pse_486.001 gehen. Neben diesen drei Schichten sind noch die pse_486.002 allgemeinen Betrachtungen zu beachten, die den Zeitstufen pse_486.003 gleich fern stehen, aber doch ins Gefüge des epischen Werks pse_486.004 eingebaut sind. Bei dieser Zeitgestaltung kommt es darauf pse_486.005 an, daß die Zeit nicht aufgelöst werde, sondern im Gesamt pse_486.006 der Zeitschichten eine "chorische Vereinigung von verschiedenen pse_486.007 Etappen des Geschehens im Augenblick des Erzählens" pse_486.008 (Lämmert) entsteht. So gelingt es dem Dichter, daß auf weite pse_486.009 Strecken alle Schichten, Etappen und Reflexionen zugleich pse_486.010 da sind. Diese Synchronisierung ist durch den Erzähler selbst pse_486.011 oder durch Aussagen einer Person möglich.
pse_486.012 In diesen Zusammenhang gehören auch die Rückwendungen pse_486.013 und Vorausdeutungen. Gerade sie füllen die im epischen pse_486.014 Vorgang gestaltete Welt auf. Bei den Rückwendungen handelt pse_486.015 es sich nicht um Vorzeithandlungen wie das in Rahmenerzählungen pse_486.016 der Fall ist ("Schimmelreiter", "Armer Spielmann"), pse_486.017 wo mehrere gesonderte Geschehnisabläufe verbunden pse_486.018 sind. Bei Rückwendungen verläßt der Erzähler den augenblicklichen pse_486.019 Ereignisstandpunkt nicht, sondern führt in ihn pse_486.020 ein Stück früherer Vergangenheit ein. Natürlich sind die pse_486.021 Grenzen nicht scharf. Häufig werden am Anfang einer Erzählung pse_486.022 nach kräftigem Einsatz der Handlung einige Vorgänge, pse_486.023 die zu diesem Anfang geführt haben, nachgeholt. So pse_486.024 deutlich in den "Lehrjahren", im "Ofterdingen" und im pse_486.025 "Jenatsch". Am Schluß können sich Spannungen lösen, und pse_486.026 wir erleben nun vergangene Vorgänge anders. Besonders pse_486.027 kunstvoll hat das Kleist im "Zweikampf" gestaltet. Aber auch pse_486.028 an verschiedenen Stellen während des ablaufenden Vorgangs, pse_486.029 besonders an Ruhepunkten, kann Vergangenes eingeschoben pse_486.030 werden. Der Erzähler kann da etwas nachholen und so den pse_486.031 zielstrebigen Aufbau abschweifend bereichern; oder er kann pse_486.032 etwas aus der Vergangenheit herbeiholen, um den erreichten pse_486.033 Augenblick in bestimmter Weise zu tönen oder zu unterstreichen. pse_486.034 Oder er gibt einen Rückblick, in dem die Gegenwart pse_486.035 als Erfüllung einer Vergangenheit oder als Kontrast zu pse_486.036 ihr erscheint. Besonders eindringlich ist das Rückblickskapitel pse_486.037 im "Nachsommer": es steht als Gegengewicht zum Anfang, pse_486.038 der die Rosenhausgegenwart bringt, am Schluß des Romans
pse_486.001 gehen. Neben diesen drei Schichten sind noch die pse_486.002 allgemeinen Betrachtungen zu beachten, die den Zeitstufen pse_486.003 gleich fern stehen, aber doch ins Gefüge des epischen Werks pse_486.004 eingebaut sind. Bei dieser Zeitgestaltung kommt es darauf pse_486.005 an, daß die Zeit nicht aufgelöst werde, sondern im Gesamt pse_486.006 der Zeitschichten eine »chorische Vereinigung von verschiedenen pse_486.007 Etappen des Geschehens im Augenblick des Erzählens« pse_486.008 (Lämmert) entsteht. So gelingt es dem Dichter, daß auf weite pse_486.009 Strecken alle Schichten, Etappen und Reflexionen zugleich pse_486.010 da sind. Diese Synchronisierung ist durch den Erzähler selbst pse_486.011 oder durch Aussagen einer Person möglich.
