pse_496.001 das Reden der Personen hat. Durch die direkte Rede nähert pse_496.002 sich die Erzählung dem wirklichen Zeitgefälle. Aber nicht pse_496.003 ganz: es gibt Gespräche, die länger als die Erzählzeit sind, etwa pse_496.004 oft bei kurzen Gesprächen in Romanen Fontanes; aber auch pse_496.005 solche, die kürzer sind als die Dauer, die es zu ihrer Erzählung pse_496.006 braucht (oft in Stifters "Witiko").
pse_496.007 Das Erzählen und die Personenrede sind zwei Dimensionen pse_496.008 der Aussage. Zwischen ihnen gibt es mannigfache Bezüge, pse_496.009 auch die Art des Einbaus der Rede in die Erzählung kann verschieden pse_496.010 sein. Der Erzähler kann in der Sprachgebung auf eine pse_496.011 Rede vorbereiten, indem er sich ihrer Darstellungsweise annähert, pse_496.012 oder er kann sie nachher in seiner Erzählung wieder pse_496.013 ausklingen lassen. Er wirkt in seiner Gestaltung und Gestimmtheit pse_496.014 in leisen Schattierungen auf die Redeform ein. So pse_496.015 entsteht eine Spannung zwischen Erzähler und Rede. In der pse_496.016 Rede einer Person -- das gleiche gilt immer auch für Gesprächesind pse_496.017 oft zwei Zeitabläufe zu unterscheiden: die Rede ist ein pse_496.018 Stück des epischen Vorgangs und gliedert sich also in ihn zeitlich pse_496.019 ein, zugleich aber kann das, was in der Rede gesagt, berichtet pse_496.020 oder gar erzählt wird, diesen Vorgangsablauf überspielen pse_496.021 und eigene Zeitbereiche öffnen.
pse_496.022 Der Sinn der direkten Rede ist vor allem die Charakterisierung pse_496.023 der redenden Person, und zwar nicht so sehr durch das, pse_496.024 was sie sagt, als durch die Art, wie sie es sagt. Sie ist aber zugleich pse_496.025 Ordnungsmittel im Aufbau: sie verdichtet das Vergangene pse_496.026 und dehnt es zugleich in die Gegenwart herein, sie pse_496.027 gibt Erzählgegenstände und ist zugleich gegenwärtiges Geschehen. pse_496.028 Sie dient dem äußeren und dem inneren Aufbau. pse_496.029 Die häufigste Form der direkten Rede ist das Gespräch. Auch pse_496.030 da bieten sich dem Dichter die verschiedensten Möglichkeiten. pse_496.031 Er kann das Gespräch oder die einzelnen Teile ankündigen pse_496.032 oder auch nicht. Die Gespräche können gleichgewogen pse_496.033 sein, also mit gleichem Anteil der Partner; in einem Überredungsgespräch pse_496.034 wird diese Gleichgewogenheit immer mehr pse_496.035 durch das Vorherrschen des einen Partners verdrängt. So und pse_496.036 auch auf viele andere Arten können große Steigerungen in pse_496.037 Gespräche gebracht werden. Gespräche führen entweder die pse_496.038 Handlung selbst weiter, oder sie begleiten sie. Das Gespräch
pse_496.001 das Reden der Personen hat. Durch die direkte Rede nähert pse_496.002 sich die Erzählung dem wirklichen Zeitgefälle. Aber nicht pse_496.003 ganz: es gibt Gespräche, die länger als die Erzählzeit sind, etwa pse_496.004 oft bei kurzen Gesprächen in Romanen Fontanes; aber auch pse_496.005 solche, die kürzer sind als die Dauer, die es zu ihrer Erzählung pse_496.006 braucht (oft in Stifters »Witiko«).
