Die spieldose mit der alten Sarabande nichtpse_415.002 sarabande nichtpse_415.003 bande nichtpse_415.004 nicht.
pse_415.005
Hier spielt der Rhythmus und der eigenartig verstummende pse_415.006 Satzbau eine Rolle.
pse_415.007 Auf keinen Fall erschließen sich solche Gedichte sofort dem pse_415.008 Verständnis. Aber mit dem Verständnis allein ist es ja bei pse_415.009 einem lyrischen Gedicht nicht getan, auch nicht damit, daß pse_415.010 man die Kunst oder die Künstelei bewundert. Erst wenn wir pse_415.011 zumindest ahnen, daß hier ein Mensch von irgendeiner pse_415.012 Wirklichkeit ergriffen ist und beides, das Erfahrungsstück und pse_415.013 seine innere Stellung dazu, sprachlich, wenn auch noch so pse_415.014 eigenwillig, gestaltet, haben wir das lyrische Gedicht. Sicher pse_415.015 muß man mit einem unbedingten Urteil vorsichtig sein, weil pse_415.016 wir nicht wissen können, ob wir erst langsam fähig und aufgeschlossen pse_415.017 werden für solche Dichtung. Aber drei Dinge pse_415.018 müssen auf alle Fälle bedacht sein: 1. Man muß immer darauf pse_415.019 achten, daß man nicht bloße Spielerei und vor allem reinen pse_415.020 Bluff für Kunst hält. 2. Man wird nie zu echter Dichtung pse_415.021 gelangen, wenn man die Sprache vergewaltigt und ihre eine pse_415.022 Seite, nämlich die Sinngestaltung, einfach amputiert. 3. Es pse_415.023 sei zugegeben, daß in den meisten Fällen solcher Verse und pse_415.024 Strophen ehrliches Ringen steckt, ein Experimentieren mit pse_415.025 der Sprache und ihren Möglichkeiten. Daraus können auch pse_415.026 neue Stilmöglichkeiten entstehen. Aber solches Experimentieren pse_415.027 hat es auch früher zu jeder Zeit und in jeder Kunst pse_415.028 gegeben. Nur hat man solche Versuche nicht als Dichtung pse_415.029 angesehen. Warum soll man sie heute als solche werten?
pse_415.030 Und ein letztes: muß jeder Ausdruck gewisser Menschen pse_415.031 unserer Zeit, in denen Chaos, Verzweiflung, Primitivität und pse_415.032 Intellekt eine merkwürdige Struktur bilden, schon Kunst pse_415.033 sein?
pse_415.034 Die lyrischen Arten
pse_415.035 Es ist hoffnungs- und sinnlos, ein logisches, in sich geschlossenes pse_415.036 und vollständiges System der lyrischen Arten aufzustellen. pse_415.037 Schon deshalb, weil immer neue Möglichkeiten innerer
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Die spieldose mit der alten Sarabande nichtpse_415.002 sarabande nichtpse_415.003 bande nichtpse_415.004 nicht.
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Hier spielt der Rhythmus und der eigenartig verstummende pse_415.006 Satzbau eine Rolle.