pse_486.012 In diesen Zusammenhang gehören auch die Rückwendungen pse_486.013 und Vorausdeutungen. Gerade sie füllen die im epischen pse_486.014 Vorgang gestaltete Welt auf. Bei den Rückwendungen handelt pse_486.015 es sich nicht um Vorzeithandlungen wie das in Rahmenerzählungen pse_486.016 der Fall ist (»Schimmelreiter«, »Armer Spielmann«), pse_486.017 wo mehrere gesonderte Geschehnisabläufe verbunden pse_486.018 sind. Bei Rückwendungen verläßt der Erzähler den augenblicklichen pse_486.019 Ereignisstandpunkt nicht, sondern führt in ihn pse_486.020 ein Stück früherer Vergangenheit ein. Natürlich sind die pse_486.021 Grenzen nicht scharf. Häufig werden am Anfang einer Erzählung pse_486.022 nach kräftigem Einsatz der Handlung einige Vorgänge, pse_486.023 die zu diesem Anfang geführt haben, nachgeholt. So pse_486.024 deutlich in den »Lehrjahren«, im »Ofterdingen« und im pse_486.025 »Jenatsch«. Am Schluß können sich Spannungen lösen, und pse_486.026 wir erleben nun vergangene Vorgänge anders. Besonders pse_486.027 kunstvoll hat das Kleist im »Zweikampf« gestaltet. Aber auch pse_486.028 an verschiedenen Stellen während des ablaufenden Vorgangs, pse_486.029 besonders an Ruhepunkten, kann Vergangenes eingeschoben pse_486.030 werden. Der Erzähler kann da etwas nachholen und so den pse_486.031 zielstrebigen Aufbau abschweifend bereichern; oder er kann pse_486.032 etwas aus der Vergangenheit herbeiholen, um den erreichten pse_486.033 Augenblick in bestimmter Weise zu tönen oder zu unterstreichen. pse_486.034 Oder er gibt einen Rückblick, in dem die Gegenwart pse_486.035 als Erfüllung einer Vergangenheit oder als Kontrast zu pse_486.036 ihr erscheint. Besonders eindringlich ist das Rückblickskapitel pse_486.037 im »Nachsommer«: es steht als Gegengewicht zum Anfang, pse_486.038 der die Rosenhausgegenwart bringt, am Schluß des Romans
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gleich fern stehen, aber doch ins Gefüge des epischen Werks pse_486.004
eingebaut sind. Bei dieser Zeitgestaltung kommt es darauf pse_486.005
an, daß die Zeit nicht aufgelöst werde, sondern im Gesamt pse_486.006
der Zeitschichten eine »chorische Vereinigung von verschiedenen pse_486.007
Etappen des Geschehens im Augenblick des Erzählens« pse_486.008
(Lämmert) entsteht. So gelingt es dem Dichter, daß auf weite pse_486.009
Strecken alle Schichten, Etappen und Reflexionen zugleich pse_486.010
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oder durch Aussagen einer Person möglich.
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In diesen Zusammenhang gehören auch die Rückwendungen pse_486.013
und Vorausdeutungen. Gerade sie füllen die im epischen pse_486.014
Vorgang gestaltete Welt auf. Bei den Rückwendungen handelt pse_486.015
es sich nicht um Vorzeithandlungen wie das in Rahmenerzählungen pse_486.016
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Ereignisstandpunkt nicht, sondern führt in ihn pse_486.020
ein Stück früherer Vergangenheit ein. Natürlich sind die pse_486.021
Grenzen nicht scharf. Häufig werden am Anfang einer Erzählung pse_486.022
nach kräftigem Einsatz der Handlung einige Vorgänge, pse_486.023
die zu diesem Anfang geführt haben, nachgeholt. So pse_486.024
deutlich in den »Lehrjahren«, im »Ofterdingen« und im pse_486.025
»Jenatsch«. Am Schluß können sich Spannungen lösen, und pse_486.026
wir erleben nun vergangene Vorgänge anders. Besonders pse_486.027
kunstvoll hat das Kleist im »Zweikampf« gestaltet. Aber auch pse_486.028
an verschiedenen Stellen während des ablaufenden Vorgangs, pse_486.029
besonders an Ruhepunkten, kann Vergangenes eingeschoben pse_486.030
werden. Der Erzähler kann da etwas nachholen und so den pse_486.031
zielstrebigen Aufbau abschweifend bereichern; oder er kann pse_486.032
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Augenblick in bestimmter Weise zu tönen oder zu unterstreichen. pse_486.034
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als Erfüllung einer Vergangenheit oder als Kontrast zu pse_486.036
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Seidler, Herbert: Die Dichtung: Wesen, Form, Dasein. Stuttgart, 1959, S. 486. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seidler_poetik_1959/502>, abgerufen am 22.11.2024.
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