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Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861.

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tödtlichen Ausgang nahmen. Die Schwester des jungen Man-
nes, die ihn pflegte, bekam gleichfalls Rothlauf im Gesichte
und am Kopfe, zu dem sich Fieber mit typhösem Charakter
gesellte, und die Arme binnen zwei Tagen wegraffte. Wäh-
rend Reedal nun den Patienten behandelte, bekamen fünf
Frauen, bei deren Entbindung er vom 26. October bis 3. No-
vember 1843 zugegen war, das Puerperalfieber und starben.
Zu den genannten Unglücklichen war er fast unmittelbar nach
der Reinigung jener Wunden gegangen, während zwei Frauen,
die gleichfalls während des Geburtsgeschäftes seine Hilfe in
Anspruch genommen hatten, zu denen er aber erst einige
Stunden nach jenem gefahrbringenden Krankenbesuche ge-
gangen war, ohne bedeutendere Erkrankungen davonkamen.
Nach dem Tode jener Frauen gab Reedal seine Besuche bei
dem jungen Manne auf, weil er sich für den Verbreiter der
Krankheit ansehen musste. Seitdem hatte er eben so wenig
mehr einen Fall von Puerperalfieber in seiner Praxis, als ihm
dergleichen vor der Behandlung jenes Erysipelas vorgekom-
men waren.

"Herr Sleight in Hull berichtet, dass er einen Kranken
am (gangraenescirenden?) Erysipelas behandelte, und wäh-
rend seines Besuches bei demselben zu einem Geburtsfalle
gerufen wurde, der sehr leicht und regelmässig verlief. Nichts-
destoweniger wurde die Frau 20 Stunden darnach vom Puer-
peralfieber ergriffen, und starb, nachdem die Krankheit nur
18 Stunden gedauert hatte.

"Hardey, gleichfalls in Hull wohnend, behandelte einen
grossen Abscess in der Lendengegend, und beiläufig um die-
selbe Zeit einen erysipelatösen Abscess einer Brust. Zur sel-
ben Zeit starben viele Schafe, Tauben und Kühe nach der
Geburt. Hardey behandelte in Monatsfrist 20 Geburtsfälle,
sieben Frauen starben; alle diese Geburten hatten einen regel-
mässigen Verlauf gehabt, auch war sonst keine Ursache des
unglücklichen Ausganges aufzufinden; Niemand aus der Um-
gebung der Unglücklichen wurde übrigens von einer ähn-

tödtlichen Ausgang nahmen. Die Schwester des jungen Man-
nes, die ihn pflegte, bekam gleichfalls Rothlauf im Gesichte
und am Kopfe, zu dem sich Fieber mit typhösem Charakter
gesellte, und die Arme binnen zwei Tagen wegraffte. Wäh-
rend Reedal nun den Patienten behandelte, bekamen fünf
Frauen, bei deren Entbindung er vom 26. October bis 3. No-
vember 1843 zugegen war, das Puerperalfieber und starben.
Zu den genannten Unglücklichen war er fast unmittelbar nach
der Reinigung jener Wunden gegangen, während zwei Frauen,
die gleichfalls während des Geburtsgeschäftes seine Hilfe in
Anspruch genommen hatten, zu denen er aber erst einige
Stunden nach jenem gefahrbringenden Krankenbesuche ge-
gangen war, ohne bedeutendere Erkrankungen davonkamen.
Nach dem Tode jener Frauen gab Reedal seine Besuche bei
dem jungen Manne auf, weil er sich für den Verbreiter der
Krankheit ansehen musste. Seitdem hatte er eben so wenig
mehr einen Fall von Puerperalfieber in seiner Praxis, als ihm
dergleichen vor der Behandlung jenes Erysipelas vorgekom-
men waren.

»Herr Sleight in Hull berichtet, dass er einen Kranken
am (gangraenescirenden?) Erysipelas behandelte, und wäh-
rend seines Besuches bei demselben zu einem Geburtsfalle
gerufen wurde, der sehr leicht und regelmässig verlief. Nichts-
destoweniger wurde die Frau 20 Stunden darnach vom Puer-
peralfieber ergriffen, und starb, nachdem die Krankheit nur
18 Stunden gedauert hatte.

»Hardey, gleichfalls in Hull wohnend, behandelte einen
grossen Abscess in der Lendengegend, und beiläufig um die-
selbe Zeit einen erysipelatösen Abscess einer Brust. Zur sel-
ben Zeit starben viele Schafe, Tauben und Kühe nach der
Geburt. Hardey behandelte in Monatsfrist 20 Geburtsfälle,
sieben Frauen starben; alle diese Geburten hatten einen regel-
mässigen Verlauf gehabt, auch war sonst keine Ursache des
unglücklichen Ausganges aufzufinden; Niemand aus der Um-
gebung der Unglücklichen wurde übrigens von einer ähn-

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[184/0196] tödtlichen Ausgang nahmen. Die Schwester des jungen Man- nes, die ihn pflegte, bekam gleichfalls Rothlauf im Gesichte und am Kopfe, zu dem sich Fieber mit typhösem Charakter gesellte, und die Arme binnen zwei Tagen wegraffte. Wäh- rend Reedal nun den Patienten behandelte, bekamen fünf Frauen, bei deren Entbindung er vom 26. October bis 3. No- vember 1843 zugegen war, das Puerperalfieber und starben. Zu den genannten Unglücklichen war er fast unmittelbar nach der Reinigung jener Wunden gegangen, während zwei Frauen, die gleichfalls während des Geburtsgeschäftes seine Hilfe in Anspruch genommen hatten, zu denen er aber erst einige Stunden nach jenem gefahrbringenden Krankenbesuche ge- gangen war, ohne bedeutendere Erkrankungen davonkamen. Nach dem Tode jener Frauen gab Reedal seine Besuche bei dem jungen Manne auf, weil er sich für den Verbreiter der Krankheit ansehen musste. Seitdem hatte er eben so wenig mehr einen Fall von Puerperalfieber in seiner Praxis, als ihm dergleichen vor der Behandlung jenes Erysipelas vorgekom- men waren. »Herr Sleight in Hull berichtet, dass er einen Kranken am (gangraenescirenden?) Erysipelas behandelte, und wäh- rend seines Besuches bei demselben zu einem Geburtsfalle gerufen wurde, der sehr leicht und regelmässig verlief. Nichts- destoweniger wurde die Frau 20 Stunden darnach vom Puer- peralfieber ergriffen, und starb, nachdem die Krankheit nur 18 Stunden gedauert hatte. »Hardey, gleichfalls in Hull wohnend, behandelte einen grossen Abscess in der Lendengegend, und beiläufig um die- selbe Zeit einen erysipelatösen Abscess einer Brust. Zur sel- ben Zeit starben viele Schafe, Tauben und Kühe nach der Geburt. Hardey behandelte in Monatsfrist 20 Geburtsfälle, sieben Frauen starben; alle diese Geburten hatten einen regel- mässigen Verlauf gehabt, auch war sonst keine Ursache des unglücklichen Ausganges aufzufinden; Niemand aus der Um- gebung der Unglücklichen wurde übrigens von einer ähn-

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Zitationshilfe: Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semmelweis_kindbettfieber_1861/196>, abgerufen am 24.11.2024.