Semper, Karl: Die Philippinen und ihre Bewohner. Sechs Skizzen. Würzburg, 1869.Stelle ist die auf pag. 96 des letztgenannten Werkes, woraus hervorgeht, dass nur die grösseren chinesischen Dschonken nach Manila kamen, von hier aus aber die mitgebrachten chinesischen Waaren in kleineren Schiffen nach Borneo und den philippinischen Inseln gebracht wurden. Auf dem Rückwege nahmen sie dann die von den Chinesen und Siamesen gesuchten Waaren mit, nemlich Sclaven, Gold, Wachs und Kaurisschnecken, sowie weisse Tücher--wohl solche, wie sie noch heutzutage aus den Fasern der Musa textilis gewoben werden--, die nun mittels der grösseren Schiffe nach China hingebracht wurden. Also schon lange vor der christlichen Periode war Manila ein Stapelplatz für chinesische Waaren, ein Emporium des chinesisch-malaiischen Handels. V. Skizze.--Die Muhamedaner und der Anfang der christlichen
Periode. Anmerkung 1. Siehe Martinez de Zuniga pag. 69-71. Gaspar de S. Agustin pag. 95-96. ibid pag. 108. Pigafetta pag. 146. Anmerkung 2. Siehe Martinez de Zuniga pag. 196-196. Die Geschichte der Kriegsführung zwischen Spaniern und Muhamedanern ist nicht ohne einiges Interesse. Leider ist man gezwungen, hier wie überall, auf die voluminösen Geschichtswerke der geistlichen Corporationen zurückzugehen, da das einzige meines Wissens existirende Specialwerk über diesen Gegenstand "D. Emilio Bernaldez, Resena historica de la Guerra al Sur de Filipinas" durchaus einseitig abgefasst und eigentlich nur für den spanischen Militair wichtig ist, welcher vielleicht einmal an die Spitze einer Expedition gegen die Moro's gestellt werden könnte. Trotz der vielen Kriegszüge nach Jolo, trotz der Einnahme von Balanguingui im Jahre 1851 und obgleich die schwerfälligen Segelschiffe der Christen in den letzten Jahren durch Dampfkanonenböte ersetzt wurden, ist es den Spaniern auch bis auf den heutigen Tag nicht gelungen, die Piraterie im Süden der Philippinen auszurotten. Ich selbst wäre gewiss noch 1864 an der Ostküste Mindanao's in die Hände der Moros gefallen, wenn irgend ein Umstand meine Abreise aus Bohol um 8-14 Tage verzögert hätte. Obgleich damals die in Cebu stationirten Dampfschiffe rechtzeitig durch den Gouverneur von Surigao Kenntniss von der Anwesenheit der Piraten erhalten hatten, so liefen diese doch so spät aus, und gaben sich bei ihrer Verfolgung so wenig Mühe, dass die Moro's ganz ruhig mit ihrer Beute nach Hause gelangen konnten. Stelle ist die auf pag. 96 des letztgenannten Werkes, woraus hervorgeht, dass nur die grösseren chinesischen Dschonken nach Manila kamen, von hier aus aber die mitgebrachten chinesischen Waaren in kleineren Schiffen nach Borneo und den philippinischen Inseln gebracht wurden. Auf dem Rückwege nahmen sie dann die von den Chinesen und Siamesen gesuchten Waaren mit, nemlich Sclaven, Gold, Wachs und Kaurisschnecken, sowie weisse Tücher—wohl solche, wie sie noch heutzutage aus den Fasern der Musa textilis gewoben werden—, die nun mittels der grösseren Schiffe nach China hingebracht wurden. Also schon lange vor der christlichen Periode war Manila ein Stapelplatz für chinesische Waaren, ein Emporium des chinesisch-malaiischen Handels. V. Skizze.—Die Muhamedaner und der Anfang der christlichen
Periode. Anmerkung 1. Siehe Martinez de Zuniga pag. 69–71. Gaspar de S. Agustin pag. 95–96. ibid pag. 108. Pigafetta pag. 146. Anmerkung 2. Siehe Martinez de Zuniga pag. 196–196. Die Geschichte der Kriegsführung zwischen Spaniern und Muhamedanern ist nicht ohne einiges Interesse. Leider ist man gezwungen, hier wie überall, auf die voluminösen Geschichtswerke der geistlichen Corporationen zurückzugehen, da das einzige meines Wissens existirende Specialwerk über diesen Gegenstand “D. Emilio Bernaldez, Resena historica de la Guerra al Sur de Filipinas” durchaus einseitig abgefasst und eigentlich nur für den spanischen Militair wichtig ist, welcher vielleicht einmal an die Spitze einer Expedition gegen die Moro’s gestellt werden könnte. Trotz der vielen Kriegszüge nach Joló, trotz der Einnahme von Balanguingui im Jahre 1851 und obgleich die schwerfälligen Segelschiffe der Christen in den letzten Jahren durch Dampfkanonenböte ersetzt wurden, ist es den Spaniern auch bis auf den heutigen Tag nicht gelungen, die Piraterie im Süden der Philippinen auszurotten. Ich selbst wäre gewiss noch 1864 an der Ostküste Mindanao’s in die Hände der Moros gefallen, wenn irgend ein Umstand meine Abreise aus Bohol um 8–14 Tage verzögert hätte. Obgleich damals die in Cebú stationirten Dampfschiffe rechtzeitig durch den Gouverneur von Surigao Kenntniss von der Anwesenheit der Piraten erhalten hatten, so liefen diese doch so spät aus, und gaben sich bei ihrer Verfolgung so wenig Mühe, dass die Moro’s ganz ruhig mit ihrer Beute nach Hause gelangen konnten. <TEI> <text> <back> <div n="1"> <div