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Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861.

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aus jener Quelle inficirt. In Wien war es unzweifelhaft der
Cadaver, von welchem her am häufigsten inficirt wurde, vor
1823 gab es in Wien auch medicinische und chirurgische Ab-
theilungen, der Leser weiss, in welchem Grade sich nach dieser
Zeit in Folge der anatomischen Richtung der Medicin die
Sterblichkeit des Wiener Gebärhauses steigerte. Im Pester
St.-Rochus Spitale war es der zersetzte Stoff einer chirurgi-
schen Abtheilung, mittelst welchen am häufigsten inficirt wurde,
an der geburtshilflichen Klinik zu Pest waren es zweimal un-
reine Leintücher, woher die Infection kam; von Prag erzählt
Chiari, dass zwei Kreissende, deren Genitalien während der
Geburt Jauche absonderten, zweimal eine Puerperalfieber-Epi-
demie hervorbrachten etc. etc. etc.

Der Träger des zersetzten Stoffes ist nicht blos der un-
tersuchende Finger, sondern jeder Gegenstand, welcher mit
einem zersetzten Stoffe verunreinigt ist und mit den Genita-
lien der Individuen in Berührung kommt.

Zur Begründung seiner Ansicht stellt Semmelweis fol-
gende Sätze auf:

a) Die Sterblichkeit der Wöchnerinnen ist in der Wiener
Schule, in welcher Aerzte, die sich mit pathologisch-anatomi-
schen Untersuchungen beschäftigen, unterrichtet werden, con-
stant viel grösser als in der Hebammenschule.

b) Das Waschen der Hände der Aerzte vor den Untersu-
chungen der Gebärenden mit einer Auflösung von Chlorkalk
zerstöre allen an den Händen zurückbleibenden cadaverösen
Geruch und sei ein Schutzmittel gegen Puerperalprocesse,
wenn nach Beschäftigungen am Cadaver geburtshilfliche Un-
tersuchungen vorgenommen werden müssen.

Auf diese zwei Puncte erwiedert C Braun Folgendes:
Ad a) und b) Während des Winters 1849 herrschte an der
I. Gebärklinik ungeachtet der anbefohlenen Chlorwaschungen
eine Puerperalfieber-Epidemie, welche im Beginne der besseren
Jahreszeit im April ohne eruirbare Ursache aufhörte. Im Som-
mersemester kamen unter 1818 Geburtsfällen blos 29 Sterbe-

aus jener Quelle inficirt. In Wien war es unzweifelhaft der
Cadaver, von welchem her am häufigsten inficirt wurde, vor
1823 gab es in Wien auch medicinische und chirurgische Ab-
theilungen, der Leser weiss, in welchem Grade sich nach dieser
Zeit in Folge der anatomischen Richtung der Medicin die
Sterblichkeit des Wiener Gebärhauses steigerte. Im Pester
St.-Rochus Spitale war es der zersetzte Stoff einer chirurgi-
schen Abtheilung, mittelst welchen am häufigsten inficirt wurde,
an der geburtshilflichen Klinik zu Pest waren es zweimal un-
reine Leintücher, woher die Infection kam; von Prag erzählt
Chiari, dass zwei Kreissende, deren Genitalien während der
Geburt Jauche absonderten, zweimal eine Puerperalfieber-Epi-
demie hervorbrachten etc. etc. etc.

Der Träger des zersetzten Stoffes ist nicht blos der un-
tersuchende Finger, sondern jeder Gegenstand, welcher mit
einem zersetzten Stoffe verunreinigt ist und mit den Genita-
lien der Individuen in Berührung kommt.

Zur Begründung seiner Ansicht stellt Semmelweis fol-
gende Sätze auf:

a) Die Sterblichkeit der Wöchnerinnen ist in der Wiener
Schule, in welcher Aerzte, die sich mit pathologisch-anatomi-
schen Untersuchungen beschäftigen, unterrichtet werden, con-
stant viel grösser als in der Hebammenschule.

b) Das Waschen der Hände der Aerzte vor den Untersu-
chungen der Gebärenden mit einer Auflösung von Chlorkalk
zerstöre allen an den Händen zurückbleibenden cadaverösen
Geruch und sei ein Schutzmittel gegen Puerperalprocesse,
wenn nach Beschäftigungen am Cadaver geburtshilfliche Un-
tersuchungen vorgenommen werden müssen.

Auf diese zwei Puncte erwiedert C Braun Folgendes:
Ad a) und b) Während des Winters 1849 herrschte an der
I. Gebärklinik ungeachtet der anbefohlenen Chlorwaschungen
eine Puerperalfieber-Epidemie, welche im Beginne der besseren
Jahreszeit im April ohne eruirbare Ursache aufhörte. Im Som-
mersemester kamen unter 1818 Geburtsfällen blos 29 Sterbe-

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[489/0501] aus jener Quelle inficirt. In Wien war es unzweifelhaft der Cadaver, von welchem her am häufigsten inficirt wurde, vor 1823 gab es in Wien auch medicinische und chirurgische Ab- theilungen, der Leser weiss, in welchem Grade sich nach dieser Zeit in Folge der anatomischen Richtung der Medicin die Sterblichkeit des Wiener Gebärhauses steigerte. Im Pester St.-Rochus Spitale war es der zersetzte Stoff einer chirurgi- schen Abtheilung, mittelst welchen am häufigsten inficirt wurde, an der geburtshilflichen Klinik zu Pest waren es zweimal un- reine Leintücher, woher die Infection kam; von Prag erzählt Chiari, dass zwei Kreissende, deren Genitalien während der Geburt Jauche absonderten, zweimal eine Puerperalfieber-Epi- demie hervorbrachten etc. etc. etc. Der Träger des zersetzten Stoffes ist nicht blos der un- tersuchende Finger, sondern jeder Gegenstand, welcher mit einem zersetzten Stoffe verunreinigt ist und mit den Genita- lien der Individuen in Berührung kommt. Zur Begründung seiner Ansicht stellt Semmelweis fol- gende Sätze auf: a) Die Sterblichkeit der Wöchnerinnen ist in der Wiener Schule, in welcher Aerzte, die sich mit pathologisch-anatomi- schen Untersuchungen beschäftigen, unterrichtet werden, con- stant viel grösser als in der Hebammenschule. b) Das Waschen der Hände der Aerzte vor den Untersu- chungen der Gebärenden mit einer Auflösung von Chlorkalk zerstöre allen an den Händen zurückbleibenden cadaverösen Geruch und sei ein Schutzmittel gegen Puerperalprocesse, wenn nach Beschäftigungen am Cadaver geburtshilfliche Un- tersuchungen vorgenommen werden müssen. Auf diese zwei Puncte erwiedert C Braun Folgendes: Ad a) und b) Während des Winters 1849 herrschte an der I. Gebärklinik ungeachtet der anbefohlenen Chlorwaschungen eine Puerperalfieber-Epidemie, welche im Beginne der besseren Jahreszeit im April ohne eruirbare Ursache aufhörte. Im Som- mersemester kamen unter 1818 Geburtsfällen blos 29 Sterbe-

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Zitationshilfe: Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861, S. 489. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semmelweis_kindbettfieber_1861/501>, abgerufen am 22.11.2024.