pse_237.001 ohne Übergänge. Die sprachlichen Bilder steigen oft pse_237.002 in unterste irdische Bereiche und dann wieder ins Kosmische: pse_237.003 also auch in dieser Hinsicht schärfste Antithetik. Die Gestaltung pse_237.004 steht im Bereich des Kosmischen und Menschlichen im pse_237.005 weitesten Sinn. Die Bildränder sind deutlich. Auch ein pse_237.006 solcher Vergleich zeigt also, wie Stil immer eine Ganzheit ist pse_237.007 und auch in dieser Ganzheit sein jeweiliges Gepräge erlangt.
pse_237.008 Wir haben bei der Betrachtung der menschlich-dichterischen pse_237.009 Auffassungsweisen der Welt (S. 94 ff.) immer wieder pse_237.010 betont, daß dieses Weltbild in der Dichtung immer nur in der pse_237.011 bestimmten künstlerischen Gestalt Wirklichkeit wird. Wir pse_237.012 können nun umgekehrt andeuten, daß Sprachkunst auch pse_237.013 diese höchsten Bereiche, etwa des Tragischen und des Komischen, pse_237.014 formen kann.
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Zerbrochen ist das Steuer, und es krachtpse_237.016 Das Schiff an allen Seiten. Berstend reißtpse_237.017 Der Boden unter meinen Füßen auf!pse_237.018 Ich fasse dich mit beiden Armen auf!pse_237.019 So klammert sich der Schiffer endlich nochpse_237.020 Am Felsen fest, an dem er scheitern sollte.
pse_237.021 (Goethe, Schluß des "Tasso")
pse_237.022
In dieser gewaltigen sprachlichen Bilderreihe endet das ganze pse_237.023 Werk. Daher hat sie einen deutlich schließenden Charakter pse_237.024 und gewinnt damit erhöhte Bedeutsamkeit. Sie wird zum pse_237.025 zusammenfassenden Symbol des scheiternden Menschen, des pse_237.026 Menschen, dem alle Daseinsstützen zerbrechen, des tragischen pse_237.027 Menschen. Alle Einzelbilder gewinnen an dieser krönenden pse_237.028 Stelle erhöhte Bedeutung. Das Steuer ist auch die klare pse_237.029 Lebensausrichtung, das Schiff das Leben, der Boden der Halt pse_237.030 im Leben. Auch die Möglichkeit des Bestehens ist im Gehalt pse_237.031 der Bilder aufgefangen: das Festhalten an dem, was Gefahr pse_237.032 drohte. Gerade diese prosaische Umdeutung zeigt aber, wie pse_237.033 viel wirksamer, wie viel mehr aus innersten Tiefen die dichterische pse_237.034 Gestaltung tragischen Erlebens kommt. Die Worte pse_237.035 sind noch nicht abgebraucht oder werden in diesem Zusammenhang pse_237.036 wieder in ihrem tiefen Gehalt lebendig, sie klingen pse_237.037 in der Stimmung alle zusammen: das Unglück, das Ende, die pse_237.038 Katastrophe wird in jedem Bild spürbar. Aber gerade hier
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pse_237.008 Wir haben bei der Betrachtung der menschlich-dichterischen pse_237.009 Auffassungsweisen der Welt (S. 94 ff.) immer wieder pse_237.010 betont, daß dieses Weltbild in der Dichtung immer nur in der pse_237.011 bestimmten künstlerischen Gestalt Wirklichkeit wird. Wir pse_237.012 können nun umgekehrt andeuten, daß Sprachkunst auch pse_237.013 diese höchsten Bereiche, etwa des Tragischen und des Komischen, pse_237.014 formen kann.
