ein Zimmer getrennt war. Nachdem aber beide Abtheilungen im Jahre 1845 unter einem Vorstande vereinigt wurden, zog das sogenannte epidemische Puerperalfieber auch in die frü- her verschonten Räume. Im Jahre 1856 übersiedelte das Ge- bärhaus in ein neues Gebäude, und auch im neuen Gebäude wurden beide Abtheilungen vom Kindbettfieber heimgesucht.
Widerspricht es nicht der gesunden Vernunft, das Kind- bettfieber der Abtheilung der Aerzte vor der Vereinigung bei- der Abtheilungen für ein epidemisches, d. h. ein durch atmos- phärisch-cosmisch-tellurische Einflüsse bedingtes zu halten?
Professor Stoltz selbst sucht die Ursache des Kindbett- fiebers an der Abtheilung für Aerzte, nicht in atmosphärischen Einflüssen, sondern in endemischen Schädlichkeiten, und zwar in dem Unterschiede der Salubritätsverhältnisse der beiden Abtheilungen, sowohl im alten, als nun wieder im neuen Ge- bärhause.
Dass aber diese günstigeren Verhältnisse es nicht waren, welche die Abtheilung für Hebammen vom Kindbettfieber be- schutzten, so lange diese Abtheilung ausschliesslich Hebam- menabtheilung war, geht daraus hervor, dass dieselben gün- stigen Verhältnisse nicht mehr im Stande waren, diese Räume vor dem Kindbettfieber zu bewahren, sobald selbe aufhörten, ausschliesslich Hebammenabtheilung zu sein.
Auch im neuen Gebäude hat die günstigere Eintheilung der Abtheilung für Hebammen selbe vor dem Kindbettfieber nicht schützen können.
Auch ich halte das Kindbettfieber, welches in Strassburg vor und nach der Vereinigung der beiden Abtheilungen zu beobachten war, für kein epidemisches, d. h. nicht durch at- mosphärische Einflüsse bedingtes, sondern für ein endemi- sches; aber die endemische Ursache waren die zersetzten Stoffe, welche an den Händen der Strassburger Schüler kleb- ten, welche vor der Verunreinigung der beiden Abtheilungen nur auf einer, nach der Vereinigung aber an beiden Abtheilun-
ein Zimmer getrennt war. Nachdem aber beide Abtheilungen im Jahre 1845 unter einem Vorstande vereinigt wurden, zog das sogenannte epidemische Puerperalfieber auch in die frü- her verschonten Räume. Im Jahre 1856 übersiedelte das Ge- bärhaus in ein neues Gebäude, und auch im neuen Gebäude wurden beide Abtheilungen vom Kindbettfieber heimgesucht.
Widerspricht es nicht der gesunden Vernunft, das Kind- bettfieber der Abtheilung der Aerzte vor der Vereinigung bei- der Abtheilungen für ein epidemisches, d. h. ein durch atmos- phärisch-cosmisch-tellurische Einflüsse bedingtes zu halten?
Professor Stoltz selbst sucht die Ursache des Kindbett- fiebers an der Abtheilung für Aerzte, nicht in atmosphärischen Einflüssen, sondern in endemischen Schädlichkeiten, und zwar in dem Unterschiede der Salubritätsverhältnisse der beiden Abtheilungen, sowohl im alten, als nun wieder im neuen Ge- bärhause.
Dass aber diese günstigeren Verhältnisse es nicht waren, welche die Abtheilung für Hebammen vom Kindbettfieber be- schutzten, so lange diese Abtheilung ausschliesslich Hebam- menabtheilung war, geht daraus hervor, dass dieselben gün- stigen Verhältnisse nicht mehr im Stande waren, diese Räume vor dem Kindbettfieber zu bewahren, sobald selbe aufhörten, ausschliesslich Hebammenabtheilung zu sein.
Auch im neuen Gebäude hat die günstigere Eintheilung der Abtheilung für Hebammen selbe vor dem Kindbettfieber nicht schützen können.
Auch ich halte das Kindbettfieber, welches in Strassburg vor und nach der Vereinigung der beiden Abtheilungen zu beobachten war, für kein epidemisches, d. h. nicht durch at- mosphärische Einflüsse bedingtes, sondern für ein endemi- sches; aber die endemische Ursache waren die zersetzten Stoffe, welche an den Händen der Strassburger Schüler kleb- ten, welche vor der Verunreinigung der beiden Abtheilungen nur auf einer, nach der Vereinigung aber an beiden Abtheilun-
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ein Zimmer getrennt war. Nachdem aber beide Abtheilungen
im Jahre 1845 unter einem Vorstande vereinigt wurden, zog
das sogenannte epidemische Puerperalfieber auch in die frü-
her verschonten Räume. Im Jahre 1856 übersiedelte das Ge-
bärhaus in ein neues Gebäude, und auch im neuen Gebäude
wurden beide Abtheilungen vom Kindbettfieber heimgesucht.
Widerspricht es nicht der gesunden Vernunft, das Kind-
bettfieber der Abtheilung der Aerzte vor der Vereinigung bei-
der Abtheilungen für ein epidemisches, d. h. ein durch atmos-
phärisch-cosmisch-tellurische Einflüsse bedingtes zu halten?
Professor Stoltz selbst sucht die Ursache des Kindbett-
fiebers an der Abtheilung für Aerzte, nicht in atmosphärischen
Einflüssen, sondern in endemischen Schädlichkeiten, und zwar
in dem Unterschiede der Salubritätsverhältnisse der beiden
Abtheilungen, sowohl im alten, als nun wieder im neuen Ge-
bärhause.
Dass aber diese günstigeren Verhältnisse es nicht waren,
welche die Abtheilung für Hebammen vom Kindbettfieber be-
schutzten, so lange diese Abtheilung ausschliesslich Hebam-
menabtheilung war, geht daraus hervor, dass dieselben gün-
stigen Verhältnisse nicht mehr im Stande waren, diese Räume
vor dem Kindbettfieber zu bewahren, sobald selbe aufhörten,
ausschliesslich Hebammenabtheilung zu sein.
Auch im neuen Gebäude hat die günstigere Eintheilung
der Abtheilung für Hebammen selbe vor dem Kindbettfieber
nicht schützen können.
Auch ich halte das Kindbettfieber, welches in Strassburg
vor und nach der Vereinigung der beiden Abtheilungen zu
beobachten war, für kein epidemisches, d. h. nicht durch at-
mosphärische Einflüsse bedingtes, sondern für ein endemi-
sches; aber die endemische Ursache waren die zersetzten
Stoffe, welche an den Händen der Strassburger Schüler kleb-
ten, welche vor der Verunreinigung der beiden Abtheilungen
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Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semmelweis_kindbettfieber_1861/146>, abgerufen am 21.11.2024.
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