pse_495.001 weltweiten Zusammenhang eingeordnet: Naturablauf und pse_495.002 Götterwelt. Der Erzähler selbst gestaltet gleichsam vor den pse_495.003 Augen des Lesers oder Hörers die Personen, sie werden durch pse_495.004 das Erzählen. Das gelingt ihm durch den Gang der Handlung, pse_495.005 durch Schildern und durch die Reden der Personen. Personendarstellung pse_495.006 durch den Gang der Handlung braucht keine pse_495.007 weitere Erläuterung. Bei der Schilderung einer Person durch pse_495.008 den Erzähler kommt es wesentlich darauf an, ob er diese Art pse_495.009 häufig anwendet oder selten und sich damit der Art des dramatischen pse_495.010 Gestaltens nähert. Auch die Ausführlichkeit der pse_495.011 Schilderung spielt eine Rolle. Neben der verhaltenen Art, mit pse_495.012 der etwa einige Andeutungen bei Storm oder in Hans Grimms pse_495.013 Südafrikanischen Novellen genügen, um in die Tiefe des pse_495.014 Menschen hinabzuleuchten, stehen die ausführlichen Schilderungen, pse_495.015 die Th. Mann dem Schriftsteller Aschenbach widmet. pse_495.016 Nebenpersonen können nur skizziert sein neben der vollen pse_495.017 Ausführung bei Hauptpersonen. Besonders aber gibt die Art pse_495.018 der Schilderung Einblick in die Kunst des Erzählers. Hier pse_495.019 spielt etwa der Anteil der Wortarten eine Rolle: mit dem pse_495.020 Gegenstandswort wird die Person und ihr Charakter als umgrenzbares pse_495.021 Gebilde von der Umwelt abgehoben, in der Gestaltung pse_495.022 durchs Eindruckswort wird die Person erlebt, wie pse_495.023 sie Eindrücke und Wirkungen ausstrahlt, das Vorgangswort pse_495.024 gestaltet sie als lebendes Wesen, als etwas Handelndes, und so pse_495.025 wird sie in den Vorgang maßgeblich eingebaut. Anders pse_495.026 wirkt die Schilderung durch andere Personen, besonders das pse_495.027 Räsonnieren über sie.
pse_495.028 Am unmittelbarsten lassen sich die Personen einer Erzählung pse_495.029 durch ihr Reden gestalten. Aber dieses Reden kann verschieden pse_495.030 in die epische Gestaltung eingeformt werden. Die pse_495.031 übliche Einteilung in direkte, indirekte und erlebte Rede gibt pse_495.032 nur die Hauptpfeiler einer Reihe. Denn dazu tritt noch die pse_495.033 Briefform und der innere Monolog. In der direkten Rede pse_495.034 werden die Worte eines anderen wortwörtlich wiedergegeben, pse_495.035 so daß also die Ich-Origo scheinbar scharf umgestellt pse_495.036 wird. Die direkte Rede hat nur in der szenischen Darstellung pse_495.037 ihren Platz, nicht in den Berichtsteilen. Aber sie nähert sich pse_495.038 nicht dem Dramatischen, da dieses noch andere Wurzeln als
pse_495.001 weltweiten Zusammenhang eingeordnet: Naturablauf und pse_495.002 Götterwelt. Der Erzähler selbst gestaltet gleichsam vor den pse_495.003 Augen des Lesers oder Hörers die Personen, sie werden durch pse_495.004 das Erzählen. Das gelingt ihm durch den Gang der Handlung, pse_495.005 durch Schildern und durch die Reden der Personen. Personendarstellung pse_495.006 durch den Gang der Handlung braucht keine pse_495.007 weitere Erläuterung. Bei der Schilderung einer Person durch pse_495.008 den Erzähler kommt es wesentlich darauf an, ob er diese Art pse_495.009 häufig anwendet oder selten und sich damit der Art des dramatischen pse_495.010 Gestaltens nähert. Auch die Ausführlichkeit der pse_495.011 Schilderung spielt eine Rolle. Neben der verhaltenen Art, mit pse_495.012 der etwa einige Andeutungen bei Storm oder in Hans Grimms pse_495.013 Südafrikanischen Novellen genügen, um in die Tiefe des pse_495.014 Menschen hinabzuleuchten, stehen die ausführlichen Schilderungen, pse_495.015 die Th. Mann dem Schriftsteller Aschenbach widmet. pse_495.016 Nebenpersonen können nur skizziert sein neben der vollen pse_495.017 Ausführung bei Hauptpersonen. Besonders aber gibt die Art pse_495.018 der Schilderung Einblick in die Kunst des Erzählers. Hier pse_495.019 spielt etwa der Anteil der Wortarten eine Rolle: mit dem pse_495.020 Gegenstandswort wird die Person und ihr Charakter als umgrenzbares pse_495.021 Gebilde von der Umwelt abgehoben, in der Gestaltung pse_495.022 durchs Eindruckswort wird die Person erlebt, wie pse_495.023 sie Eindrücke und Wirkungen ausstrahlt, das Vorgangswort pse_495.024 gestaltet sie als lebendes Wesen, als etwas Handelndes, und so pse_495.025 wird sie in den Vorgang maßgeblich eingebaut. Anders pse_495.026 wirkt die Schilderung durch andere Personen, besonders das pse_495.027 Räsonnieren über sie.
pse_495.028 Am unmittelbarsten lassen sich die Personen einer Erzählung pse_495.029 durch ihr Reden gestalten. Aber dieses Reden kann verschieden pse_495.030 in die epische Gestaltung eingeformt werden. Die pse_495.031 übliche Einteilung in direkte, indirekte und erlebte Rede gibt pse_495.032 nur die Hauptpfeiler einer Reihe. Denn dazu tritt noch die pse_495.033 Briefform und der innere Monolog. In der direkten Rede pse_495.034 werden die Worte eines anderen wortwörtlich wiedergegeben, pse_495.035 so daß also die Ich-Origo scheinbar scharf umgestellt pse_495.036 wird. Die direkte Rede hat nur in der szenischen Darstellung pse_495.037 ihren Platz, nicht in den Berichtsteilen. Aber sie nähert sich pse_495.038 nicht dem Dramatischen, da dieses noch andere Wurzeln als
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Am unmittelbarsten lassen sich die Personen einer Erzählung pse_495.029
durch ihr Reden gestalten. Aber dieses Reden kann verschieden pse_495.030
in die epische Gestaltung eingeformt werden. Die pse_495.031
übliche Einteilung in direkte, indirekte und erlebte Rede gibt pse_495.032
nur die Hauptpfeiler einer Reihe. Denn dazu tritt noch die pse_495.033
Briefform und der innere Monolog. In der direkten Rede pse_495.034
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Seidler, Herbert: Die Dichtung: Wesen, Form, Dasein. Stuttgart, 1959, S. 495. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seidler_poetik_1959/511>, abgerufen am 24.11.2024.
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