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Zerbrochen ist das Steuer, und es krachtpse_237.016 Das Schiff an allen Seiten. Berstend reißtpse_237.017 Der Boden unter meinen Füßen auf!pse_237.018 Ich fasse dich mit beiden Armen auf!pse_237.019 So klammert sich der Schiffer endlich nochpse_237.020 Am Felsen fest, an dem er scheitern sollte.
pse_237.021 (Goethe, Schluß des »Tasso«)
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In dieser gewaltigen sprachlichen Bilderreihe endet das ganze pse_237.023 Werk. Daher hat sie einen deutlich schließenden Charakter pse_237.024 und gewinnt damit erhöhte Bedeutsamkeit. Sie wird zum pse_237.025 zusammenfassenden Symbol des scheiternden Menschen, des pse_237.026 Menschen, dem alle Daseinsstützen zerbrechen, des tragischen pse_237.027 Menschen. Alle Einzelbilder gewinnen an dieser krönenden pse_237.028 Stelle erhöhte Bedeutung. Das Steuer ist auch die klare pse_237.029 Lebensausrichtung, das Schiff das Leben, der Boden der Halt pse_237.030 im Leben. Auch die Möglichkeit des Bestehens ist im Gehalt pse_237.031 der Bilder aufgefangen: das Festhalten an dem, was Gefahr pse_237.032 drohte. Gerade diese prosaische Umdeutung zeigt aber, wie pse_237.033 viel wirksamer, wie viel mehr aus innersten Tiefen die dichterische pse_237.034 Gestaltung tragischen Erlebens kommt. Die Worte pse_237.035 sind noch nicht abgebraucht oder werden in diesem Zusammenhang pse_237.036 wieder in ihrem tiefen Gehalt lebendig, sie klingen pse_237.037 in der Stimmung alle zusammen: das Unglück, das Ende, die pse_237.038 Katastrophe wird in jedem Bild spürbar. Aber gerade hier
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in unterste irdische Bereiche und dann wieder ins Kosmische: pse_237.003
also auch in dieser Hinsicht schärfste Antithetik. Die Gestaltung pse_237.004
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weitesten Sinn. Die Bildränder sind deutlich. Auch ein pse_237.006
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und auch in dieser Ganzheit sein jeweiliges Gepräge erlangt.
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Wir haben bei der Betrachtung der menschlich-dichterischen pse_237.009
Auffassungsweisen der Welt (S. 94 ff.) immer wieder pse_237.010
betont, daß dieses Weltbild in der Dichtung immer nur in der pse_237.011
bestimmten künstlerischen Gestalt Wirklichkeit wird. Wir pse_237.012
können nun umgekehrt andeuten, daß Sprachkunst auch pse_237.013
diese höchsten Bereiche, etwa des Tragischen und des Komischen, pse_237.014
formen kann.
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Das Schiff an allen Seiten. Berstend reißt pse_237.017
Der Boden unter meinen Füßen auf! pse_237.018
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So klammert sich der Schiffer endlich noch pse_237.020
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(Goethe, Schluß des »Tasso«)
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In dieser gewaltigen sprachlichen Bilderreihe endet das ganze pse_237.023
Werk. Daher hat sie einen deutlich schließenden Charakter pse_237.024
und gewinnt damit erhöhte Bedeutsamkeit. Sie wird zum pse_237.025
zusammenfassenden Symbol des scheiternden Menschen, des pse_237.026
Menschen, dem alle Daseinsstützen zerbrechen, des tragischen pse_237.027
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Lebensausrichtung, das Schiff das Leben, der Boden der Halt pse_237.030
im Leben. Auch die Möglichkeit des Bestehens ist im Gehalt pse_237.031
der Bilder aufgefangen: das Festhalten an dem, was Gefahr pse_237.032
drohte. Gerade diese prosaische Umdeutung zeigt aber, wie pse_237.033
viel wirksamer, wie viel mehr aus innersten Tiefen die dichterische pse_237.034
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Seidler, Herbert: Die Dichtung: Wesen, Form, Dasein. Stuttgart, 1959, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seidler_poetik_1959/253>, abgerufen am 21.11.2024.
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