Strassbourg 1857" verschaffen können, worin gerade diese Verhältnisse abgehandelt sind, über welche Sie Aufklärung wünschen. Ich schicke Ihnen mein Exemplar, weil ich kein anderes auftreiben kann. Dasselbe soll Ihnen via Buchhandel zukommen. Sie werden darin ersehen, dass, seit die zwei Abtheilungen in ihrem neuen Locale sind, die Krankheit sie beide heimgesucht hat.
"Was Arneth Ihnen mittheilte, ist richtig.
"Als die Hebammenschule unter Professor Ehrmann's Leitung stand, war dort das Puerperalfieber so ziemlich un- bekannt. Seit Professor Stoltz beide Schulen übernommen (deren Säle für Schwangere und Kindbetterinnen im früheren Locale, im zweiten Stocke des grossen Krankenhauses, nur durch einen Saal, wo die Betten für die im Hause wohnenden Schülerinnen standen, getrennt waren), hauste die Krankheit in beiden Abtheilungen wie jetzt auch, wo sie in einem schö- nen, neugebauten Pavillon vereiniget sind.
"Strassburg, 19. Mai 1858."
Professor Stoltz schreibt:
"Erlauben Sie, dass ich Ihnen in französischer Sprache auf Ihren Brief vom l. v. M. antworte, worin Sie von mir Auf- klärung über eine Stelle in Dr. Arneth's Buch verlangen, in welcher er behauptet, dass an der zum Unterrichte der Heb- ammen dienenden Abtheilung der Strassburger Maternite die Epidemien des Puerperalfiebers selten sind, und die Sterb- lichkeit immer geringer als an der Klinik der medicinischen Facultät.
"Die Thatsache ist wahr (le fait est exact), aber ich schrieb den Unterschied in der Sterblichkeit immer dem Un- terschiede in den Salubritätsverhältnissen der beiden Abthei- lungen zu. Denn in der That sind die Säle der Gebärklinik an der medicinischen Facultät nieder, wenig geräumig und stets überladen, während die der Hebammen gut gelüftet und gut gelegen sind, und im Verhältnisse zu ihrer Grösse immer eine geringere Zahl von Betten besitzen. Sie werden denn auch
Strassbourg 1857« verschaffen können, worin gerade diese Verhältnisse abgehandelt sind, über welche Sie Aufklärung wünschen. Ich schicke Ihnen mein Exemplar, weil ich kein anderes auftreiben kann. Dasselbe soll Ihnen via Buchhandel zukommen. Sie werden darin ersehen, dass, seit die zwei Abtheilungen in ihrem neuen Locale sind, die Krankheit sie beide heimgesucht hat.
»Was Arneth Ihnen mittheilte, ist richtig.
»Als die Hebammenschule unter Professor Ehrmann’s Leitung stand, war dort das Puerperalfieber so ziemlich un- bekannt. Seit Professor Stoltz beide Schulen übernommen (deren Säle für Schwangere und Kindbetterinnen im früheren Locale, im zweiten Stocke des grossen Krankenhauses, nur durch einen Saal, wo die Betten für die im Hause wohnenden Schülerinnen standen, getrennt waren), hauste die Krankheit in beiden Abtheilungen wie jetzt auch, wo sie in einem schö- nen, neugebauten Pavillon vereiniget sind.
»Strassburg, 19. Mai 1858.«
Professor Stoltz schreibt:
»Erlauben Sie, dass ich Ihnen in französischer Sprache auf Ihren Brief vom l. v. M. antworte, worin Sie von mir Auf- klärung über eine Stelle in Dr. Arneth’s Buch verlangen, in welcher er behauptet, dass an der zum Unterrichte der Heb- ammen dienenden Abtheilung der Strassburger Maternité die Epidemien des Puerperalfiebers selten sind, und die Sterb- lichkeit immer geringer als an der Klinik der medicinischen Facultät.
»Die Thatsache ist wahr (le fait est exact), aber ich schrieb den Unterschied in der Sterblichkeit immer dem Un- terschiede in den Salubritätsverhältnissen der beiden Abthei- lungen zu. Denn in der That sind die Säle der Gebärklinik an der medicinischen Facultät nieder, wenig geräumig und stets überladen, während die der Hebammen gut gelüftet und gut gelegen sind, und im Verhältnisse zu ihrer Grösse immer eine geringere Zahl von Betten besitzen. Sie werden denn auch
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Strassbourg 1857« verschaffen können, worin gerade diese
Verhältnisse abgehandelt sind, über welche Sie Aufklärung
wünschen. Ich schicke Ihnen mein Exemplar, weil ich kein
anderes auftreiben kann. Dasselbe soll Ihnen via Buchhandel
zukommen. Sie werden darin ersehen, dass, seit die zwei
Abtheilungen in ihrem neuen Locale sind, die Krankheit sie
beide heimgesucht hat.
»Was Arneth Ihnen mittheilte, ist richtig.
»Als die Hebammenschule unter Professor Ehrmann’s
Leitung stand, war dort das Puerperalfieber so ziemlich un-
bekannt. Seit Professor Stoltz beide Schulen übernommen
(deren Säle für Schwangere und Kindbetterinnen im früheren
Locale, im zweiten Stocke des grossen Krankenhauses, nur
durch einen Saal, wo die Betten für die im Hause wohnenden
Schülerinnen standen, getrennt waren), hauste die Krankheit
in beiden Abtheilungen wie jetzt auch, wo sie in einem schö-
nen, neugebauten Pavillon vereiniget sind.
»Strassburg, 19. Mai 1858.«
Professor Stoltz schreibt:
»Erlauben Sie, dass ich Ihnen in französischer Sprache
auf Ihren Brief vom l. v. M. antworte, worin Sie von mir Auf-
klärung über eine Stelle in Dr. Arneth’s Buch verlangen, in
welcher er behauptet, dass an der zum Unterrichte der Heb-
ammen dienenden Abtheilung der Strassburger Maternité die
Epidemien des Puerperalfiebers selten sind, und die Sterb-
lichkeit immer geringer als an der Klinik der medicinischen
Facultät.
»Die Thatsache ist wahr (le fait est exact), aber ich
schrieb den Unterschied in der Sterblichkeit immer dem Un-
terschiede in den Salubritätsverhältnissen der beiden Abthei-
lungen zu. Denn in der That sind die Säle der Gebärklinik
an der medicinischen Facultät nieder, wenig geräumig und
stets überladen, während die der Hebammen gut gelüftet und
gut gelegen sind, und im Verhältnisse zu ihrer Grösse immer
eine geringere Zahl von Betten besitzen. Sie werden denn auch
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Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semmelweis_kindbettfieber_1861/144>, abgerufen am 21.11.2024.
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