pse_415.007 Auf keinen Fall erschließen sich solche Gedichte sofort dem pse_415.008 Verständnis. Aber mit dem Verständnis allein ist es ja bei pse_415.009 einem lyrischen Gedicht nicht getan, auch nicht damit, daß pse_415.010 man die Kunst oder die Künstelei bewundert. Erst wenn wir pse_415.011 zumindest ahnen, daß hier ein Mensch von irgendeiner pse_415.012 Wirklichkeit ergriffen ist und beides, das Erfahrungsstück und pse_415.013 seine innere Stellung dazu, sprachlich, wenn auch noch so pse_415.014 eigenwillig, gestaltet, haben wir das lyrische Gedicht. Sicher pse_415.015 muß man mit einem unbedingten Urteil vorsichtig sein, weil pse_415.016 wir nicht wissen können, ob wir erst langsam fähig und aufgeschlossen pse_415.017 werden für solche Dichtung. Aber drei Dinge pse_415.018 müssen auf alle Fälle bedacht sein: 1. Man muß immer darauf pse_415.019 achten, daß man nicht bloße Spielerei und vor allem reinen pse_415.020 Bluff für Kunst hält. 2. Man wird nie zu echter Dichtung pse_415.021 gelangen, wenn man die Sprache vergewaltigt und ihre eine pse_415.022 Seite, nämlich die Sinngestaltung, einfach amputiert. 3. Es pse_415.023 sei zugegeben, daß in den meisten Fällen solcher Verse und pse_415.024 Strophen ehrliches Ringen steckt, ein Experimentieren mit pse_415.025 der Sprache und ihren Möglichkeiten. Daraus können auch pse_415.026 neue Stilmöglichkeiten entstehen. Aber solches Experimentieren pse_415.027 hat es auch früher zu jeder Zeit und in jeder Kunst pse_415.028 gegeben. Nur hat man solche Versuche nicht als Dichtung pse_415.029 angesehen. Warum soll man sie heute als solche werten?
pse_415.030 Und ein letztes: muß jeder Ausdruck gewisser Menschen pse_415.031 unserer Zeit, in denen Chaos, Verzweiflung, Primitivität und pse_415.032 Intellekt eine merkwürdige Struktur bilden, schon Kunst pse_415.033 sein?
pse_415.034 Die lyrischen Arten
pse_415.035 Es ist hoffnungs- und sinnlos, ein logisches, in sich geschlossenes pse_415.036 und vollständiges System der lyrischen Arten aufzustellen. pse_415.037 Schon deshalb, weil immer neue Möglichkeiten innerer
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Auf keinen Fall erschließen sich solche Gedichte sofort dem pse_415.008
Verständnis. Aber mit dem Verständnis allein ist es ja bei pse_415.009
einem lyrischen Gedicht nicht getan, auch nicht damit, daß pse_415.010
man die Kunst oder die Künstelei bewundert. Erst wenn wir pse_415.011
zumindest ahnen, daß hier ein Mensch von irgendeiner pse_415.012
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seine innere Stellung dazu, sprachlich, wenn auch noch so pse_415.014
eigenwillig, gestaltet, haben wir das lyrische Gedicht. Sicher pse_415.015
muß man mit einem unbedingten Urteil vorsichtig sein, weil pse_415.016
wir nicht wissen können, ob wir erst langsam fähig und aufgeschlossen pse_415.017
werden für solche Dichtung. Aber drei Dinge pse_415.018
müssen auf alle Fälle bedacht sein: 1. Man muß immer darauf pse_415.019
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Bluff für Kunst hält. 2. Man wird nie zu echter Dichtung pse_415.021
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Seite, nämlich die Sinngestaltung, einfach amputiert. 3. Es pse_415.023
sei zugegeben, daß in den meisten Fällen solcher Verse und pse_415.024
Strophen ehrliches Ringen steckt, ein Experimentieren mit pse_415.025
der Sprache und ihren Möglichkeiten. Daraus können auch pse_415.026
neue Stilmöglichkeiten entstehen. Aber solches Experimentieren pse_415.027
hat es auch früher zu jeder Zeit und in jeder Kunst pse_415.028
gegeben. Nur hat man solche Versuche nicht als Dichtung pse_415.029
angesehen. Warum soll man sie heute als solche werten?
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Und ein letztes: muß jeder Ausdruck gewisser Menschen pse_415.031
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Intellekt eine merkwürdige Struktur bilden, schon Kunst pse_415.033
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Seidler, Herbert: Die Dichtung: Wesen, Form, Dasein. Stuttgart, 1959, S. 415. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seidler_poetik_1959/431>, abgerufen am 22.11.2024.
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