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Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861.

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(Chloratis calcis unc. 1, Aqua fontana lib. duas) waschen
musste. Der Erfolg war ein überraschend günstiger; denn
während in den Monaten April und Mai, wo diese Massregel
noch nicht gehandhabt wurde, auf 100 Geburten noch über
18 Todte kamen, verhielt sich in den folgenden Monateu bis
inclusive 26. November die Anzahl der Todten zu den Ge-
burten wie 47 zu 1547, d. h. es starben von 100 2.45.

Durch diese Thatsache wäre vielleicht auch das Problem
gelöst, warum in Hebammen-Schulen ein so günstiges Morta-
litäts-Verhältniss im Vergleiche zu den Bildungsanstalten für
Geburtshelfer herrscht, mit Ausnahme der Maternite in Paris,
wo -- wie bekannt -- die Sectionen von Hebammen vorge-
nommen werden.

Drei besondere Erfahrungen dürften vielleicht diese so
eben ausgesprochene Ueberzeugung noch weiter bestätigen,
ja sogar den Umfang derselben noch erweitern. Dr. Semmel-
weis glaubt nämlich nachweisen zu können, dass:

1. durch vernachlässigtes Waschen einiger mit Anatomie sich
beschäftigender Schüler im Monate September mehrere
Opfer gefallen sind; dass
2. im Monate October durch häufige Untersuchung einer,
an verjauchendem Medullarsarcom des Uterus leidenden
Kreissenden, wonach die Waschungen nicht beobachtet
wurden; sowie endlich
3. durch ein am Unterschenkel einer Wöchnerin vorhandenes,
ein jauchiges Secret lieferndes Geschwür mehrere von
dem mit dieser gleichzeitig Entbundenen inficirt wurden.

Also auch die Uebertragung jauchiger Exsudate aus
lebenden Organismen kann die veranlassende Ursache zum
Puerperalprocesse abgeben.

Indem wir diese Erfahrungen der Oeffentlichkeit über-
geben, stellen wir an die Vorsteher sämmtlicher Gebäran-
stalten, von denen schon einige durch Herrn Dr. Semmelweis
selbst mit diesen höchst wichtigen Beobachtungen bekannt

(Chloratis calcis unc. 1, Aqua fontana lib. duas) waschen
musste. Der Erfolg war ein überraschend günstiger; denn
während in den Monaten April und Mai, wo diese Massregel
noch nicht gehandhabt wurde, auf 100 Geburten noch über
18 Todte kamen, verhielt sich in den folgenden Monateu bis
inclusive 26. November die Anzahl der Todten zu den Ge-
burten wie 47 zu 1547, d. h. es starben von 100 2.45.

Durch diese Thatsache wäre vielleicht auch das Problem
gelöst, warum in Hebammen-Schulen ein so günstiges Morta-
litäts-Verhältniss im Vergleiche zu den Bildungsanstalten für
Geburtshelfer herrscht, mit Ausnahme der Maternité in Paris,
wo — wie bekannt — die Sectionen von Hebammen vorge-
nommen werden.

Drei besondere Erfahrungen dürften vielleicht diese so
eben ausgesprochene Ueberzeugung noch weiter bestätigen,
ja sogar den Umfang derselben noch erweitern. Dr. Semmel-
weis glaubt nämlich nachweisen zu können, dass:

1. durch vernachlässigtes Waschen einiger mit Anatomie sich
beschäftigender Schüler im Monate September mehrere
Opfer gefallen sind; dass
2. im Monate October durch häufige Untersuchung einer,
an verjauchendem Medullarsarcom des Uterus leidenden
Kreissenden, wonach die Waschungen nicht beobachtet
wurden; sowie endlich
3. durch ein am Unterschenkel einer Wöchnerin vorhandenes,
ein jauchiges Secret lieferndes Geschwür mehrere von
dem mit dieser gleichzeitig Entbundenen inficirt wurden.

Also auch die Uebertragung jauchiger Exsudate aus
lebenden Organismen kann die veranlassende Ursache zum
Puerperalprocesse abgeben.

Indem wir diese Erfahrungen der Oeffentlichkeit über-
geben, stellen wir an die Vorsteher sämmtlicher Gebäran-
stalten, von denen schon einige durch Herrn Dr. Semmelweis
selbst mit diesen höchst wichtigen Beobachtungen bekannt

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[278/0290] (Chloratis calcis unc. 1, Aqua fontana lib. duas) waschen musste. Der Erfolg war ein überraschend günstiger; denn während in den Monaten April und Mai, wo diese Massregel noch nicht gehandhabt wurde, auf 100 Geburten noch über 18 Todte kamen, verhielt sich in den folgenden Monateu bis inclusive 26. November die Anzahl der Todten zu den Ge- burten wie 47 zu 1547, d. h. es starben von 100 2.45. Durch diese Thatsache wäre vielleicht auch das Problem gelöst, warum in Hebammen-Schulen ein so günstiges Morta- litäts-Verhältniss im Vergleiche zu den Bildungsanstalten für Geburtshelfer herrscht, mit Ausnahme der Maternité in Paris, wo — wie bekannt — die Sectionen von Hebammen vorge- nommen werden. Drei besondere Erfahrungen dürften vielleicht diese so eben ausgesprochene Ueberzeugung noch weiter bestätigen, ja sogar den Umfang derselben noch erweitern. Dr. Semmel- weis glaubt nämlich nachweisen zu können, dass: 1. durch vernachlässigtes Waschen einiger mit Anatomie sich beschäftigender Schüler im Monate September mehrere Opfer gefallen sind; dass 2. im Monate October durch häufige Untersuchung einer, an verjauchendem Medullarsarcom des Uterus leidenden Kreissenden, wonach die Waschungen nicht beobachtet wurden; sowie endlich 3. durch ein am Unterschenkel einer Wöchnerin vorhandenes, ein jauchiges Secret lieferndes Geschwür mehrere von dem mit dieser gleichzeitig Entbundenen inficirt wurden. Also auch die Uebertragung jauchiger Exsudate aus lebenden Organismen kann die veranlassende Ursache zum Puerperalprocesse abgeben. Indem wir diese Erfahrungen der Oeffentlichkeit über- geben, stellen wir an die Vorsteher sämmtlicher Gebäran- stalten, von denen schon einige durch Herrn Dr. Semmelweis selbst mit diesen höchst wichtigen Beobachtungen bekannt

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Zitationshilfe: Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semmelweis_kindbettfieber_1861/290>, abgerufen am 22.11.2024.