reinlicher gehalten, und beherbergen im Verlaufe des Jahres weniger Schwangere und Kranke. Andererseits werden die schwierigsten Fälle immer der Facultätsklinik zugewiesen.
"Bis zum Jahre 1856 befanden sich beide Abtheilungen im allgemeinen Krankenhause. Voriges Jahr übersiedelten sie in ein eigenes, unter einem rechten Winkel aufgeführtes Ge- bäude mit der Front gegen Süden und Westen, und versehen mit Höfen und einem Garten. Die beiden Kliniken, diejenige der Facultät und die der Hebammen, sind von einander durch die Hörsäle und die Zimmer für die Instrumente getrennt. Die Schwangern nehmen die ebenerdigen Localitäten ein; endlich ist die Abtheilung für Hebammen wieder günstiger eingetheilt, als die der Facultät. Nichtsdestoweniger herrschte im Winter 1856 und 1857 hier so wie in München eine gleich- mässig tödtliche Epidemie an beiden Abtheilungen, und unge- achtet dass man an der Facultätsklinik die Desinfection der Hände durch Chlor anwendete.
"Sie sehen hieraus, verehrter Collega, dass unsere Beob- achtungen Ihrer Theorie über die Aetiologie des Puerperal- fiebers nicht günstig sind.
"Ich werde dem ohngeachtet Ihr Werk über diesen Ge- genstand mit dem grössten Interesse lesen und alle Ihre Ver- ordnungen mit der möglichsten Sorgfalt befolgen lassen.
"Es freut mich, mit Ihnen in einen wissenschaftlichen Verkehr getreten zu sein, und ich wäre glücklich, wenn es nicht bei diesem einmal bliebe.
"Strassburg, den 26. März 1858."
Aus Arneth's Buch und diesen beiden Briefen geht her- vor, dass in Strassburg eine Gebäranstalt in zwei Abtheilun- gen getrennt war, wovon die eine, so lange selbe ausschliess- lich dem Unterrichte für Hebammen bestimmt war, vom so- genannten epidemischen Kindbettfieber verschont blieb, ob- wohl selbe von der andern Abtheilung, welche dem Unter- richte für Aerzte bestimmt war, und welche vom sogenannten epidemischen Puerperalfieber heimgesucht wurde, nur durch
reinlicher gehalten, und beherbergen im Verlaufe des Jahres weniger Schwangere und Kranke. Andererseits werden die schwierigsten Fälle immer der Facultätsklinik zugewiesen.
»Bis zum Jahre 1856 befanden sich beide Abtheilungen im allgemeinen Krankenhause. Voriges Jahr übersiedelten sie in ein eigenes, unter einem rechten Winkel aufgeführtes Ge- bäude mit der Front gegen Süden und Westen, und versehen mit Höfen und einem Garten. Die beiden Kliniken, diejenige der Facultät und die der Hebammen, sind von einander durch die Hörsäle und die Zimmer für die Instrumente getrennt. Die Schwangern nehmen die ebenerdigen Localitäten ein; endlich ist die Abtheilung für Hebammen wieder günstiger eingetheilt, als die der Facultät. Nichtsdestoweniger herrschte im Winter 1856 und 1857 hier so wie in München eine gleich- mässig tödtliche Epidemie an beiden Abtheilungen, und unge- achtet dass man an der Facultätsklinik die Desinfection der Hände durch Chlor anwendete.
»Sie sehen hieraus, verehrter Collega, dass unsere Beob- achtungen Ihrer Theorie über die Aetiologie des Puerperal- fiebers nicht günstig sind.
»Ich werde dem ohngeachtet Ihr Werk über diesen Ge- genstand mit dem grössten Interesse lesen und alle Ihre Ver- ordnungen mit der möglichsten Sorgfalt befolgen lassen.
»Es freut mich, mit Ihnen in einen wissenschaftlichen Verkehr getreten zu sein, und ich wäre glücklich, wenn es nicht bei diesem einmal bliebe.
»Strassburg, den 26. März 1858.«
Aus Arneth’s Buch und diesen beiden Briefen geht her- vor, dass in Strassburg eine Gebäranstalt in zwei Abtheilun- gen getrennt war, wovon die eine, so lange selbe ausschliess- lich dem Unterrichte für Hebammen bestimmt war, vom so- genannten epidemischen Kindbettfieber verschont blieb, ob- wohl selbe von der andern Abtheilung, welche dem Unter- richte für Aerzte bestimmt war, und welche vom sogenannten epidemischen Puerperalfieber heimgesucht wurde, nur durch
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reinlicher gehalten, und beherbergen im Verlaufe des Jahres
weniger Schwangere und Kranke. Andererseits werden die
schwierigsten Fälle immer der Facultätsklinik zugewiesen.
»Bis zum Jahre 1856 befanden sich beide Abtheilungen
im allgemeinen Krankenhause. Voriges Jahr übersiedelten sie
in ein eigenes, unter einem rechten Winkel aufgeführtes Ge-
bäude mit der Front gegen Süden und Westen, und versehen
mit Höfen und einem Garten. Die beiden Kliniken, diejenige
der Facultät und die der Hebammen, sind von einander durch
die Hörsäle und die Zimmer für die Instrumente getrennt.
Die Schwangern nehmen die ebenerdigen Localitäten ein;
endlich ist die Abtheilung für Hebammen wieder günstiger
eingetheilt, als die der Facultät. Nichtsdestoweniger herrschte
im Winter 1856 und 1857 hier so wie in München eine gleich-
mässig tödtliche Epidemie an beiden Abtheilungen, und unge-
achtet dass man an der Facultätsklinik die Desinfection der
Hände durch Chlor anwendete.
»Sie sehen hieraus, verehrter Collega, dass unsere Beob-
achtungen Ihrer Theorie über die Aetiologie des Puerperal-
fiebers nicht günstig sind.
»Ich werde dem ohngeachtet Ihr Werk über diesen Ge-
genstand mit dem grössten Interesse lesen und alle Ihre Ver-
ordnungen mit der möglichsten Sorgfalt befolgen lassen.
»Es freut mich, mit Ihnen in einen wissenschaftlichen
Verkehr getreten zu sein, und ich wäre glücklich, wenn es
nicht bei diesem einmal bliebe.
»Strassburg, den 26. März 1858.«
Aus Arneth’s Buch und diesen beiden Briefen geht her-
vor, dass in Strassburg eine Gebäranstalt in zwei Abtheilun-
gen getrennt war, wovon die eine, so lange selbe ausschliess-
lich dem Unterrichte für Hebammen bestimmt war, vom so-
genannten epidemischen Kindbettfieber verschont blieb, ob-
wohl selbe von der andern Abtheilung, welche dem Unter-
richte für Aerzte bestimmt war, und welche vom sogenannten
epidemischen Puerperalfieber heimgesucht wurde, nur durch
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Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semmelweis_kindbettfieber_1861/145>, abgerufen am 24.11.2024.
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