mern und Beräucherung mit Chlordämpfen getilgt werden, wenn nicht sogleich die inficirten Räume während langer Zeit verlassen und einem ununterbrochenen Luftstrome ausgesetzt werden.
Es freut mich, zum Schlusse hiebei mitzutheilen, dass in diesem Winter, nachdem ich das Schreiben vom Herrn Dr. Stendrichs erhalten habe, die Gesundheit der Wöchnerinnen in unserer Anstalt im Ganzen günstig war, so dass wir blos einzelne Fälle von sporadischem Fieber erlebt haben. Auf 133 Geburten von November bis Februar sind zwei gestorben. Im Decembermonat drohte die Krankheit beim Anfange der Winterkälte epidemisch aufzutreten, da fünf Neuentbundene innerhalb drei Tagen heftig angegriffen wurden, aber alle wurden durch eine energische antiphlogistische Behandlung glücklich gerettet. Seitdem ist die Witterung hier sechs Wochen lang beständig kalt geblieben, und hat sich später kein Frost wieder eingestellt. Eine solche nicht oft abwech- selnde Beschaffenheit der Witterung ist in unserer Gegend eine Ausnahme, besonders im Frühjahre. Im vorigen Jahre kamen von Jänner bis April zwölf Sterbefälle vor, von Mai bis September kein einziger und im October zwei.
Die Geburten waren in den letzten Monaten ziemlich gleichmässig vertheilt, so dass keine Ueberfüllung stattge- funden hat, und der Wechsel der Locale, welche in den letzten Jahren auf meine dringende Instanz so ausgebreitet sind, dass sie in gewöhnlichen Zeiten nur zur Hälfte belegt sind, regelmässig stattgefunden hat.
Ich schliesse mit dem Wunsche, dass Ihre Bemühungen im Interesse der Menschheit einen kräftigen Stoss mögen geben an dem verderblichen Unglauben an Contagiosität dieser Krankheit und Schädlichkeit des Leichengiftes, das noch vor kurzem seinen Vertreter gefunden hat in dem sonst so tüchtigen Kiwisch von Rotterau, dessen Versicherung, dass er gleich nach Sectionen sowohl Kreissende als Entbundene häufig besorgte, gewiss schauderhaft klingt, gleichzeitig
mern und Beräucherung mit Chlordämpfen getilgt werden, wenn nicht sogleich die inficirten Räume während langer Zeit verlassen und einem ununterbrochenen Luftstrome ausgesetzt werden.
Es freut mich, zum Schlusse hiebei mitzutheilen, dass in diesem Winter, nachdem ich das Schreiben vom Herrn Dr. Stendrichs erhalten habe, die Gesundheit der Wöchnerinnen in unserer Anstalt im Ganzen günstig war, so dass wir blos einzelne Fälle von sporadischem Fieber erlebt haben. Auf 133 Geburten von November bis Februar sind zwei gestorben. Im Decembermonat drohte die Krankheit beim Anfange der Winterkälte epidemisch aufzutreten, da fünf Neuentbundene innerhalb drei Tagen heftig angegriffen wurden, aber alle wurden durch eine energische antiphlogistische Behandlung glücklich gerettet. Seitdem ist die Witterung hier sechs Wochen lang beständig kalt geblieben, und hat sich später kein Frost wieder eingestellt. Eine solche nicht oft abwech- selnde Beschaffenheit der Witterung ist in unserer Gegend eine Ausnahme, besonders im Frühjahre. Im vorigen Jahre kamen von Jänner bis April zwölf Sterbefälle vor, von Mai bis September kein einziger und im October zwei.
Die Geburten waren in den letzten Monaten ziemlich gleichmässig vertheilt, so dass keine Ueberfüllung stattge- funden hat, und der Wechsel der Locale, welche in den letzten Jahren auf meine dringende Instanz so ausgebreitet sind, dass sie in gewöhnlichen Zeiten nur zur Hälfte belegt sind, regelmässig stattgefunden hat.
Ich schliesse mit dem Wunsche, dass Ihre Bemühungen im Interesse der Menschheit einen kräftigen Stoss mögen geben an dem verderblichen Unglauben an Contagiosität dieser Krankheit und Schädlichkeit des Leichengiftes, das noch vor kurzem seinen Vertreter gefunden hat in dem sonst so tüchtigen Kiwisch von Rotterau, dessen Versicherung, dass er gleich nach Sectionen sowohl Kreissende als Entbundene häufig besorgte, gewiss schauderhaft klingt, gleichzeitig
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[312/0324]
mern und Beräucherung mit Chlordämpfen getilgt werden,
wenn nicht sogleich die inficirten Räume während langer Zeit
verlassen und einem ununterbrochenen Luftstrome ausgesetzt
werden.
Es freut mich, zum Schlusse hiebei mitzutheilen, dass in
diesem Winter, nachdem ich das Schreiben vom Herrn Dr.
Stendrichs erhalten habe, die Gesundheit der Wöchnerinnen
in unserer Anstalt im Ganzen günstig war, so dass wir blos
einzelne Fälle von sporadischem Fieber erlebt haben. Auf
133 Geburten von November bis Februar sind zwei gestorben.
Im Decembermonat drohte die Krankheit beim Anfange der
Winterkälte epidemisch aufzutreten, da fünf Neuentbundene
innerhalb drei Tagen heftig angegriffen wurden, aber alle
wurden durch eine energische antiphlogistische Behandlung
glücklich gerettet. Seitdem ist die Witterung hier sechs
Wochen lang beständig kalt geblieben, und hat sich später
kein Frost wieder eingestellt. Eine solche nicht oft abwech-
selnde Beschaffenheit der Witterung ist in unserer Gegend
eine Ausnahme, besonders im Frühjahre. Im vorigen Jahre
kamen von Jänner bis April zwölf Sterbefälle vor, von Mai
bis September kein einziger und im October zwei.
Die Geburten waren in den letzten Monaten ziemlich
gleichmässig vertheilt, so dass keine Ueberfüllung stattge-
funden hat, und der Wechsel der Locale, welche in den
letzten Jahren auf meine dringende Instanz so ausgebreitet
sind, dass sie in gewöhnlichen Zeiten nur zur Hälfte belegt
sind, regelmässig stattgefunden hat.
Ich schliesse mit dem Wunsche, dass Ihre Bemühungen
im Interesse der Menschheit einen kräftigen Stoss mögen
geben an dem verderblichen Unglauben an Contagiosität
dieser Krankheit und Schädlichkeit des Leichengiftes, das
noch vor kurzem seinen Vertreter gefunden hat in dem sonst
so tüchtigen Kiwisch von Rotterau, dessen Versicherung, dass
er gleich nach Sectionen sowohl Kreissende als Entbundene
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Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semmelweis_kindbettfieber_1861/324>, abgerufen am 22.11.2024.
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