Hospitals, weshalb man, da die Hospitalsärzte bisher durch- weg über die mangelhafte Ventilation der Zimmer geklagt hatten, im Anfange des Jahres 1842 dem Dr. Reid seinen Wärme- und Ventilationsapparat anlegen liess.
"Wie früher schon erwähnt ist, zeigte sich die Wirkung desselben nicht sogleich, da das Kindbettfieber noch in den letzten Monaten 1842 und im Anfange 1843 mehrere Opfer forderte. Der Grund hiervon ist nach Dr. Rigby's Ueber- zeugung allein in der übelwollenden Opposition zu suchen, welcher das neue Ventilationssystem bei dem ganzen weibli- chen Dienstpersonale der Anstalt begegnete, das nur mit der grössten Schwierigkeit und nicht immer davon abzuhalten war, durch unzeitiges Schliessen oder Oeffnen der Klappen alle Ventilation in den Zimmern zu hindern, weshalb er auch annimmt, dass erst nach Wechslung eines Theiles dieses Per- sonals und Annahme von einigen zuverlässigen Candidaten zur Ueberwachung aller Vorschriften, die in Hinsicht der Ventilation gegeben waren, die Wirkung des Apparates er- kannt werden konnte, und zwar in solchem Grade, dass er der verbesserten Ventilation allein die merkwürdige Verände- rung in dem Gesundheitszustande des Hospitals zuschreibt, die im Frühjahre 1843 eintrat.
"Unglücklicher Weise bleibt indess bei dieser Sache ein Zweifel übrig, da in derselben Zeit sich etwas ereignete, dem man von anderer Seite einen grossen Einfluss zuschrieb. Im Anfange von 1843 war nämlich Dr. Reid darauf aufmerksam geworden, dass hin und wieder sich eine übelriechende Flüs- sigkeit von dem Grunde des Kellergewölbes erhob, wo der Feuerherd der Zugschornsteine angebracht war; und nach Untersuchung des Wassers kam man zu der Ueberzeugung, dass es von der nahen Abzugsrinne kommen musste. Des- halb wurden alle Ablaufsrinnen des Hauses nachgesehen. Man fand nun eine Hauptrinne mit einigen Stücken Holz so fest verstopft, dass noch ein starker Verdacht herrscht, dass eher Bosheit als Zufall Schuld daran sein mag; auch den ganz
Hospitals, weshalb man, da die Hospitalsärzte bisher durch- weg über die mangelhafte Ventilation der Zimmer geklagt hatten, im Anfange des Jahres 1842 dem Dr. Reid seinen Wärme- und Ventilationsapparat anlegen liess.
»Wie früher schon erwähnt ist, zeigte sich die Wirkung desselben nicht sogleich, da das Kindbettfieber noch in den letzten Monaten 1842 und im Anfange 1843 mehrere Opfer forderte. Der Grund hiervon ist nach Dr. Rigby’s Ueber- zeugung allein in der übelwollenden Opposition zu suchen, welcher das neue Ventilationssystem bei dem ganzen weibli- chen Dienstpersonale der Anstalt begegnete, das nur mit der grössten Schwierigkeit und nicht immer davon abzuhalten war, durch unzeitiges Schliessen oder Oeffnen der Klappen alle Ventilation in den Zimmern zu hindern, weshalb er auch annimmt, dass erst nach Wechslung eines Theiles dieses Per- sonals und Annahme von einigen zuverlässigen Candidaten zur Ueberwachung aller Vorschriften, die in Hinsicht der Ventilation gegeben waren, die Wirkung des Apparates er- kannt werden konnte, und zwar in solchem Grade, dass er der verbesserten Ventilation allein die merkwürdige Verände- rung in dem Gesundheitszustande des Hospitals zuschreibt, die im Frühjahre 1843 eintrat.
»Unglücklicher Weise bleibt indess bei dieser Sache ein Zweifel übrig, da in derselben Zeit sich etwas ereignete, dem man von anderer Seite einen grossen Einfluss zuschrieb. Im Anfange von 1843 war nämlich Dr. Reid darauf aufmerksam geworden, dass hin und wieder sich eine übelriechende Flüs- sigkeit von dem Grunde des Kellergewölbes erhob, wo der Feuerherd der Zugschornsteine angebracht war; und nach Untersuchung des Wassers kam man zu der Ueberzeugung, dass es von der nahen Abzugsrinne kommen musste. Des- halb wurden alle Ablaufsrinnen des Hauses nachgesehen. Man fand nun eine Hauptrinne mit einigen Stücken Holz so fest verstopft, dass noch ein starker Verdacht herrscht, dass eher Bosheit als Zufall Schuld daran sein mag; auch den ganz
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Hospitals, weshalb man, da die Hospitalsärzte bisher durch-
weg über die mangelhafte Ventilation der Zimmer geklagt
hatten, im Anfange des Jahres 1842 dem Dr. Reid seinen
Wärme- und Ventilationsapparat anlegen liess.
»Wie früher schon erwähnt ist, zeigte sich die Wirkung
desselben nicht sogleich, da das Kindbettfieber noch in den
letzten Monaten 1842 und im Anfange 1843 mehrere Opfer
forderte. Der Grund hiervon ist nach Dr. Rigby’s Ueber-
zeugung allein in der übelwollenden Opposition zu suchen,
welcher das neue Ventilationssystem bei dem ganzen weibli-
chen Dienstpersonale der Anstalt begegnete, das nur mit der
grössten Schwierigkeit und nicht immer davon abzuhalten
war, durch unzeitiges Schliessen oder Oeffnen der Klappen
alle Ventilation in den Zimmern zu hindern, weshalb er auch
annimmt, dass erst nach Wechslung eines Theiles dieses Per-
sonals und Annahme von einigen zuverlässigen Candidaten
zur Ueberwachung aller Vorschriften, die in Hinsicht der
Ventilation gegeben waren, die Wirkung des Apparates er-
kannt werden konnte, und zwar in solchem Grade, dass er
der verbesserten Ventilation allein die merkwürdige Verände-
rung in dem Gesundheitszustande des Hospitals zuschreibt,
die im Frühjahre 1843 eintrat.
»Unglücklicher Weise bleibt indess bei dieser Sache ein
Zweifel übrig, da in derselben Zeit sich etwas ereignete, dem
man von anderer Seite einen grossen Einfluss zuschrieb. Im
Anfange von 1843 war nämlich Dr. Reid darauf aufmerksam
geworden, dass hin und wieder sich eine übelriechende Flüs-
sigkeit von dem Grunde des Kellergewölbes erhob, wo der
Feuerherd der Zugschornsteine angebracht war; und nach
Untersuchung des Wassers kam man zu der Ueberzeugung,
dass es von der nahen Abzugsrinne kommen musste. Des-
halb wurden alle Ablaufsrinnen des Hauses nachgesehen. Man
fand nun eine Hauptrinne mit einigen Stücken Holz so fest
verstopft, dass noch ein starker Verdacht herrscht, dass eher
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Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semmelweis_kindbettfieber_1861/174>, abgerufen am 24.11.2024.
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