pse_496.007 Das Erzählen und die Personenrede sind zwei Dimensionen pse_496.008 der Aussage. Zwischen ihnen gibt es mannigfache Bezüge, pse_496.009 auch die Art des Einbaus der Rede in die Erzählung kann verschieden pse_496.010 sein. Der Erzähler kann in der Sprachgebung auf eine pse_496.011 Rede vorbereiten, indem er sich ihrer Darstellungsweise annähert, pse_496.012 oder er kann sie nachher in seiner Erzählung wieder pse_496.013 ausklingen lassen. Er wirkt in seiner Gestaltung und Gestimmtheit pse_496.014 in leisen Schattierungen auf die Redeform ein. So pse_496.015 entsteht eine Spannung zwischen Erzähler und Rede. In der pse_496.016 Rede einer Person — das gleiche gilt immer auch für Gesprächesind pse_496.017 oft zwei Zeitabläufe zu unterscheiden: die Rede ist ein pse_496.018 Stück des epischen Vorgangs und gliedert sich also in ihn zeitlich pse_496.019 ein, zugleich aber kann das, was in der Rede gesagt, berichtet pse_496.020 oder gar erzählt wird, diesen Vorgangsablauf überspielen pse_496.021 und eigene Zeitbereiche öffnen.
pse_496.022 Der Sinn der direkten Rede ist vor allem die Charakterisierung pse_496.023 der redenden Person, und zwar nicht so sehr durch das, pse_496.024 was sie sagt, als durch die Art, wie sie es sagt. Sie ist aber zugleich pse_496.025 Ordnungsmittel im Aufbau: sie verdichtet das Vergangene pse_496.026 und dehnt es zugleich in die Gegenwart herein, sie pse_496.027 gibt Erzählgegenstände und ist zugleich gegenwärtiges Geschehen. pse_496.028 Sie dient dem äußeren und dem inneren Aufbau. pse_496.029 Die häufigste Form der direkten Rede ist das Gespräch. Auch pse_496.030 da bieten sich dem Dichter die verschiedensten Möglichkeiten. pse_496.031 Er kann das Gespräch oder die einzelnen Teile ankündigen pse_496.032 oder auch nicht. Die Gespräche können gleichgewogen pse_496.033 sein, also mit gleichem Anteil der Partner; in einem Überredungsgespräch pse_496.034 wird diese Gleichgewogenheit immer mehr pse_496.035 durch das Vorherrschen des einen Partners verdrängt. So und pse_496.036 auch auf viele andere Arten können große Steigerungen in pse_496.037 Gespräche gebracht werden. Gespräche führen entweder die pse_496.038 Handlung selbst weiter, oder sie begleiten sie. Das Gespräch
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das Reden der Personen hat. Durch die direkte Rede nähert pse_496.002
sich die Erzählung dem wirklichen Zeitgefälle. Aber nicht pse_496.003
ganz: es gibt Gespräche, die länger als die Erzählzeit sind, etwa pse_496.004
oft bei kurzen Gesprächen in Romanen Fontanes; aber auch pse_496.005
solche, die kürzer sind als die Dauer, die es zu ihrer Erzählung pse_496.006
braucht (oft in Stifters »Witiko«).
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Das Erzählen und die Personenrede sind zwei Dimensionen pse_496.008
der Aussage. Zwischen ihnen gibt es mannigfache Bezüge, pse_496.009
auch die Art des Einbaus der Rede in die Erzählung kann verschieden pse_496.010
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Rede vorbereiten, indem er sich ihrer Darstellungsweise annähert, pse_496.012
oder er kann sie nachher in seiner Erzählung wieder pse_496.013
ausklingen lassen. Er wirkt in seiner Gestaltung und Gestimmtheit pse_496.014
in leisen Schattierungen auf die Redeform ein. So pse_496.015
entsteht eine Spannung zwischen Erzähler und Rede. In der pse_496.016
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oft zwei Zeitabläufe zu unterscheiden: die Rede ist ein pse_496.018
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ein, zugleich aber kann das, was in der Rede gesagt, berichtet pse_496.020
oder gar erzählt wird, diesen Vorgangsablauf überspielen pse_496.021
und eigene Zeitbereiche öffnen.
pse_496.022
Der Sinn der direkten Rede ist vor allem die Charakterisierung pse_496.023
der redenden Person, und zwar nicht so sehr durch das, pse_496.024
was sie sagt, als durch die Art, wie sie es sagt. Sie ist aber zugleich pse_496.025
Ordnungsmittel im Aufbau: sie verdichtet das Vergangene pse_496.026
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Die häufigste Form der direkten Rede ist das Gespräch. Auch pse_496.030
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Seidler, Herbert: Die Dichtung: Wesen, Form, Dasein. Stuttgart, 1959, S. 496. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seidler_poetik_1959/512>, abgerufen am 24.11.2024.
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