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Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861.

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Aus diesem Gesuche ersehen wir, dass ich die Wahrheit
behauptet, als ich sagte, das Prager Gebärhaus müsse traurige
Zeiten gesehen haben, als die 15 Monate waren, von welchen uns
Scanzoni die Rapporte mittheilte, denn eine Sterblichkeit, welche
nicht ein Percent grösser ist, als diejenige war, welche wir
zur selben Zeit in Wien durch Chlorwaschungen erzielten, ist
keine solche, von welcher man so spricht, wie es Scanzoni thut.

Aus diesem Gesuche ersehen wir, dass Scanzoni's Pro-
gramm unvollständig ist. Scanzoni will nämlich ermitteln, ob
das Puerperalfieber epidemisch ist, ob miasmatisch, ob conta-
gios oder ob es durch Infection entstehe. Scanzoni hat uns ja
durch mehr scharfsinnige als gewissenhafte Experimente be-
wiesen, dass im Monate März und April 1848 31 Wöchnerin-
nen zufällig am Puerperalfieber gestorben seien, und dass in
den Monaten Juni, Juli und August 1848 19 Wöchnerinnen
ohne nachweisbare Ursache am Puerperalfieber starben; und
ich glaube, dass ätiologische Momente des Kindbeftfiebers, an
welchen innerhalb 2 Monaten 31 und innerhalb 3 Monaten
19 Wöchnerinnen starben, seien wichtig genug, um in ein
Programm aufgenommen zu werden, welches sich die Aufgabe
stellt, die veranlassende Ursache des Kindbettfiebers zu er-
forschen; es hätte daher im Programme noch heissen müssen:
Endlich ist zu erforschen, wann das Puerperalfieber zufällig
tödtet, und unter welchen Verhältnissen die Ursache des töd-
tenden Kindbettfiebers gar nicht nachweisbar ist.

Dieses Gesuch beweiset, dass ich die Wahrheit gesagt,
als ich behauptete, Scanzoni sei es weniger um die Wahrheit
als um Rechthaberei zu thun; denn anstatt unserer Entdeckung,
dass das Kindbettfieber in jedem Falle durch Infection ent-
stehe, dass daher jedes Kindbettfieber ein Resorptionsfieber
sei, zu acceptiren, will er selbst die Geheimnisse des Kindbett-
fiebers erforschen, und um das zu erreichen, schlägt er die-
selben Wege, nur etwas unzweckmässiger ein, welche wir ge-
wandelt, von welchen er aber nachträglich gesagt, dass er nicht
einverstanden ist.

Aus diesem Gesuche ersehen wir, dass ich die Wahrheit
behauptet, als ich sagte, das Prager Gebärhaus müsse traurige
Zeiten gesehen haben, als die 15 Monate waren, von welchen uns
Scanzoni die Rapporte mittheilte, denn eine Sterblichkeit, welche
nicht ein Percent grösser ist, als diejenige war, welche wir
zur selben Zeit in Wien durch Chlorwaschungen erzielten, ist
keine solche, von welcher man so spricht, wie es Scanzoni thut.

Aus diesem Gesuche ersehen wir, dass Scanzoni’s Pro-
gramm unvollständig ist. Scanzoni will nämlich ermitteln, ob
das Puerperalfieber epidemisch ist, ob miasmatisch, ob conta-
gios oder ob es durch Infection entstehe. Scanzoni hat uns ja
durch mehr scharfsinnige als gewissenhafte Experimente be-
wiesen, dass im Monate März und April 1848 31 Wöchnerin-
nen zufällig am Puerperalfieber gestorben seien, und dass in
den Monaten Juni, Juli und August 1848 19 Wöchnerinnen
ohne nachweisbare Ursache am Puerperalfieber starben; und
ich glaube, dass ätiologische Momente des Kindbeftfiebers, an
welchen innerhalb 2 Monaten 31 und innerhalb 3 Monaten
19 Wöchnerinnen starben, seien wichtig genug, um in ein
Programm aufgenommen zu werden, welches sich die Aufgabe
stellt, die veranlassende Ursache des Kindbettfiebers zu er-
forschen; es hätte daher im Programme noch heissen müssen:
Endlich ist zu erforschen, wann das Puerperalfieber zufällig
tödtet, und unter welchen Verhältnissen die Ursache des töd-
tenden Kindbettfiebers gar nicht nachweisbar ist.

Dieses Gesuch beweiset, dass ich die Wahrheit gesagt,
als ich behauptete, Scanzoni sei es weniger um die Wahrheit
als um Rechthaberei zu thun; denn anstatt unserer Entdeckung,
dass das Kindbettfieber in jedem Falle durch Infection ent-
stehe, dass daher jedes Kindbettfieber ein Resorptionsfieber
sei, zu acceptiren, will er selbst die Geheimnisse des Kindbett-
fiebers erforschen, und um das zu erreichen, schlägt er die-
selben Wege, nur etwas unzweckmässiger ein, welche wir ge-
wandelt, von welchen er aber nachträglich gesagt, dass er nicht
einverstanden ist.

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[348/0360] Aus diesem Gesuche ersehen wir, dass ich die Wahrheit behauptet, als ich sagte, das Prager Gebärhaus müsse traurige Zeiten gesehen haben, als die 15 Monate waren, von welchen uns Scanzoni die Rapporte mittheilte, denn eine Sterblichkeit, welche nicht ein Percent grösser ist, als diejenige war, welche wir zur selben Zeit in Wien durch Chlorwaschungen erzielten, ist keine solche, von welcher man so spricht, wie es Scanzoni thut. Aus diesem Gesuche ersehen wir, dass Scanzoni’s Pro- gramm unvollständig ist. Scanzoni will nämlich ermitteln, ob das Puerperalfieber epidemisch ist, ob miasmatisch, ob conta- gios oder ob es durch Infection entstehe. Scanzoni hat uns ja durch mehr scharfsinnige als gewissenhafte Experimente be- wiesen, dass im Monate März und April 1848 31 Wöchnerin- nen zufällig am Puerperalfieber gestorben seien, und dass in den Monaten Juni, Juli und August 1848 19 Wöchnerinnen ohne nachweisbare Ursache am Puerperalfieber starben; und ich glaube, dass ätiologische Momente des Kindbeftfiebers, an welchen innerhalb 2 Monaten 31 und innerhalb 3 Monaten 19 Wöchnerinnen starben, seien wichtig genug, um in ein Programm aufgenommen zu werden, welches sich die Aufgabe stellt, die veranlassende Ursache des Kindbettfiebers zu er- forschen; es hätte daher im Programme noch heissen müssen: Endlich ist zu erforschen, wann das Puerperalfieber zufällig tödtet, und unter welchen Verhältnissen die Ursache des töd- tenden Kindbettfiebers gar nicht nachweisbar ist. Dieses Gesuch beweiset, dass ich die Wahrheit gesagt, als ich behauptete, Scanzoni sei es weniger um die Wahrheit als um Rechthaberei zu thun; denn anstatt unserer Entdeckung, dass das Kindbettfieber in jedem Falle durch Infection ent- stehe, dass daher jedes Kindbettfieber ein Resorptionsfieber sei, zu acceptiren, will er selbst die Geheimnisse des Kindbett- fiebers erforschen, und um das zu erreichen, schlägt er die- selben Wege, nur etwas unzweckmässiger ein, welche wir ge- wandelt, von welchen er aber nachträglich gesagt, dass er nicht einverstanden ist.

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Zitationshilfe: Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semmelweis_kindbettfieber_1861/360>, abgerufen am 22.11.2024.