andere kleine Städte der Nachbarschaft, deren Bewohner einer viel wohlhabenderen Classe angehören, hatten auf 84 Todes- fälle einen, der durch das Wochenbett bedingt war.
"Anders gestalten sich nun freilich die Verhältnisse zur Zeit einer Epidemie, wo die in kleinen Räumen mit zahlrei- chen anderen Bewohnern zusammengedrängte arme Wöchne- rin häufig erliegt, während die Wohlhabende, die ein weites Gemach bewohnt, auf Reinlichkeit und sorgsame Pflege rech- nen kann, viel grössere Hoffnung zur Genesung hat. Die un- günstigeren Verhältnisse von beiden früher genannten Classen der Gesellschaft vereinigen nach Roberton's Meinung wahr- scheinlich die Weiber der Krämer und kleinen Handelsleute, welche auf der einen Seite in übelgebauten Wohnungen ihre Tage zubringen, und auf der anderen Seite trotz besserer Er- ziehung, Verweichlichung und Liebhabereien der höheren Classe nicht die Vortheile geniessen, die jenen ihre Wohlha- benheit gewährt.
"Eine grosse Reihe von Erfahrungen, die man in Eng- land gemacht hat, und von denen wir die bedeutendsten ken- nen lernen wollen, spricht dafür, dass nach Uebertragung von gangraenescirenden faulen Stoffen im Allgemeinen und von Leichentheilen insbesondere auf die Gebärende Puerperalfie- ber entstand. Grösstentheils hat man aber die Fälle, wie wir später hören werden, anders gedeutet.
"Unter den über den Gegenstand erschienenen Schriften und Aufsätzen machte in England nichts mehr Aufsehen, als ein Journalartikel von Robert Storrs, der auch in dem von mir schon wiederholt benützten Jahresberichte des Reichsregistra- tors abgedruckt ist. Storrs befragte schriftlich mehrere Col- legen seiner Umgebung um ihre Erfahrungen und Ansichten, und das Resultat dieser Umfrage war ungefähr Folgendes: Reedal in Sheffield behandelte einen jungen Mann, der an einer offenen Leistengeschwulst und einer bösartigen, rosen- artigen Entzündung des Hodensackes und der Hinterbacken litt, die täglich verbunden werden mussten und endlich einen
andere kleine Städte der Nachbarschaft, deren Bewohner einer viel wohlhabenderen Classe angehören, hatten auf 84 Todes- fälle einen, der durch das Wochenbett bedingt war.
»Anders gestalten sich nun freilich die Verhältnisse zur Zeit einer Epidemie, wo die in kleinen Räumen mit zahlrei- chen anderen Bewohnern zusammengedrängte arme Wöchne- rin häufig erliegt, während die Wohlhabende, die ein weites Gemach bewohnt, auf Reinlichkeit und sorgsame Pflege rech- nen kann, viel grössere Hoffnung zur Genesung hat. Die un- günstigeren Verhältnisse von beiden früher genannten Classen der Gesellschaft vereinigen nach Roberton’s Meinung wahr- scheinlich die Weiber der Krämer und kleinen Handelsleute, welche auf der einen Seite in übelgebauten Wohnungen ihre Tage zubringen, und auf der anderen Seite trotz besserer Er- ziehung, Verweichlichung und Liebhabereien der höheren Classe nicht die Vortheile geniessen, die jenen ihre Wohlha- benheit gewährt.
»Eine grosse Reihe von Erfahrungen, die man in Eng- land gemacht hat, und von denen wir die bedeutendsten ken- nen lernen wollen, spricht dafür, dass nach Uebertragung von gangraenescirenden faulen Stoffen im Allgemeinen und von Leichentheilen insbesondere auf die Gebärende Puerperalfie- ber entstand. Grösstentheils hat man aber die Fälle, wie wir später hören werden, anders gedeutet.
»Unter den über den Gegenstand erschienenen Schriften und Aufsätzen machte in England nichts mehr Aufsehen, als ein Journalartikel von Robert Storrs, der auch in dem von mir schon wiederholt benützten Jahresberichte des Reichsregistra- tors abgedruckt ist. Storrs befragte schriftlich mehrere Col- legen seiner Umgebung um ihre Erfahrungen und Ansichten, und das Resultat dieser Umfrage war ungefähr Folgendes: Reedal in Sheffield behandelte einen jungen Mann, der an einer offenen Leistengeschwulst und einer bösartigen, rosen- artigen Entzündung des Hodensackes und der Hinterbacken litt, die täglich verbunden werden mussten und endlich einen
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andere kleine Städte der Nachbarschaft, deren Bewohner einer
viel wohlhabenderen Classe angehören, hatten auf 84 Todes-
fälle einen, der durch das Wochenbett bedingt war.
»Anders gestalten sich nun freilich die Verhältnisse zur
Zeit einer Epidemie, wo die in kleinen Räumen mit zahlrei-
chen anderen Bewohnern zusammengedrängte arme Wöchne-
rin häufig erliegt, während die Wohlhabende, die ein weites
Gemach bewohnt, auf Reinlichkeit und sorgsame Pflege rech-
nen kann, viel grössere Hoffnung zur Genesung hat. Die un-
günstigeren Verhältnisse von beiden früher genannten Classen
der Gesellschaft vereinigen nach Roberton’s Meinung wahr-
scheinlich die Weiber der Krämer und kleinen Handelsleute,
welche auf der einen Seite in übelgebauten Wohnungen ihre
Tage zubringen, und auf der anderen Seite trotz besserer Er-
ziehung, Verweichlichung und Liebhabereien der höheren
Classe nicht die Vortheile geniessen, die jenen ihre Wohlha-
benheit gewährt.
»Eine grosse Reihe von Erfahrungen, die man in Eng-
land gemacht hat, und von denen wir die bedeutendsten ken-
nen lernen wollen, spricht dafür, dass nach Uebertragung von
gangraenescirenden faulen Stoffen im Allgemeinen und von
Leichentheilen insbesondere auf die Gebärende Puerperalfie-
ber entstand. Grösstentheils hat man aber die Fälle, wie wir
später hören werden, anders gedeutet.
»Unter den über den Gegenstand erschienenen Schriften
und Aufsätzen machte in England nichts mehr Aufsehen, als ein
Journalartikel von Robert Storrs, der auch in dem von mir
schon wiederholt benützten Jahresberichte des Reichsregistra-
tors abgedruckt ist. Storrs befragte schriftlich mehrere Col-
legen seiner Umgebung um ihre Erfahrungen und Ansichten,
und das Resultat dieser Umfrage war ungefähr Folgendes:
Reedal in Sheffield behandelte einen jungen Mann, der an
einer offenen Leistengeschwulst und einer bösartigen, rosen-
artigen Entzündung des Hodensackes und der Hinterbacken
litt, die täglich verbunden werden mussten und endlich einen
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Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semmelweis_kindbettfieber_1861/195>, abgerufen am 24.11.2024.
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