Skoda hat vom Wiener medicinischen Professoren-Col- legium nicht verlangt, dass es die Entstehungsanlässe des Puerperalfiebers in- und ausserhalb der Gebäranstalt strenge prüfe, Skoda hat dem Wiener Professoren-Collegium nur die Aufgabe gestellt, Daten zu sammeln, und wenn die Commission, welche durch freie Wahl aus der Mitte des Prager medicini- schen Professoren-Collegiums hervorgegangen wäre, bei strenger Prüfung der Entstehungsanlässe des Kindbettfiebers gesagt hätte:
Das Kindbettfieber entsteht dadurch, dass in einzelnen Fäl- len ein zersetzter Stoff in den erkrankten Individuen entsteht, in der überwiegend grössten Mehrzahl der Fälle entsteht aber das Kindbettfieber dadurch, dass den Individuen mittelst des untersuchenden Fingers, mittelst der operirenden Hand, mit- telst unreiner Utensilien, als da sind Schwämme, Leintücher etc. etc, etc., zersetzte Stoffe eingebracht werden, so hätte die Com- mission nur das gesagt, was ich früher schon bewiesen, hätte selbe aber etwas anderes gesagt, so hätte es nicht das Wahre gesagt; und wenn Scanzoni glaubt, der Ausspruch einer solchen Commission hätte überzeugende Kraft gehabt, so muss ich mich bei aller Achtung für die Glieder des Prager medicini- schen Professoren-Collegiums gegen eine solche Zumuthung verwahren; überzeugende Kraft hatnur die Wahrheit, und eine medicinische Facultät hat nur überzeugende Kraft, wenn selbe die Wahrheit lehrt und alle medicinischen Facultäten der Welt zusammengenommen haben für mich keine überzeugende Kraft, insoferne selbe Irrthümer lehren, was ich ja mit dieser Schrift beweise, denn ich sage allen medicinischen Facultäten der Welt, ihr lehrt Irrthum, wenn ihr etwas anderes lehrt, als dass das Puerperalfieber in allen Fällen ein Resorptionsfieber sei. Was speciell die Prager medicinische Facultät anbelangt, so theilt, so viel ich weiss, nur ein Mitglied desselben meine Ueberzeugung, und das ist Prof. Jaksch, das frühere Mitglied dieser Facultät Hammernjk hat gegen mich geschrieben, Prof. Seyfert, gegenwärtig Professor der Geburtshilfe für Aerzte,
Skoda hat vom Wiener medicinischen Professoren-Col- legium nicht verlangt, dass es die Entstehungsanlässe des Puerperalfiebers in- und ausserhalb der Gebäranstalt strenge prüfe, Skoda hat dem Wiener Professoren-Collegium nur die Aufgabe gestellt, Daten zu sammeln, und wenn die Commission, welche durch freie Wahl aus der Mitte des Prager medicini- schen Professoren-Collegiums hervorgegangen wäre, bei strenger Prüfung der Entstehungsanlässe des Kindbettfiebers gesagt hätte:
Das Kindbettfieber entsteht dadurch, dass in einzelnen Fäl- len ein zersetzter Stoff in den erkrankten Individuen entsteht, in der überwiegend grössten Mehrzahl der Fälle entsteht aber das Kindbettfieber dadurch, dass den Individuen mittelst des untersuchenden Fingers, mittelst der operirenden Hand, mit- telst unreiner Utensilien, als da sind Schwämme, Leintücher etc. etc, etc., zersetzte Stoffe eingebracht werden, so hätte die Com- mission nur das gesagt, was ich früher schon bewiesen, hätte selbe aber etwas anderes gesagt, so hätte es nicht das Wahre gesagt; und wenn Scanzoni glaubt, der Ausspruch einer solchen Commission hätte überzeugende Kraft gehabt, so muss ich mich bei aller Achtung für die Glieder des Prager medicini- schen Professoren-Collegiums gegen eine solche Zumuthung verwahren; überzeugende Kraft hatnur die Wahrheit, und eine medicinische Facultät hat nur überzeugende Kraft, wenn selbe die Wahrheit lehrt und alle medicinischen Facultäten der Welt zusammengenommen haben für mich keine überzeugende Kraft, insoferne selbe Irrthümer lehren, was ich ja mit dieser Schrift beweise, denn ich sage allen medicinischen Facultäten der Welt, ihr lehrt Irrthum, wenn ihr etwas anderes lehrt, als dass das Puerperalfieber in allen Fällen ein Resorptionsfieber sei. Was speciell die Prager medicinische Facultät anbelangt, so theilt, so viel ich weiss, nur ein Mitglied desselben meine Ueberzeugung, und das ist Prof. Jaksch, das frühere Mitglied dieser Facultät Hammernjk hat gegen mich geschrieben, Prof. Seyfert, gegenwärtig Professor der Geburtshilfe für Aerzte,
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Skoda hat vom Wiener medicinischen Professoren-Col-
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Puerperalfiebers in- und ausserhalb der Gebäranstalt strenge
prüfe, Skoda hat dem Wiener Professoren-Collegium nur die
Aufgabe gestellt, Daten zu sammeln, und wenn die Commission,
welche durch freie Wahl aus der Mitte des Prager medicini-
schen Professoren-Collegiums hervorgegangen wäre, bei
strenger Prüfung der Entstehungsanlässe des Kindbettfiebers
gesagt hätte:
Das Kindbettfieber entsteht dadurch, dass in einzelnen Fäl-
len ein zersetzter Stoff in den erkrankten Individuen entsteht,
in der überwiegend grössten Mehrzahl der Fälle entsteht aber
das Kindbettfieber dadurch, dass den Individuen mittelst des
untersuchenden Fingers, mittelst der operirenden Hand, mit-
telst unreiner Utensilien, als da sind Schwämme, Leintücher etc.
etc, etc., zersetzte Stoffe eingebracht werden, so hätte die Com-
mission nur das gesagt, was ich früher schon bewiesen, hätte
selbe aber etwas anderes gesagt, so hätte es nicht das Wahre
gesagt; und wenn Scanzoni glaubt, der Ausspruch einer solchen
Commission hätte überzeugende Kraft gehabt, so muss ich
mich bei aller Achtung für die Glieder des Prager medicini-
schen Professoren-Collegiums gegen eine solche Zumuthung
verwahren; überzeugende Kraft hatnur die Wahrheit, und eine
medicinische Facultät hat nur überzeugende Kraft, wenn selbe
die Wahrheit lehrt und alle medicinischen Facultäten der Welt
zusammengenommen haben für mich keine überzeugende Kraft,
insoferne selbe Irrthümer lehren, was ich ja mit dieser Schrift
beweise, denn ich sage allen medicinischen Facultäten der
Welt, ihr lehrt Irrthum, wenn ihr etwas anderes lehrt, als dass
das Puerperalfieber in allen Fällen ein Resorptionsfieber sei.
Was speciell die Prager medicinische Facultät anbelangt, so
theilt, so viel ich weiss, nur ein Mitglied desselben meine
Ueberzeugung, und das ist Prof. Jaksch, das frühere Mitglied
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Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861, S. 349. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semmelweis_kindbettfieber_1861/361>, abgerufen am 22.11.2024.
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