pse_579.001 gewisse Einheiten im Ablauf darstellen, sind auch ihre Schlüsse pse_579.002 meist in irgendeiner Weise herausgehoben: als mächtige pse_579.003 Steigerungen, in unglaublicher Knappheit. Die Aktpausen pse_579.004 spielen in praktischer, gesellschaftlicher und ästhetischer Hinsicht pse_579.005 eine Rolle.
pse_579.006 Hier fügt man am besten die mehrteiligen Dramen an. Der pse_579.007 Titel Trilogie verdeckt wesenhafte Unterschiede zwischen pse_579.008 ihnen. Man unterscheidet am besten zwei geschichtliche Formen, pse_579.009 die zugleich architektonisch bedeutsam sind. Die erste pse_579.010 ist die griechische Trilogie. So hießen ursprünglich die drei pse_579.011 Tragödien eines Dichters, die bei den Wettspielen hintereinander pse_579.012 aufgeführt wurden und von einem Satyrspiel gefolgt pse_579.013 waren. Obwohl jedes Werk für sich geschlossen war, bestand pse_579.014 doch ursprünglich ein enger inhaltlicher Zusammenhang, pse_579.015 wie die einzig erhaltene Orestie des Aischylos zeigt. pse_579.016 Später waren die drei Stücke meist aus demselben Sagenkreis pse_579.017 genommen, aber auch das war nicht verpflichtend. Architektonisch-künstlerisch pse_579.018 besteht also zwischen den Stücken pse_579.019 einer altgriechischen Trilogie kein Zusammenhang. Das zweite pse_579.020 sind die neuzeitlichen Formen. Hier gibt es grundsätzlich pse_579.021 zwei Möglichkeiten: entweder zwingt die Größe des Vorgangs pse_579.022 zur Teilung, oder ein innerer Zusammenhang zwischen pse_579.023 selbständigen Dramen bedingt die Form. Ein Beispiel für das pse_579.024 erste ist der "Wallenstein". Die Teilung war bekanntlich bei pse_579.025 der ersten Aufführung anders als im Erstdruck. Man wird der pse_579.026 Gesamtanlage nur gerecht, wenn man es als Riesendrama aus pse_579.027 einem Vorspiel und fünf großen Akten faßt. Der Name pse_579.028 Trilogie ist also ganz äußerlich. In den "Nibelungen" Hebbels, pse_579.029 bestehend aus einem Vorspiel und einem zweiteiligen Drama, pse_579.030 ist jedes Stück selbständiger, aber keines für sich möglich. pse_579.031 Lockerer ist der Zusammenhang in Grillparzers "Goldenem pse_579.032 Vließ": es folgen ein Vorspiel, ein unselbständiges Zwischenstück pse_579.033 und ein selbständiges Drama; verbindend wirken das pse_579.034 Vließ und vor allem die Gestalt Medeas. Gerhart Hauptmanns pse_579.035 Atridentetralogie stellt eine durchgehende Einheit dar, aber pse_579.036 das erste und vierte Drama sind architektonisch selbständig, pse_579.037 während die zwei mittleren -- beides Einakter -- durch den pse_579.038 gleichen Schauplatz schon gebunden sind. So viele Beispiele --
pse_579.001 gewisse Einheiten im Ablauf darstellen, sind auch ihre Schlüsse pse_579.002 meist in irgendeiner Weise herausgehoben: als mächtige pse_579.003 Steigerungen, in unglaublicher Knappheit. Die Aktpausen pse_579.004 spielen in praktischer, gesellschaftlicher und ästhetischer Hinsicht pse_579.005 eine Rolle.
