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Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861.

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Scanzoni und Seyfert haben sich in Folge dieser Aeusse-
rung Skoda's veranlasst gefühlt, eine Rechtfertigung zu ver-
öffentlichen. *)

Nachdem die Erfolge der Chlorwaschungen uns nicht mehr
zweifeln liessen. welches die Ursache des Kindbettfiebers sei,
fassten wir in unserem Streben, das Menschengeschlecht so
schnell wie möglich und einen so grossen Theil desselben als
nur immer möglich dieser Wohlthat theilhaftig zu machen, den
Entschluss uns auch brieflich nach Prag zu wenden, obwohl
die Redaction der Zeitschrift der k. k. Gesellschaft der Aerzte
die Sache schon veröffentlicht hatte, weil wir wussten, dass
das Prager Gebärhaus, wie das Wiener, vom Kindbettfieber
stark heimgesucht sei, und konnte denn die Sache anders sein?
ist doch die medicinische Schule in Prag so gut eine anato-
mische wie die Wiener. Und hat sich die Sache in Prag, wie
zu erwarten war, auch bewährt, so konnte es nicht mehr lange
dauern, und das Menschengeschlecht ist einer Geissel los ge-
worden, welche es nur zu lange schon gequält.

Da aber mit der Anerkennung dieser Wahrheit zugleich
das Bekenntniss einer früher unbewusst begangenen Schuld
verbunden ist, so glaubten wir die Sache einem anerkannten
Namen anvertrauen zu müssen, welcher sich wieder nicht an
die unmittelbar Betheiligten zu wenden habe. Daher hat Skoda
an Nadherny, an einen Mann geschrieben, dessen Verdienste
um die Hebung der medicinischen Facultät zu Prag uns Bürge
waren, dass er sich der Sache annehmen werde.

Nadherny hat Skoda's Brief, nachdem er ihn in Prag er-
folglos mitgetheilt, an seinen Schwiegersohn, den Professor
Hofrath Kiwisch, nach Würzburg gesendet, und Kiwisch ist
in Folge dieses Briefes, wie er selbst öffentlich in einem Auf-
satze, den wir später beurtheilen werden, erzählt, zweimal
nach Wien gekommen, um sich mit mir in dieser Angele-
genheit zu besprechen.

*) Vierteljahresschrift für die practische Heilkunde, berausgegeben von
der medicinischen Facultät zu Prag. Siebenter Jahrgang 1850, 2. Band.

Scanzoni und Seyfert haben sich in Folge dieser Aeusse-
rung Skoda’s veranlasst gefühlt, eine Rechtfertigung zu ver-
öffentlichen. *)

Nachdem die Erfolge der Chlorwaschungen uns nicht mehr
zweifeln liessen. welches die Ursache des Kindbettfiebers sei,
fassten wir in unserem Streben, das Menschengeschlecht so
schnell wie möglich und einen so grossen Theil desselben als
nur immer möglich dieser Wohlthat theilhaftig zu machen, den
Entschluss uns auch brieflich nach Prag zu wenden, obwohl
die Redaction der Zeitschrift der k. k. Gesellschaft der Aerzte
die Sache schon veröffentlicht hatte, weil wir wussten, dass
das Prager Gebärhaus, wie das Wiener, vom Kindbettfieber
stark heimgesucht sei, und konnte denn die Sache anders sein?
ist doch die medicinische Schule in Prag so gut eine anato-
mische wie die Wiener. Und hat sich die Sache in Prag, wie
zu erwarten war, auch bewährt, so konnte es nicht mehr lange
dauern, und das Menschengeschlecht ist einer Geissel los ge-
worden, welche es nur zu lange schon gequält.

Da aber mit der Anerkennung dieser Wahrheit zugleich
das Bekenntniss einer früher unbewusst begangenen Schuld
verbunden ist, so glaubten wir die Sache einem anerkannten
Namen anvertrauen zu müssen, welcher sich wieder nicht an
die unmittelbar Betheiligten zu wenden habe. Daher hat Skoda
an Nadherny, an einen Mann geschrieben, dessen Verdienste
um die Hebung der medicinischen Facultät zu Prag uns Bürge
waren, dass er sich der Sache annehmen werde.

Nadherny hat Skoda’s Brief, nachdem er ihn in Prag er-
folglos mitgetheilt, an seinen Schwiegersohn, den Professor
Hofrath Kiwisch, nach Würzburg gesendet, und Kiwisch ist
in Folge dieses Briefes, wie er selbst öffentlich in einem Auf-
satze, den wir später beurtheilen werden, erzählt, zweimal
nach Wien gekommen, um sich mit mir in dieser Angele-
genheit zu besprechen.

*) Vierteljahresschrift für die practische Heilkunde, berausgegeben von
der medicinischen Facultät zu Prag. Siebenter Jahrgang 1850, 2. Band.
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[315/0327] Scanzoni und Seyfert haben sich in Folge dieser Aeusse- rung Skoda’s veranlasst gefühlt, eine Rechtfertigung zu ver- öffentlichen. *) Nachdem die Erfolge der Chlorwaschungen uns nicht mehr zweifeln liessen. welches die Ursache des Kindbettfiebers sei, fassten wir in unserem Streben, das Menschengeschlecht so schnell wie möglich und einen so grossen Theil desselben als nur immer möglich dieser Wohlthat theilhaftig zu machen, den Entschluss uns auch brieflich nach Prag zu wenden, obwohl die Redaction der Zeitschrift der k. k. Gesellschaft der Aerzte die Sache schon veröffentlicht hatte, weil wir wussten, dass das Prager Gebärhaus, wie das Wiener, vom Kindbettfieber stark heimgesucht sei, und konnte denn die Sache anders sein? ist doch die medicinische Schule in Prag so gut eine anato- mische wie die Wiener. Und hat sich die Sache in Prag, wie zu erwarten war, auch bewährt, so konnte es nicht mehr lange dauern, und das Menschengeschlecht ist einer Geissel los ge- worden, welche es nur zu lange schon gequält. Da aber mit der Anerkennung dieser Wahrheit zugleich das Bekenntniss einer früher unbewusst begangenen Schuld verbunden ist, so glaubten wir die Sache einem anerkannten Namen anvertrauen zu müssen, welcher sich wieder nicht an die unmittelbar Betheiligten zu wenden habe. Daher hat Skoda an Nadherny, an einen Mann geschrieben, dessen Verdienste um die Hebung der medicinischen Facultät zu Prag uns Bürge waren, dass er sich der Sache annehmen werde. Nadherny hat Skoda’s Brief, nachdem er ihn in Prag er- folglos mitgetheilt, an seinen Schwiegersohn, den Professor Hofrath Kiwisch, nach Würzburg gesendet, und Kiwisch ist in Folge dieses Briefes, wie er selbst öffentlich in einem Auf- satze, den wir später beurtheilen werden, erzählt, zweimal nach Wien gekommen, um sich mit mir in dieser Angele- genheit zu besprechen. *) Vierteljahresschrift für die practische Heilkunde, berausgegeben von der medicinischen Facultät zu Prag. Siebenter Jahrgang 1850, 2. Band.

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Zitationshilfe: Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semmelweis_kindbettfieber_1861/327>, abgerufen am 22.11.2024.