sem Zeitraume die Sterblichkeit an der Klinik für Aerzte, die Transferirten ungerechnet, um 6,54 P.-Antheil grösser, als auf der Hebammenabtheilung. In den zwölf Jahren nach Einfüh- rung der Chlorwaschungen war die Sterblichkeit an der Kli- nik für Aerzte 3,57 P.-Antheil, und in demselben Zeitraume war die Sterblichkeit an der Abtheilung für Hebammen 3,06 P.-Antheil. Es war mithin in diesen zwölf Jahren die Sterb- lichkeit an der Klinik für Aerzte nur um 0,51 P.-Antheil grös- ser, als an der Abtheilung für Hebammen, aber im Jahre 1851 und 1852 war die absolute Sterblichkeit an der Klinik für Hebammen grösser, als in denselben Jahren an der Klinik für Aerzte; und in den Jahren 1848, 1851, 1852, 1855 und 1856 war die relative Sterblichkeit an der Hebammenabtheilung grösser als in denselben Jahren an der Klinik für Aerzte.
Die Erklärung, warum in den acht Jahren, während wel- cher Schüler und Schülerinnen an beiden Abtheilungen ver- theilt waren, die Sterblichkeit an beiden Abtheilungen nicht wesentlich verschieden war, ja die relative Sterblichkeit zwi- schen beiden Abtheilungen sogar schwankte; die Erklärung, warum in den sechs Jahren, in welchen die Schüler nach dem Geschlechte ohne Chlorwaschungen getrennt waren, an der Klinik für Aerzte die Sterblichkeit constant im Jahre 1846 sogar mehr als fünf Mal und innerhalb der sechs Jahre durch- schnittlich mehr als dreimal so gross war, als in der Hebam- menabtheilung; die Erklärung, warum in den zwölf Jahren nach Einführung der Chlorwaschungen die Sterblichkeit wie- der an beiden Abtheilungen nicht wesentlich verschieden war, ja sogar die absolute und relative Sterblichkeit zwischen bei- den Abtheilungen schwankte. Diese Erklärung ist sehr leicht gegeben: der Leser weiss, dass es drei Quellen gibt, aus wel- chen der zersetzte Stoff genommen wird, welcher den Indivi- duen von aussen eingebracht, das Kindbettfieber hervorbringt. So lange Schüler und Schülerinnen an beiden Abtheilungen vertheilt waren, wurden an beiden Abtheilungen aus allen drei Quellen inficirt.
sem Zeitraume die Sterblichkeit an der Klinik für Aerzte, die Transferirten ungerechnet, um 6,54 P.-Antheil grösser, als auf der Hebammenabtheilung. In den zwölf Jahren nach Einfüh- rung der Chlorwaschungen war die Sterblichkeit an der Kli- nik für Aerzte 3,57 P.-Antheil, und in demselben Zeitraume war die Sterblichkeit an der Abtheilung für Hebammen 3,06 P.-Antheil. Es war mithin in diesen zwölf Jahren die Sterb- lichkeit an der Klinik für Aerzte nur um 0,51 P.-Antheil grös- ser, als an der Abtheilung für Hebammen, aber im Jahre 1851 und 1852 war die absolute Sterblichkeit an der Klinik für Hebammen grösser, als in denselben Jahren an der Klinik für Aerzte; und in den Jahren 1848, 1851, 1852, 1855 und 1856 war die relative Sterblichkeit an der Hebammenabtheilung grösser als in denselben Jahren an der Klinik für Aerzte.
Die Erklärung, warum in den acht Jahren, während wel- cher Schüler und Schülerinnen an beiden Abtheilungen ver- theilt waren, die Sterblichkeit an beiden Abtheilungen nicht wesentlich verschieden war, ja die relative Sterblichkeit zwi- schen beiden Abtheilungen sogar schwankte; die Erklärung, warum in den sechs Jahren, in welchen die Schüler nach dem Geschlechte ohne Chlorwaschungen getrennt waren, an der Klinik für Aerzte die Sterblichkeit constant im Jahre 1846 sogar mehr als fünf Mal und innerhalb der sechs Jahre durch- schnittlich mehr als dreimal so gross war, als in der Hebam- menabtheilung; die Erklärung, warum in den zwölf Jahren nach Einführung der Chlorwaschungen die Sterblichkeit wie- der an beiden Abtheilungen nicht wesentlich verschieden war, ja sogar die absolute und relative Sterblichkeit zwischen bei- den Abtheilungen schwankte. Diese Erklärung ist sehr leicht gegeben: der Leser weiss, dass es drei Quellen gibt, aus wel- chen der zersetzte Stoff genommen wird, welcher den Indivi- duen von aussen eingebracht, das Kindbettfieber hervorbringt. So lange Schüler und Schülerinnen an beiden Abtheilungen vertheilt waren, wurden an beiden Abtheilungen aus allen drei Quellen inficirt.
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sem Zeitraume die Sterblichkeit an der Klinik für Aerzte, die
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der Hebammenabtheilung. In den zwölf Jahren nach Einfüh-
rung der Chlorwaschungen war die Sterblichkeit an der Kli-
nik für Aerzte 3,57 P.-Antheil, und in demselben Zeitraume
war die Sterblichkeit an der Abtheilung für Hebammen 3,06
P.-Antheil. Es war mithin in diesen zwölf Jahren die Sterb-
lichkeit an der Klinik für Aerzte nur um 0,51 P.-Antheil grös-
ser, als an der Abtheilung für Hebammen, aber im Jahre 1851
und 1852 war die absolute Sterblichkeit an der Klinik für
Hebammen grösser, als in denselben Jahren an der Klinik für
Aerzte; und in den Jahren 1848, 1851, 1852, 1855 und 1856
war die relative Sterblichkeit an der Hebammenabtheilung
grösser als in denselben Jahren an der Klinik für Aerzte.
Die Erklärung, warum in den acht Jahren, während wel-
cher Schüler und Schülerinnen an beiden Abtheilungen ver-
theilt waren, die Sterblichkeit an beiden Abtheilungen nicht
wesentlich verschieden war, ja die relative Sterblichkeit zwi-
schen beiden Abtheilungen sogar schwankte; die Erklärung,
warum in den sechs Jahren, in welchen die Schüler nach dem
Geschlechte ohne Chlorwaschungen getrennt waren, an der
Klinik für Aerzte die Sterblichkeit constant im Jahre 1846
sogar mehr als fünf Mal und innerhalb der sechs Jahre durch-
schnittlich mehr als dreimal so gross war, als in der Hebam-
menabtheilung; die Erklärung, warum in den zwölf Jahren
nach Einführung der Chlorwaschungen die Sterblichkeit wie-
der an beiden Abtheilungen nicht wesentlich verschieden war,
ja sogar die absolute und relative Sterblichkeit zwischen bei-
den Abtheilungen schwankte. Diese Erklärung ist sehr leicht
gegeben: der Leser weiss, dass es drei Quellen gibt, aus wel-
chen der zersetzte Stoff genommen wird, welcher den Indivi-
duen von aussen eingebracht, das Kindbettfieber hervorbringt.
So lange Schüler und Schülerinnen an beiden Abtheilungen
vertheilt waren, wurden an beiden Abtheilungen aus allen drei
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Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semmelweis_kindbettfieber_1861/395>, abgerufen am 22.11.2024.
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