein ist maßgebend für die Wertung des Gedichts von pse_128.002 seinem Erlebniskreis aus. Ohne Absicht auf Vollständigkeit pse_128.003 und Systematik seien im folgenden wichtige Erlebniskreise pse_128.004 angeführt, besonders auch solche, die manchmal wertenden pse_128.005 Mißverständnissen ausgesetzt sind.
pse_128.006 Der Mensch ist ein unausschöpfbarer Antrieb zu dichterischer pse_128.007 Gestaltung. Eine Möglichkeit ist da neben all den vielen, pse_128.008 die die inneren Geheimnisse des Menschen überhaupt oder in pse_128.009 bestimmten Lebenslagen und Schicksalen betreffen, der pse_128.010 Stand, dem der Mensch angehört. In der Dichtung sind hier pse_128.011 vor allem zwei erwähnenswert: Arbeiterdichtung und Bauerndichtung. pse_128.012 Es handelt sich hier nicht um die Frage, ob der pse_128.013 Dichter selbst diesem Stand angehört, sondern daß die in der pse_128.014 Dichtung lebenden Menschen Arbeiter oder Bauern sind. pse_128.015 Mit dem Arbeiter meint man dabei den an die Maschine pse_128.016 gefesselten Menschen, wie ihn Lersch und Engelke sehen. pse_128.017 Solche Arbeiterdichtung ist geschichtlich und menschlich bedingt. pse_128.018 Man wirft ihr vor, sie lasse Weite und Tiefe vermissen. pse_128.019 Gewiß ist die Gefahr engen Blicks, auch die der überwuchernden pse_128.020 Tendenz gegeben. Aber so wie aus der stillen, pse_128.021 kurzen Liebe eines einzelnen Menschen der Dichter Blicke in pse_128.022 alle Höhen und Tiefen öffnen kann, ist das auch aus dem pse_128.023 Dasein, der Not oder der Kraft eines Arbeiters möglich. pse_128.024 Arbeitertum an sich stellt noch gar kein Kriterium für wertvolle pse_128.025 Dichtung dar, aber es schließt sie nicht aus. Genau so pse_128.026 mit der Bauerndichtung. Natürlich greift sie tiefer in die Geschichte pse_128.027 der menschlichen Gemeinschaften zurück. Auch pse_128.028 Bauerndichtung kann wertlos und bloße Tendenz sein. Aber pse_128.029 auch in den Blick des Bauerntums, das unmittelbar mit der pse_128.030 Erde in Beziehung steht, das mit ihr ringt, von ihr vernichtet pse_128.031 wird oder aus ihr Kräfte holt, kann eine weite und tiefe Welt pse_128.032 hereingeholt werden. Warum sollte das Schicksal eines Bergbauern pse_128.033 weniger welthaltig in der Dichtung gestaltet werden pse_128.034 können als das irgendeines großstädtischen Bürgers? Große pse_128.035 Beispiele beweisen es: Gotthelf, Hamsun, aber auch Waggerl, pse_128.036 nicht der von Hamsun lernende jüngere, sondern der zum pse_128.037 schönen Humor gereifte seiner Höhe. Es darf bei der Beurteilung pse_128.038 der Möglichkeiten wertvoller Arbeiter- und Bauerndichtung
pse_128.001 Das allein ist maßgebend für die Wertung des Gedichts von pse_128.002 seinem Erlebniskreis aus. Ohne Absicht auf Vollständigkeit pse_128.003 und Systematik seien im folgenden wichtige Erlebniskreise pse_128.004 angeführt, besonders auch solche, die manchmal wertenden pse_128.005 Mißverständnissen ausgesetzt sind.
