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Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861.

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Beschäftigungen der an diesen Abtheilungen in Verwendung
gewesenen Aerzte zurückgeführt werden.

An der Veröffentlichung dieser Daten bin ich dadurch ge-
hindert, dass man zur Zeit, als ich diese Daten ermittelte, das
für eine Denuntiation erklärte.

Professor Skoda hat der schon oben erwähnten Commis-
sion des Wiener medicinischen Professorencollegiums unter
anderen auch folgende Aufgabe gestellt: Es war eine Tabelle,
auf der, soweit die Daten reichen, die Zahl der Entbundenen
und Gestorbenen von Monat zu Monat anzugeben war, und
ein Verzeichniss der Assistenten und Studirenden in der Rei-
henfolge, in welcher dieselben an der Gebäranstalt gedient
und practicirt haben, anzufertigen.

Indem Professor Rokitansky seit 1828 an der patholo-
gisch-anatomischen Anstalt fungirt, so konnten theils aus sei-
ner Erinnerung, theils aus den Sectionsprotokollen, so wie
durch Einvernehmen anderer Aerzte, diejenigen Assistenten
und Studirenden hervorgesucht werden, die sich mit Leichen-
untersuchungen befasst haben, und es hätte sich ergeben, ob
die Zahl der Erkrankungen in der Gebäranstalt mit der Ver-
wendung der Assistenten und Studirenden in der Sectionskam-
mer in Zusammenhang stand. Die Commission durfte, wie
schon früher erwähnt, auf höheren Befehl ihre Aufgabe nicht
lösen.

Consequent meiner Ueberzeugung muss ich hier das Be-
kenntniss ablegen, dass nur Gott die Anzahl derjenigen kennt,
welche wegen mir frühzeitig ins Grab gestiegen. Ich habe mich
in einer Ausdehnung mit Leichen beschäftigt, wie nur wenige
Geburtshelfer. Wenn ich dasselbe von einem andern Arzte
sage, so beabsichtige ich blos eine Wahrheit zum Bewusst-
sein zu bringen, welche, zum namenlosen Unglücke für das
Menschengeschlecht, durch so viele Jahrhunderte nicht er-
kannt wurde. So schmerzlich und erdrückend auch eine solche
Erkenntniss ist, so liegt die Abhilfe doch nicht in der Ver-
heimlichung, und soll dies Unglück nicht permanent bleiben,

Semmelweis, Kindbettfieber. 5

Beschäftigungen der an diesen Abtheilungen in Verwendung
gewesenen Aerzte zurückgeführt werden.

An der Veröffentlichung dieser Daten bin ich dadurch ge-
hindert, dass man zur Zeit, als ich diese Daten ermittelte, das
für eine Denuntiation erklärte.

Professor Skoda hat der schon oben erwähnten Commis-
sion des Wiener medicinischen Professorencollegiums unter
anderen auch folgende Aufgabe gestellt: Es war eine Tabelle,
auf der, soweit die Daten reichen, die Zahl der Entbundenen
und Gestorbenen von Monat zu Monat anzugeben war, und
ein Verzeichniss der Assistenten und Studirenden in der Rei-
henfolge, in welcher dieselben an der Gebäranstalt gedient
und practicirt haben, anzufertigen.

Indem Professor Rokitansky seit 1828 an der patholo-
gisch-anatomischen Anstalt fungirt, so konnten theils aus sei-
ner Erinnerung, theils aus den Sectionsprotokollen, so wie
durch Einvernehmen anderer Aerzte, diejenigen Assistenten
und Studirenden hervorgesucht werden, die sich mit Leichen-
untersuchungen befasst haben, und es hätte sich ergeben, ob
die Zahl der Erkrankungen in der Gebäranstalt mit der Ver-
wendung der Assistenten und Studirenden in der Sectionskam-
mer in Zusammenhang stand. Die Commission durfte, wie
schon früher erwähnt, auf höheren Befehl ihre Aufgabe nicht
lösen.

Consequent meiner Ueberzeugung muss ich hier das Be-
kenntniss ablegen, dass nur Gott die Anzahl derjenigen kennt,
welche wegen mir frühzeitig ins Grab gestiegen. Ich habe mich
in einer Ausdehnung mit Leichen beschäftigt, wie nur wenige
Geburtshelfer. Wenn ich dasselbe von einem andern Arzte
sage, so beabsichtige ich blos eine Wahrheit zum Bewusst-
sein zu bringen, welche, zum namenlosen Unglücke für das
Menschengeschlecht, durch so viele Jahrhunderte nicht er-
kannt wurde. So schmerzlich und erdrückend auch eine solche
Erkenntniss ist, so liegt die Abhilfe doch nicht in der Ver-
heimlichung, und soll dies Unglück nicht permanent bleiben,

Semmelweis, Kindbettfieber. 5
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[65/0077] Beschäftigungen der an diesen Abtheilungen in Verwendung gewesenen Aerzte zurückgeführt werden. An der Veröffentlichung dieser Daten bin ich dadurch ge- hindert, dass man zur Zeit, als ich diese Daten ermittelte, das für eine Denuntiation erklärte. Professor Skoda hat der schon oben erwähnten Commis- sion des Wiener medicinischen Professorencollegiums unter anderen auch folgende Aufgabe gestellt: Es war eine Tabelle, auf der, soweit die Daten reichen, die Zahl der Entbundenen und Gestorbenen von Monat zu Monat anzugeben war, und ein Verzeichniss der Assistenten und Studirenden in der Rei- henfolge, in welcher dieselben an der Gebäranstalt gedient und practicirt haben, anzufertigen. Indem Professor Rokitansky seit 1828 an der patholo- gisch-anatomischen Anstalt fungirt, so konnten theils aus sei- ner Erinnerung, theils aus den Sectionsprotokollen, so wie durch Einvernehmen anderer Aerzte, diejenigen Assistenten und Studirenden hervorgesucht werden, die sich mit Leichen- untersuchungen befasst haben, und es hätte sich ergeben, ob die Zahl der Erkrankungen in der Gebäranstalt mit der Ver- wendung der Assistenten und Studirenden in der Sectionskam- mer in Zusammenhang stand. Die Commission durfte, wie schon früher erwähnt, auf höheren Befehl ihre Aufgabe nicht lösen. Consequent meiner Ueberzeugung muss ich hier das Be- kenntniss ablegen, dass nur Gott die Anzahl derjenigen kennt, welche wegen mir frühzeitig ins Grab gestiegen. Ich habe mich in einer Ausdehnung mit Leichen beschäftigt, wie nur wenige Geburtshelfer. Wenn ich dasselbe von einem andern Arzte sage, so beabsichtige ich blos eine Wahrheit zum Bewusst- sein zu bringen, welche, zum namenlosen Unglücke für das Menschengeschlecht, durch so viele Jahrhunderte nicht er- kannt wurde. So schmerzlich und erdrückend auch eine solche Erkenntniss ist, so liegt die Abhilfe doch nicht in der Ver- heimlichung, und soll dies Unglück nicht permanent bleiben, Semmelweis, Kindbettfieber. 5

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Zitationshilfe: Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semmelweis_kindbettfieber_1861/77>, abgerufen am 21.11.2024.