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Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861.

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dass nebst dem Miasma auch etwas Epidemisches bei Puerperal-
Epidemien im Spiele sei, das bei Eintritt eines plötzlichen
Witterungswechsels oder sonstiger atmosphärischer Verän-
derungen, das heisst, wenn der kalte Winter aufhört und mit
dem Frühjahre die Landpartien der Studenten beginnen, dass
bei sonst gleichgebliebenen localen Verhältnissen die Epidemie
aufhört, dass wegen geänderter Jahreszeit die mit zersetzten
Stoffen verunreinigten Hände seltener werden, ist natürlich
ein keiner Beachtung werther Gegenstand.

Die Frage, ob das Puerperalfieber eine contagiöse Krank-
heit sei oder nicht, beantwortet Scanzoni mit Nein, und mit
diesem Nein sind wir einverstanden. Scanzoni sagt: "Alle die
Gründe, welche die Vertheidiger der Contagiosität des Puer-
peralfiebers zu Gunsten ihrer Ansicht vorbrachten, sind ent-
weder nicht nachgewiesen, oder sie sprechen nur für die
Existenz einer miasmatischen oder epidemischen Entstehungs-
weise dieser Krankheit, oder lassen endlich auch noch die
Annahme zu, dass ein deletaerer Stoff: Eiter, Jauche, u. s. w.
von einer kranken Wöchnerin in den Organismus einer gesun-
den eingebracht wurde, und so eine allgemeine Bluterkrankung
hervorrief, wo jedoch gewiss Niemand von einem eigentlichen
Contagium wird sprechen können."

Wir haben nachgewiesen, dass das Puerperalfieber weder
miasmatischen noch epidemischen Ursprunges sei, sondern
dass es in allen Fällen durch die Resorption eines deletaeren
Stoffes entstehe, und zu den Quellen, woher der deletaere Stoff
genommen wird, gehören allerdings auch Wöchnerinnen.
welche einen deletaeren Stoff erzeugen.

Scanzoni sagt: "Was die letztgenannte Art der Entste-
hungsweise des Puerperalfiebers, nämlich die eiterige oder
jauchige Infection des Blutes durch in den Organismus einge-
brachte deletaere Stoffe, anbelangt, so haben in neuester Zeit
Semmelweis und Skoda die Aufmerksamkeit des ärztlichen
Publicums auf diesen Gegenstand gelenkt, indem sie behaup-
teten, dass das so ungünstige Sterblichkeitsverhältniss auf der

dass nebst dem Miasma auch etwas Epidemisches bei Puerperal-
Epidemien im Spiele sei, das bei Eintritt eines plötzlichen
Witterungswechsels oder sonstiger atmosphärischer Verän-
derungen, das heisst, wenn der kalte Winter aufhört und mit
dem Frühjahre die Landpartien der Studenten beginnen, dass
bei sonst gleichgebliebenen localen Verhältnissen die Epidemie
aufhört, dass wegen geänderter Jahreszeit die mit zersetzten
Stoffen verunreinigten Hände seltener werden, ist natürlich
ein keiner Beachtung werther Gegenstand.

Die Frage, ob das Puerperalfieber eine contagiöse Krank-
heit sei oder nicht, beantwortet Scanzoni mit Nein, und mit
diesem Nein sind wir einverstanden. Scanzoni sagt: »Alle die
Gründe, welche die Vertheidiger der Contagiosität des Puer-
peralfiebers zu Gunsten ihrer Ansicht vorbrachten, sind ent-
weder nicht nachgewiesen, oder sie sprechen nur für die
Existenz einer miasmatischen oder epidemischen Entstehungs-
weise dieser Krankheit, oder lassen endlich auch noch die
Annahme zu, dass ein deletaerer Stoff: Eiter, Jauche, u. s. w.
von einer kranken Wöchnerin in den Organismus einer gesun-
den eingebracht wurde, und so eine allgemeine Bluterkrankung
hervorrief, wo jedoch gewiss Niemand von einem eigentlichen
Contagium wird sprechen können.«

Wir haben nachgewiesen, dass das Puerperalfieber weder
miasmatischen noch epidemischen Ursprunges sei, sondern
dass es in allen Fällen durch die Resorption eines deletaeren
Stoffes entstehe, und zu den Quellen, woher der deletaere Stoff
genommen wird, gehören allerdings auch Wöchnerinnen.
welche einen deletaeren Stoff erzeugen.

Scanzoni sagt: »Was die letztgenannte Art der Entste-
hungsweise des Puerperalfiebers, nämlich die eiterige oder
jauchige Infection des Blutes durch in den Organismus einge-
brachte deletaere Stoffe, anbelangt, so haben in neuester Zeit
Semmelweis und Skoda die Aufmerksamkeit des ärztlichen
Publicums auf diesen Gegenstand gelenkt, indem sie behaup-
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[395/0407] dass nebst dem Miasma auch etwas Epidemisches bei Puerperal- Epidemien im Spiele sei, das bei Eintritt eines plötzlichen Witterungswechsels oder sonstiger atmosphärischer Verän- derungen, das heisst, wenn der kalte Winter aufhört und mit dem Frühjahre die Landpartien der Studenten beginnen, dass bei sonst gleichgebliebenen localen Verhältnissen die Epidemie aufhört, dass wegen geänderter Jahreszeit die mit zersetzten Stoffen verunreinigten Hände seltener werden, ist natürlich ein keiner Beachtung werther Gegenstand. Die Frage, ob das Puerperalfieber eine contagiöse Krank- heit sei oder nicht, beantwortet Scanzoni mit Nein, und mit diesem Nein sind wir einverstanden. Scanzoni sagt: »Alle die Gründe, welche die Vertheidiger der Contagiosität des Puer- peralfiebers zu Gunsten ihrer Ansicht vorbrachten, sind ent- weder nicht nachgewiesen, oder sie sprechen nur für die Existenz einer miasmatischen oder epidemischen Entstehungs- weise dieser Krankheit, oder lassen endlich auch noch die Annahme zu, dass ein deletaerer Stoff: Eiter, Jauche, u. s. w. von einer kranken Wöchnerin in den Organismus einer gesun- den eingebracht wurde, und so eine allgemeine Bluterkrankung hervorrief, wo jedoch gewiss Niemand von einem eigentlichen Contagium wird sprechen können.« Wir haben nachgewiesen, dass das Puerperalfieber weder miasmatischen noch epidemischen Ursprunges sei, sondern dass es in allen Fällen durch die Resorption eines deletaeren Stoffes entstehe, und zu den Quellen, woher der deletaere Stoff genommen wird, gehören allerdings auch Wöchnerinnen. welche einen deletaeren Stoff erzeugen. Scanzoni sagt: »Was die letztgenannte Art der Entste- hungsweise des Puerperalfiebers, nämlich die eiterige oder jauchige Infection des Blutes durch in den Organismus einge- brachte deletaere Stoffe, anbelangt, so haben in neuester Zeit Semmelweis und Skoda die Aufmerksamkeit des ärztlichen Publicums auf diesen Gegenstand gelenkt, indem sie behaup- teten, dass das so ungünstige Sterblichkeitsverhältniss auf der

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Zitationshilfe: Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861, S. 395. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semmelweis_kindbettfieber_1861/407>, abgerufen am 24.11.2024.