pse_271.001 konkrete Gestalt, z. B. die Person Adams, dehnt sich und pse_271.002 vertieft sich langsam zum Bild des Menschen überhaupt. pse_271.003 In Gegenbewegung dazu verdichten sich allgemeine und umfassende pse_271.004 Erlebnisse der Welt und des Lebens zu Gestalten pse_271.005 von eindringlicher Bedeutsamkeit, die also schon von vornherein pse_271.006 symbolisch sind: Don Quijote, Kohlhaas.
pse_271.007 Symbole enthüllen ihren tieferen Sinn in einer Dichtung pse_271.008 immer aus dem ganz bestimmten Zusammenhang, in dem sie pse_271.009 stehen. Man erkannte, daß bestimmte Symbole bei Goethe, pse_271.010 besonders im "Faust II", beinahe vieldeutig sind, daß nur ein pse_271.011 sehr umfassender Gehalt, vielleicht eine Art Urgefühl das pse_271.012 Bindende ist, das dann an den einzelnen Stellen in einer ganz pse_271.013 konkreten Erfassungsweise herausgeformt wird; so erscheint pse_271.014 das Gold als etwas Lockend-Untergründiges, das Glück und pse_271.015 Unglück, Schönheit und Verderben sein kann, je nachdem pse_271.016 wie dieses Untergründige an der betreffenden Stelle eingebaut pse_271.017 ist. Damit wird ihr Sinn als Glied in der Architektur pse_271.018 des Ganzen deutlich. Sie haben zunächst in ihrer erschließenden pse_271.019 Eindringlichkeit einen Stellenwert, d. h. sie bilden eben pse_271.020 durch diese Eigenschaft Höhepunkte der Dichtung; sie haben pse_271.021 eine antreibende Wirkung, indem von ihnen aus neue Impulse pse_271.022 für die Fortbewegung der Dichtung ausgehen; endlich pse_271.023 verbinden sie durch ihren Gehalt verschiedene Glieder der pse_271.024 Dichtung, beleuchten Früheres und vertiefen die ganze dichterische pse_271.025 Bewegung.
pse_271.026 Die Allegorie steht nicht in einem eindeutigen Verhältnis pse_271.027 zum Symbol. Ihr Wesen ist klar: es ist ein feststehendes pse_271.028 (sprachliches oder dichterisches) Bild für einen fixierbaren pse_271.029 Begriff, sie übersetzt ein Gedachtes in ein Bild. Dieses Bild pse_271.030 hat keinen Sinn für sich, wie das beim Symbol der Fall ist, pse_271.031 sondern nur eine Bedeutung als Zeichen für etwas. Allegorien pse_271.032 können neben Symbolen seit alters bestehen; aber pse_271.033 Symbole können auch im Lauf der Entwicklung zu Allegorien pse_271.034 werden, wenn die Einheit von Bild und Sinn im Symbol pse_271.035 sich lockert und endlich das Bild zum Zeichen für etwas pse_271.036 Gedachtes erstarrt. Man kann beim alten Goethe beobachten, pse_271.037 wie mit der Zeit bestimmte Symbole immer mehr stets angewandte pse_271.038 Zeichen werden, um gleichsam in solcher Kurzform
pse_271.001 konkrete Gestalt, z. B. die Person Adams, dehnt sich und pse_271.002 vertieft sich langsam zum Bild des Menschen überhaupt. pse_271.003 In Gegenbewegung dazu verdichten sich allgemeine und umfassende pse_271.004 Erlebnisse der Welt und des Lebens zu Gestalten pse_271.005 von eindringlicher Bedeutsamkeit, die also schon von vornherein pse_271.006 symbolisch sind: Don Quijote, Kohlhaas.
pse_271.007 Symbole enthüllen ihren tieferen Sinn in einer Dichtung pse_271.008 immer aus dem ganz bestimmten Zusammenhang, in dem sie pse_271.009 stehen. Man erkannte, daß bestimmte Symbole bei Goethe, pse_271.010 besonders im »Faust II«, beinahe vieldeutig sind, daß nur ein pse_271.011 sehr umfassender Gehalt, vielleicht eine Art Urgefühl das pse_271.012 Bindende ist, das dann an den einzelnen Stellen in einer ganz pse_271.013 konkreten Erfassungsweise herausgeformt wird; so erscheint pse_271.014 das Gold als etwas Lockend-Untergründiges, das Glück und pse_271.015 Unglück, Schönheit und Verderben sein kann, je nachdem pse_271.016 wie dieses Untergründige an der betreffenden Stelle eingebaut pse_271.017 ist. Damit wird ihr Sinn als Glied in der Architektur pse_271.018 des Ganzen deutlich. Sie haben zunächst in ihrer erschließenden pse_271.019 Eindringlichkeit einen Stellenwert, d. h. sie bilden eben pse_271.020 durch diese Eigenschaft Höhepunkte der Dichtung; sie haben pse_271.021 eine antreibende Wirkung, indem von ihnen aus neue Impulse pse_271.022 für die Fortbewegung der Dichtung ausgehen; endlich pse_271.023 verbinden sie durch ihren Gehalt verschiedene Glieder der pse_271.024 Dichtung, beleuchten Früheres und vertiefen die ganze dichterische pse_271.025 Bewegung.
pse_271.026 Die Allegorie steht nicht in einem eindeutigen Verhältnis pse_271.027 zum Symbol. Ihr Wesen ist klar: es ist ein feststehendes pse_271.028 (sprachliches oder dichterisches) Bild für einen fixierbaren pse_271.029 Begriff, sie übersetzt ein Gedachtes in ein Bild. Dieses Bild pse_271.030 hat keinen Sinn für sich, wie das beim Symbol der Fall ist, pse_271.031 sondern nur eine Bedeutung als Zeichen für etwas. Allegorien pse_271.032 können neben Symbolen seit alters bestehen; aber pse_271.033 Symbole können auch im Lauf der Entwicklung zu Allegorien pse_271.034 werden, wenn die Einheit von Bild und Sinn im Symbol pse_271.035 sich lockert und endlich das Bild zum Zeichen für etwas pse_271.036 Gedachtes erstarrt. Man kann beim alten Goethe beobachten, pse_271.037 wie mit der Zeit bestimmte Symbole immer mehr stets angewandte pse_271.038 Zeichen werden, um gleichsam in solcher Kurzform
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Symbole enthüllen ihren tieferen Sinn in einer Dichtung pse_271.008
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konkreten Erfassungsweise herausgeformt wird; so erscheint pse_271.014
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Die Allegorie steht nicht in einem eindeutigen Verhältnis pse_271.027
zum Symbol. Ihr Wesen ist klar: es ist ein feststehendes pse_271.028
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Seidler, Herbert: Die Dichtung: Wesen, Form, Dasein. Stuttgart, 1959, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seidler_poetik_1959/287>, abgerufen am 21.11.2024.
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