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Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861.

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Es konnte daher kein wesentlicher Unterschied in der
Grösse der Sterblichkeit der beiden Abtheilungen sein, und
je nachdem an einer Abtheilung mehr oder weniger infi-
cirt wurden, schwankte die relative Sterblichkeit zwischen
beiden Abtheilungen.

Der Grund, warum in diesem Zeitraume nicht auch die
absolute Sterblichkeit zwischen beiden Abtheilungen schwankte,
liegt darin, dass in diesem Zeitraume jährlich im Durch-
schnitte 1246 Wöchnerinnen an der I. Abtheilung mehr ver-
pflegt wurden; es wurden mithin an der I. Abtheilung jährlich
beinahe zweimal so viele Wöchnerinnen als an der II. Abthei-
lung verpflegt, und bei gleicher Infectionsmöglichkeit muss
nothwendig die absolute Sterblichkeit an derjenigen Abthei-
lung grösser sein, an welcher für die Infection eine grössere
Anzahl von Individuen zur Disposition steht.

Durch Zuweisung sämmtlicher Schüler der I. Abtheilung
floss der zersetzte Stoff, welcher seine Quelle in der Leiche
hat, an der Klinik für Aerzte reichlicher als früher, während
er an der Klinik für Hebammen zum Theile versiegte, und da-
her die verminderte Sterblichkeit an der Klinik für Hebam-
men um 2,20 P.-Antheil, und die Steigung der Sterblichkeit
an der Klinik für Aerzte um 3,36 P.-Antheil; die Durch-
schnittszahl der alljährlich mehr an der Klinik für Aerzte ver-
pflegten Wöchnerinnen beträgt in diesem Zeitraume 375.

In den zwölf Jahren nach Einführung der Chlorwaschun-
gen minderte sich die Sterblichkeit an der Klinik für Aerzte
um 6,35 P.-Antheil und an der Klinik für Hebammen um
0,32 P.-Antheil, und je nachdem an der einen oder der ande-
ren Abtheilung die Infectionsfälle von aussen strenger oder
minder streng verhütet wurden, schwankte in diesem Zeit-
raume die absolute und relative Sterblichkeit zwischen beiden
Abtheilungen, die Durchschnittszahl der mehr an der Klinik
für Aerzte in diesem Zeitraume jährlich verpflegten Wöchne-
rinnen beträgt 598. Der Leser sieht, dass die glückliche
Zeit des Wiener Gebärhauses, wo innerhalb 25 Jahren nicht

Es konnte daher kein wesentlicher Unterschied in der
Grösse der Sterblichkeit der beiden Abtheilungen sein, und
je nachdem an einer Abtheilung mehr oder weniger infi-
cirt wurden, schwankte die relative Sterblichkeit zwischen
beiden Abtheilungen.

Der Grund, warum in diesem Zeitraume nicht auch die
absolute Sterblichkeit zwischen beiden Abtheilungen schwankte,
liegt darin, dass in diesem Zeitraume jährlich im Durch-
schnitte 1246 Wöchnerinnen an der I. Abtheilung mehr ver-
pflegt wurden; es wurden mithin an der I. Abtheilung jährlich
beinahe zweimal so viele Wöchnerinnen als an der II. Abthei-
lung verpflegt, und bei gleicher Infectionsmöglichkeit muss
nothwendig die absolute Sterblichkeit an derjenigen Abthei-
lung grösser sein, an welcher für die Infection eine grössere
Anzahl von Individuen zur Disposition steht.

Durch Zuweisung sämmtlicher Schüler der I. Abtheilung
floss der zersetzte Stoff, welcher seine Quelle in der Leiche
hat, an der Klinik für Aerzte reichlicher als früher, während
er an der Klinik für Hebammen zum Theile versiegte, und da-
her die verminderte Sterblichkeit an der Klinik für Hebam-
men um 2,20 P.-Antheil, und die Steigung der Sterblichkeit
an der Klinik für Aerzte um 3,36 P.-Antheil; die Durch-
schnittszahl der alljährlich mehr an der Klinik für Aerzte ver-
pflegten Wöchnerinnen beträgt in diesem Zeitraume 375.

In den zwölf Jahren nach Einführung der Chlorwaschun-
gen minderte sich die Sterblichkeit an der Klinik für Aerzte
um 6,35 P.-Antheil und an der Klinik für Hebammen um
0,32 P.-Antheil, und je nachdem an der einen oder der ande-
ren Abtheilung die Infectionsfälle von aussen strenger oder
minder streng verhütet wurden, schwankte in diesem Zeit-
raume die absolute und relative Sterblichkeit zwischen beiden
Abtheilungen, die Durchschnittszahl der mehr an der Klinik
für Aerzte in diesem Zeitraume jährlich verpflegten Wöchne-
rinnen beträgt 598. Der Leser sieht, dass die glückliche
Zeit des Wiener Gebärhauses, wo innerhalb 25 Jahren nicht

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[384/0396] Es konnte daher kein wesentlicher Unterschied in der Grösse der Sterblichkeit der beiden Abtheilungen sein, und je nachdem an einer Abtheilung mehr oder weniger infi- cirt wurden, schwankte die relative Sterblichkeit zwischen beiden Abtheilungen. Der Grund, warum in diesem Zeitraume nicht auch die absolute Sterblichkeit zwischen beiden Abtheilungen schwankte, liegt darin, dass in diesem Zeitraume jährlich im Durch- schnitte 1246 Wöchnerinnen an der I. Abtheilung mehr ver- pflegt wurden; es wurden mithin an der I. Abtheilung jährlich beinahe zweimal so viele Wöchnerinnen als an der II. Abthei- lung verpflegt, und bei gleicher Infectionsmöglichkeit muss nothwendig die absolute Sterblichkeit an derjenigen Abthei- lung grösser sein, an welcher für die Infection eine grössere Anzahl von Individuen zur Disposition steht. Durch Zuweisung sämmtlicher Schüler der I. Abtheilung floss der zersetzte Stoff, welcher seine Quelle in der Leiche hat, an der Klinik für Aerzte reichlicher als früher, während er an der Klinik für Hebammen zum Theile versiegte, und da- her die verminderte Sterblichkeit an der Klinik für Hebam- men um 2,20 P.-Antheil, und die Steigung der Sterblichkeit an der Klinik für Aerzte um 3,36 P.-Antheil; die Durch- schnittszahl der alljährlich mehr an der Klinik für Aerzte ver- pflegten Wöchnerinnen beträgt in diesem Zeitraume 375. In den zwölf Jahren nach Einführung der Chlorwaschun- gen minderte sich die Sterblichkeit an der Klinik für Aerzte um 6,35 P.-Antheil und an der Klinik für Hebammen um 0,32 P.-Antheil, und je nachdem an der einen oder der ande- ren Abtheilung die Infectionsfälle von aussen strenger oder minder streng verhütet wurden, schwankte in diesem Zeit- raume die absolute und relative Sterblichkeit zwischen beiden Abtheilungen, die Durchschnittszahl der mehr an der Klinik für Aerzte in diesem Zeitraume jährlich verpflegten Wöchne- rinnen beträgt 598. Der Leser sieht, dass die glückliche Zeit des Wiener Gebärhauses, wo innerhalb 25 Jahren nicht

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Zitationshilfe: Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861, S. 384. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semmelweis_kindbettfieber_1861/396>, abgerufen am 22.11.2024.