Stoffes entstanden sind, dass selbe folglich Resorptions- oder Puerperalfieberfälle waren.
Der Leser wolle nicht ungeduldig werden, weil ich immer und immer wieder auf den verbesserten Gesundheitszustand der I. Gebärklinik zurückkomme, der Erfolg der Chlorwa- schungen ist aber eben der Fels, an dem meine Gegner zer- schellen.
Nachdem wir durch den Erfolg der Chlorwaschungen be- wiesen haben, dass die Entzündungen im Wochenbette, welche Scanzoni nicht als Puerperalfieber anerkennen will, den Wo- chen nach identisch seien mit jenen, welche Scanzoni als Puer- peralfieber anerkennt, wollen wir zu den grossartigen Erfah- rungen, welche Scanzoni in Prag in Bezug auf die Zahl der beobachteten Puerperalfieberfälle gemacht, zurückkehren.
Scanzoni spricht in einem Gesuche, welches er unterm 29. März 1849 an das böhmische Landesgubernium gerichtet, von seiner mehr als fünfjährigen Dienstleistung in den Kran- kenanstalten Prags. November 1850 begann seine Wirksam- keit als Lehrer in Würzburg, folglich hat Scanzoni sieben Jahre in den Krankenanstalten Prags gedient. Wie viele Geburten sich in Prag während diesen sieben Jahren ereigneten, weiss ich wohl nicht, wenn wir aber zwölf von den fünfzehn durch Scanzoni veröffentlichten Monaten als Basis annehmen, so ist, da vom 1. Juni 1847 bis letzten Mai 1848 sich 2210 Geburten ereigneten, anzunehmen, dass sich in diesen 7 Jahren 15,470 Geburten zutrugen.
Wenn wir nun die Forderung, dass nicht eine Wöchne- rin von 100 Wöchnerinnen am Kindbettfieber sterbe, auch an das Prager Gebärhaus richten, so gibt das während 7 Jahren beiläufig 150 Todte. Und dass diese Forderung berechtiget ist, können wir dadurch beweisen, dass wir diese Forderung trotz ungünstiger Verhältnisse während 7 Monate im Jahre 1848 an der ersten Gebärklinik zu Wien, während 6 Jahren im St. Rochusspital zu Pest und während eines Jahres an der ge- burtshilflichen Klinik zu Pest erfüllten. In Wien starben zur
Stoffes entstanden sind, dass selbe folglich Resorptions- oder Puerperalfieberfälle waren.
Der Leser wolle nicht ungeduldig werden, weil ich immer und immer wieder auf den verbesserten Gesundheitszustand der I. Gebärklinik zurückkomme, der Erfolg der Chlorwa- schungen ist aber eben der Fels, an dem meine Gegner zer- schellen.
Nachdem wir durch den Erfolg der Chlorwaschungen be- wiesen haben, dass die Entzündungen im Wochenbette, welche Scanzoni nicht als Puerperalfieber anerkennen will, den Wo- chen nach identisch seien mit jenen, welche Scanzoni als Puer- peralfieber anerkennt, wollen wir zu den grossartigen Erfah- rungen, welche Scanzoni in Prag in Bezug auf die Zahl der beobachteten Puerperalfieberfälle gemacht, zurückkehren.
Scanzoni spricht in einem Gesuche, welches er unterm 29. März 1849 an das böhmische Landesgubernium gerichtet, von seiner mehr als fünfjährigen Dienstleistung in den Kran- kenanstalten Prags. November 1850 begann seine Wirksam- keit als Lehrer in Würzburg, folglich hat Scanzoni sieben Jahre in den Krankenanstalten Prags gedient. Wie viele Geburten sich in Prag während diesen sieben Jahren ereigneten, weiss ich wohl nicht, wenn wir aber zwölf von den fünfzehn durch Scanzoni veröffentlichten Monaten als Basis annehmen, so ist, da vom 1. Juni 1847 bis letzten Mai 1848 sich 2210 Geburten ereigneten, anzunehmen, dass sich in diesen 7 Jahren 15,470 Geburten zutrugen.
Wenn wir nun die Forderung, dass nicht eine Wöchne- rin von 100 Wöchnerinnen am Kindbettfieber sterbe, auch an das Prager Gebärhaus richten, so gibt das während 7 Jahren beiläufig 150 Todte. Und dass diese Forderung berechtiget ist, können wir dadurch beweisen, dass wir diese Forderung trotz ungünstiger Verhältnisse während 7 Monate im Jahre 1848 an der ersten Gebärklinik zu Wien, während 6 Jahren im St. Rochusspital zu Pest und während eines Jahres an der ge- burtshilflichen Klinik zu Pest erfüllten. In Wien starben zur
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Stoffes entstanden sind, dass selbe folglich Resorptions- oder
Puerperalfieberfälle waren.
Der Leser wolle nicht ungeduldig werden, weil ich immer
und immer wieder auf den verbesserten Gesundheitszustand
der I. Gebärklinik zurückkomme, der Erfolg der Chlorwa-
schungen ist aber eben der Fels, an dem meine Gegner zer-
schellen.
Nachdem wir durch den Erfolg der Chlorwaschungen be-
wiesen haben, dass die Entzündungen im Wochenbette, welche
Scanzoni nicht als Puerperalfieber anerkennen will, den Wo-
chen nach identisch seien mit jenen, welche Scanzoni als Puer-
peralfieber anerkennt, wollen wir zu den grossartigen Erfah-
rungen, welche Scanzoni in Prag in Bezug auf die Zahl der
beobachteten Puerperalfieberfälle gemacht, zurückkehren.
Scanzoni spricht in einem Gesuche, welches er unterm
29. März 1849 an das böhmische Landesgubernium gerichtet,
von seiner mehr als fünfjährigen Dienstleistung in den Kran-
kenanstalten Prags. November 1850 begann seine Wirksam-
keit als Lehrer in Würzburg, folglich hat Scanzoni sieben Jahre
in den Krankenanstalten Prags gedient. Wie viele Geburten
sich in Prag während diesen sieben Jahren ereigneten, weiss
ich wohl nicht, wenn wir aber zwölf von den fünfzehn durch
Scanzoni veröffentlichten Monaten als Basis annehmen, so ist,
da vom 1. Juni 1847 bis letzten Mai 1848 sich 2210 Geburten
ereigneten, anzunehmen, dass sich in diesen 7 Jahren 15,470
Geburten zutrugen.
Wenn wir nun die Forderung, dass nicht eine Wöchne-
rin von 100 Wöchnerinnen am Kindbettfieber sterbe, auch an
das Prager Gebärhaus richten, so gibt das während 7 Jahren
beiläufig 150 Todte. Und dass diese Forderung berechtiget ist,
können wir dadurch beweisen, dass wir diese Forderung trotz
ungünstiger Verhältnisse während 7 Monate im Jahre 1848
an der ersten Gebärklinik zu Wien, während 6 Jahren im St.
Rochusspital zu Pest und während eines Jahres an der ge-
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Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semmelweis_kindbettfieber_1861/337>, abgerufen am 22.11.2024.
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