pse_579.006 Hier fügt man am besten die mehrteiligen Dramen an. Der pse_579.007 Titel Trilogie verdeckt wesenhafte Unterschiede zwischen pse_579.008 ihnen. Man unterscheidet am besten zwei geschichtliche Formen, pse_579.009 die zugleich architektonisch bedeutsam sind. Die erste pse_579.010 ist die griechische Trilogie. So hießen ursprünglich die drei pse_579.011 Tragödien eines Dichters, die bei den Wettspielen hintereinander pse_579.012 aufgeführt wurden und von einem Satyrspiel gefolgt pse_579.013 waren. Obwohl jedes Werk für sich geschlossen war, bestand pse_579.014 doch ursprünglich ein enger inhaltlicher Zusammenhang, pse_579.015 wie die einzig erhaltene Orestie des Aischylos zeigt. pse_579.016 Später waren die drei Stücke meist aus demselben Sagenkreis pse_579.017 genommen, aber auch das war nicht verpflichtend. Architektonisch-künstlerisch pse_579.018 besteht also zwischen den Stücken pse_579.019 einer altgriechischen Trilogie kein Zusammenhang. Das zweite pse_579.020 sind die neuzeitlichen Formen. Hier gibt es grundsätzlich pse_579.021 zwei Möglichkeiten: entweder zwingt die Größe des Vorgangs pse_579.022 zur Teilung, oder ein innerer Zusammenhang zwischen pse_579.023 selbständigen Dramen bedingt die Form. Ein Beispiel für das pse_579.024 erste ist der »Wallenstein«. Die Teilung war bekanntlich bei pse_579.025 der ersten Aufführung anders als im Erstdruck. Man wird der pse_579.026 Gesamtanlage nur gerecht, wenn man es als Riesendrama aus pse_579.027 einem Vorspiel und fünf großen Akten faßt. Der Name pse_579.028 Trilogie ist also ganz äußerlich. In den »Nibelungen« Hebbels, pse_579.029 bestehend aus einem Vorspiel und einem zweiteiligen Drama, pse_579.030 ist jedes Stück selbständiger, aber keines für sich möglich. pse_579.031 Lockerer ist der Zusammenhang in Grillparzers »Goldenem pse_579.032 Vließ«: es folgen ein Vorspiel, ein unselbständiges Zwischenstück pse_579.033 und ein selbständiges Drama; verbindend wirken das pse_579.034 Vließ und vor allem die Gestalt Medeas. Gerhart Hauptmanns pse_579.035 Atridentetralogie stellt eine durchgehende Einheit dar, aber pse_579.036 das erste und vierte Drama sind architektonisch selbständig, pse_579.037 während die zwei mittleren — beides Einakter — durch den pse_579.038 gleichen Schauplatz schon gebunden sind. So viele Beispiele —
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Hier fügt man am besten die mehrteiligen Dramen an. Der pse_579.007
Titel Trilogie verdeckt wesenhafte Unterschiede zwischen pse_579.008
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die zugleich architektonisch bedeutsam sind. Die erste pse_579.010
ist die griechische Trilogie. So hießen ursprünglich die drei pse_579.011
Tragödien eines Dichters, die bei den Wettspielen hintereinander pse_579.012
aufgeführt wurden und von einem Satyrspiel gefolgt pse_579.013
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doch ursprünglich ein enger inhaltlicher Zusammenhang, pse_579.015
wie die einzig erhaltene Orestie des Aischylos zeigt. pse_579.016
Später waren die drei Stücke meist aus demselben Sagenkreis pse_579.017
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besteht also zwischen den Stücken pse_579.019
einer altgriechischen Trilogie kein Zusammenhang. Das zweite pse_579.020
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zur Teilung, oder ein innerer Zusammenhang zwischen pse_579.023
selbständigen Dramen bedingt die Form. Ein Beispiel für das pse_579.024
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der ersten Aufführung anders als im Erstdruck. Man wird der pse_579.026
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ist jedes Stück selbständiger, aber keines für sich möglich. pse_579.031
Lockerer ist der Zusammenhang in Grillparzers »Goldenem pse_579.032
Vließ«: es folgen ein Vorspiel, ein unselbständiges Zwischenstück pse_579.033
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Seidler, Herbert: Die Dichtung: Wesen, Form, Dasein. Stuttgart, 1959, S. 579. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seidler_poetik_1959/595>, abgerufen am 22.11.2024.
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