pse_128.006 Der Mensch ist ein unausschöpfbarer Antrieb zu dichterischer pse_128.007 Gestaltung. Eine Möglichkeit ist da neben all den vielen, pse_128.008 die die inneren Geheimnisse des Menschen überhaupt oder in pse_128.009 bestimmten Lebenslagen und Schicksalen betreffen, der pse_128.010 Stand, dem der Mensch angehört. In der Dichtung sind hier pse_128.011 vor allem zwei erwähnenswert: Arbeiterdichtung und Bauerndichtung. pse_128.012 Es handelt sich hier nicht um die Frage, ob der pse_128.013 Dichter selbst diesem Stand angehört, sondern daß die in der pse_128.014 Dichtung lebenden Menschen Arbeiter oder Bauern sind. pse_128.015 Mit dem Arbeiter meint man dabei den an die Maschine pse_128.016 gefesselten Menschen, wie ihn Lersch und Engelke sehen. pse_128.017 Solche Arbeiterdichtung ist geschichtlich und menschlich bedingt. pse_128.018 Man wirft ihr vor, sie lasse Weite und Tiefe vermissen. pse_128.019 Gewiß ist die Gefahr engen Blicks, auch die der überwuchernden pse_128.020 Tendenz gegeben. Aber so wie aus der stillen, pse_128.021 kurzen Liebe eines einzelnen Menschen der Dichter Blicke in pse_128.022 alle Höhen und Tiefen öffnen kann, ist das auch aus dem pse_128.023 Dasein, der Not oder der Kraft eines Arbeiters möglich. pse_128.024 Arbeitertum an sich stellt noch gar kein Kriterium für wertvolle pse_128.025 Dichtung dar, aber es schließt sie nicht aus. Genau so pse_128.026 mit der Bauerndichtung. Natürlich greift sie tiefer in die Geschichte pse_128.027 der menschlichen Gemeinschaften zurück. Auch pse_128.028 Bauerndichtung kann wertlos und bloße Tendenz sein. Aber pse_128.029 auch in den Blick des Bauerntums, das unmittelbar mit der pse_128.030 Erde in Beziehung steht, das mit ihr ringt, von ihr vernichtet pse_128.031 wird oder aus ihr Kräfte holt, kann eine weite und tiefe Welt pse_128.032 hereingeholt werden. Warum sollte das Schicksal eines Bergbauern pse_128.033 weniger welthaltig in der Dichtung gestaltet werden pse_128.034 können als das irgendeines großstädtischen Bürgers? Große pse_128.035 Beispiele beweisen es: Gotthelf, Hamsun, aber auch Waggerl, pse_128.036 nicht der von Hamsun lernende jüngere, sondern der zum pse_128.037 schönen Humor gereifte seiner Höhe. Es darf bei der Beurteilung pse_128.038 der Möglichkeiten wertvoller Arbeiter- und Bauerndichtung
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Das allein ist maßgebend für die Wertung des Gedichts von pse_128.002
seinem Erlebniskreis aus. Ohne Absicht auf Vollständigkeit pse_128.003
und Systematik seien im folgenden wichtige Erlebniskreise pse_128.004
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Mißverständnissen ausgesetzt sind.
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Der Mensch ist ein unausschöpfbarer Antrieb zu dichterischer pse_128.007
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Stand, dem der Mensch angehört. In der Dichtung sind hier pse_128.011
vor allem zwei erwähnenswert: Arbeiterdichtung und Bauerndichtung. pse_128.012
Es handelt sich hier nicht um die Frage, ob der pse_128.013
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Mit dem Arbeiter meint man dabei den an die Maschine pse_128.016
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Solche Arbeiterdichtung ist geschichtlich und menschlich bedingt. pse_128.018
Man wirft ihr vor, sie lasse Weite und Tiefe vermissen. pse_128.019
Gewiß ist die Gefahr engen Blicks, auch die der überwuchernden pse_128.020
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kurzen Liebe eines einzelnen Menschen der Dichter Blicke in pse_128.022
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Seidler, Herbert: Die Dichtung: Wesen, Form, Dasein. Stuttgart, 1959, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seidler_poetik_1959/144>, abgerufen am 21.11.2024.
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