pse_361.001 gegeben, sondern in rein persönlicher Spiegelung eines Menschen, pse_361.002 der ihn erzählt, wobei das Ergriffensein, das Erlebnis pse_361.003 zugleich, und zwar sehr eindringlich, mitgeformt wird. Wir pse_361.004 werden noch auf diese Form zurückkommen. Sie zeigt sich pse_361.005 übrigens auch in manchen der Balladen C. F. Meyers.
pse_361.006 Ausbildung geschichtlicher Gattungen und Arten
pse_361.007 Die bisher betrachteten Möglichkeiten dichterischer Gestaltung pse_361.008 sind immer nur von bestimmten Gesichtspunkten pse_361.009 aus gesehen. Sie können sich in der verschiedensten Weise pse_361.010 verquicken und vermischen: man kann in Hingerissenheit pse_361.011 erzählen, man kann ein geschlossenes Weltbild darstellerisch pse_361.012 bewältigen, man kann die Urgespaltenheit der Welt auch pse_361.013 verhältnismäßig ruhig anschauen. Reine Formen des Verinnerns, pse_361.014 Anschauens, des Hingerissenseins, solche des Singens, pse_361.015 Erzählens und Darstellens, endlich die der unmittelbaren pse_361.016 Welterfahrung und der für sich bestehenden Vorgangsgestaltung pse_361.017 sind sehr selten. Solche Urformen gibt es in der pse_361.018 geschichtlichen Wirklichkeit kaum. Von den Formen des pse_361.019 Betrachtens, Zeigens und Ordnens, die wir vorsichtig als pse_361.020 Zwischenformen eingeführt haben, ist gesagt worden, daß pse_361.021 sie in sich schon Elemente der anderen enthalten können.
pse_361.022 Wir müssen uns darüber klar sein, daß Gattungsformen, pse_361.023 wie sie etwa aus dem Bisherigen herausgesponnen werden pse_361.024 könnten, nichts Ewiges sind, ja nicht einmal eine geschichtliche pse_361.025 Wirklichkeit darstellen. Alle diese dichterischen Möglichkeiten pse_361.026 konkretisieren und entfalten sich in bestimmten pse_361.027 Einzeldichtungen, in bestimmten Epochen und unter bestimmten pse_361.028 geschichtlichen Einflüssen. Diese Formen müssen pse_361.029 erst immer mit Leben erfüllt werden. Die Bedingtheit der pse_361.030 ewigen Gattungsformen durch die jeweilige geschichtliche pse_361.031 Situation, wenn sie dichterische Wirklichkeit werden wollen, pse_361.032 kann als allgemein gültiges Gesetz der Poetik angesehen werden. pse_361.033 So erscheinen das Lyrische, Epische, Dramatische mehr pse_361.034 als Kräfterichtungen, die sich in konkreten Werken und Gattungen pse_361.035 mannigfach verknüpfen. In der geschichtlichen Wirklichkeit
pse_361.001 gegeben, sondern in rein persönlicher Spiegelung eines Menschen, pse_361.002 der ihn erzählt, wobei das Ergriffensein, das Erlebnis pse_361.003 zugleich, und zwar sehr eindringlich, mitgeformt wird. Wir pse_361.004 werden noch auf diese Form zurückkommen. Sie zeigt sich pse_361.005 übrigens auch in manchen der Balladen C. F. Meyers.
pse_361.006 Ausbildung geschichtlicher Gattungen und Arten
pse_361.007 Die bisher betrachteten Möglichkeiten dichterischer Gestaltung pse_361.008 sind immer nur von bestimmten Gesichtspunkten pse_361.009 aus gesehen. Sie können sich in der verschiedensten Weise pse_361.010 verquicken und vermischen: man kann in Hingerissenheit pse_361.011 erzählen, man kann ein geschlossenes Weltbild darstellerisch pse_361.012 bewältigen, man kann die Urgespaltenheit der Welt auch pse_361.013 verhältnismäßig ruhig anschauen. Reine Formen des Verinnerns, pse_361.014 Anschauens, des Hingerissenseins, solche des Singens, pse_361.015 Erzählens und Darstellens, endlich die der unmittelbaren pse_361.016 Welterfahrung und der für sich bestehenden Vorgangsgestaltung pse_361.017 sind sehr selten. Solche Urformen gibt es in der pse_361.018 geschichtlichen Wirklichkeit kaum. Von den Formen des pse_361.019 Betrachtens, Zeigens und Ordnens, die wir vorsichtig als pse_361.020 Zwischenformen eingeführt haben, ist gesagt worden, daß pse_361.021 sie in sich schon Elemente der anderen enthalten können.
pse_361.022 Wir müssen uns darüber klar sein, daß Gattungsformen, pse_361.023 wie sie etwa aus dem Bisherigen herausgesponnen werden pse_361.024 könnten, nichts Ewiges sind, ja nicht einmal eine geschichtliche pse_361.025 Wirklichkeit darstellen. Alle diese dichterischen Möglichkeiten pse_361.026 konkretisieren und entfalten sich in bestimmten pse_361.027 Einzeldichtungen, in bestimmten Epochen und unter bestimmten pse_361.028 geschichtlichen Einflüssen. Diese Formen müssen pse_361.029 erst immer mit Leben erfüllt werden. Die Bedingtheit der pse_361.030 ewigen Gattungsformen durch die jeweilige geschichtliche pse_361.031 Situation, wenn sie dichterische Wirklichkeit werden wollen, pse_361.032 kann als allgemein gültiges Gesetz der Poetik angesehen werden. pse_361.033 So erscheinen das Lyrische, Epische, Dramatische mehr pse_361.034 als Kräfterichtungen, die sich in konkreten Werken und Gattungen pse_361.035 mannigfach verknüpfen. In der geschichtlichen Wirklichkeit
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Ausbildung geschichtlicher Gattungen und Arten pse_361.007
Die bisher betrachteten Möglichkeiten dichterischer Gestaltung pse_361.008
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aus gesehen. Sie können sich in der verschiedensten Weise pse_361.010
verquicken und vermischen: man kann in Hingerissenheit pse_361.011
erzählen, man kann ein geschlossenes Weltbild darstellerisch pse_361.012
bewältigen, man kann die Urgespaltenheit der Welt auch pse_361.013
verhältnismäßig ruhig anschauen. Reine Formen des Verinnerns, pse_361.014
Anschauens, des Hingerissenseins, solche des Singens, pse_361.015
Erzählens und Darstellens, endlich die der unmittelbaren pse_361.016
Welterfahrung und der für sich bestehenden Vorgangsgestaltung pse_361.017
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geschichtlichen Wirklichkeit kaum. Von den Formen des pse_361.019
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sie in sich schon Elemente der anderen enthalten können.
pse_361.022
Wir müssen uns darüber klar sein, daß Gattungsformen, pse_361.023
wie sie etwa aus dem Bisherigen herausgesponnen werden pse_361.024
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geschichtlichen Einflüssen. Diese Formen müssen pse_361.029
erst immer mit Leben erfüllt werden. Die Bedingtheit der pse_361.030
ewigen Gattungsformen durch die jeweilige geschichtliche pse_361.031
Situation, wenn sie dichterische Wirklichkeit werden wollen, pse_361.032
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Seidler, Herbert: Die Dichtung: Wesen, Form, Dasein. Stuttgart, 1959, S. 361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seidler_poetik_1959/377>, abgerufen am 22.11.2024.
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