n="2"> <p xml:id="n4.11"><pb facs="#f0143" n="143"/> Stelle ist die auf pag. 96 des letztgenannten Werkes, woraus hervorgeht, dass nur die grösseren chinesischen Dschonken nach Manila kamen, von hier aus aber die mitgebrachten chinesischen <sic>Waaren</sic> in kleineren Schiffen nach Borneo und den philippinischen Inseln gebracht wurden. Auf dem Rückwege nahmen sie dann die von den Chinesen und Siamesen gesuchten Waaren mit, nemlich Sclaven, Gold, Wachs und Kaurisschnecken, sowie weisse Tücher—wohl solche, wie sie noch heutzutage aus den Fasern der Musa textilis gewoben werden—, die nun mittels der grösseren Schiffe nach China hingebracht wurden. Also schon lange vor der christlichen Periode war Manila ein Stapelplatz für chinesische Waaren, ein Emporium des chinesisch-malaiischen Handels. </p> </div> <div n="2"> <head>V. Skizze.—Die Muhamedaner und der Anfang der christlichen Periode.</head><lb/> <p xml:id="n5.1"><hi rendition="#g">Anmerkung 1.</hi> Siehe Martinez de Zuniga pag. 69–71. Gaspar de S. Agustin pag. 95–96. ibid pag. 108. Pigafetta pag. 146. </p> <p xml:id="n5.2"><hi rendition="#g">Anmerkung 2.</hi> Siehe Martinez de Zuniga pag. 196–196. Die Geschichte der Kriegsführung zwischen Spaniern und Muhamedanern ist nicht ohne einiges Interesse. Leider ist man gezwungen, hier wie überall, auf die voluminösen Geschichtswerke der geistlichen Corporationen zurückzugehen, da das einzige meines Wissens existirende Specialwerk über diesen Gegenstand “D. Emilio Bernaldez, Resena historica de la Guerra al Sur de Filipinas” durchaus einseitig abgefasst und eigentlich nur für den spanischen Militair wichtig ist, welcher vielleicht einmal an die Spitze einer Expedition gegen die Moro’s gestellt werden könnte. Trotz der vielen Kriegszüge nach Joló, trotz der Einnahme von Balanguingui im Jahre 1851 und obgleich die schwerfälligen Segelschiffe der Christen in den letzten Jahren durch Dampfkanonenböte ersetzt wurden, ist es den Spaniern auch bis auf den heutigen Tag nicht gelungen, die Piraterie im Süden der Philippinen auszurotten. Ich selbst wäre gewiss noch 1864 an der Ostküste Mindanao’s in die Hände der Moros gefallen, wenn irgend ein Umstand meine Abreise aus Bohol um 8–14 Tage verzögert hätte. Obgleich damals die in Cebú stationirten Dampfschiffe rechtzeitig durch den Gouverneur von Surigao Kenntniss von der Anwesenheit der Piraten erhalten hatten, so liefen diese doch so spät aus, und gaben sich bei ihrer Verfolgung so wenig Mühe, dass die Moro’s ganz ruhig mit ihrer Beute nach Hause gelangen konnten. </p> </div> </div> </back> </text> </TEI> [143/0143]
Stelle ist die auf pag. 96 des letztgenannten Werkes, woraus hervorgeht, dass nur die grösseren chinesischen Dschonken nach Manila kamen, von hier aus aber die mitgebrachten chinesischen Waaren in kleineren Schiffen nach Borneo und den philippinischen Inseln gebracht wurden. Auf dem Rückwege nahmen sie dann die von den Chinesen und Siamesen gesuchten Waaren mit, nemlich Sclaven, Gold, Wachs und Kaurisschnecken, sowie weisse Tücher—wohl solche, wie sie noch heutzutage aus den Fasern der Musa textilis gewoben werden—, die nun mittels der grösseren Schiffe nach China hingebracht wurden. Also schon lange vor der christlichen Periode war Manila ein Stapelplatz für chinesische Waaren, ein Emporium des chinesisch-malaiischen Handels.
V. Skizze.—Die Muhamedaner und der Anfang der christlichen Periode.
Anmerkung 1. Siehe Martinez de Zuniga pag. 69–71. Gaspar de S. Agustin pag. 95–96. ibid pag. 108. Pigafetta pag. 146.
Anmerkung 2. Siehe Martinez de Zuniga pag. 196–196. Die Geschichte der Kriegsführung zwischen Spaniern und Muhamedanern ist nicht ohne einiges Interesse. Leider ist man gezwungen, hier wie überall, auf die voluminösen Geschichtswerke der geistlichen Corporationen zurückzugehen, da das einzige meines Wissens existirende Specialwerk über diesen Gegenstand “D. Emilio Bernaldez, Resena historica de la Guerra al Sur de Filipinas” durchaus einseitig abgefasst und eigentlich nur für den spanischen Militair wichtig ist, welcher vielleicht einmal an die Spitze einer Expedition gegen die Moro’s gestellt werden könnte. Trotz der vielen Kriegszüge nach Joló, trotz der Einnahme von Balanguingui im Jahre 1851 und obgleich die schwerfälligen Segelschiffe der Christen in den letzten Jahren durch Dampfkanonenböte ersetzt wurden, ist es den Spaniern auch bis auf den heutigen Tag nicht gelungen, die Piraterie im Süden der Philippinen auszurotten. Ich selbst wäre gewiss noch 1864 an der Ostküste Mindanao’s in die Hände der Moros gefallen, wenn irgend ein Umstand meine Abreise aus Bohol um 8–14 Tage verzögert hätte. Obgleich damals die in Cebú stationirten Dampfschiffe rechtzeitig durch den Gouverneur von Surigao Kenntniss von der Anwesenheit der Piraten erhalten hatten, so liefen diese doch so spät aus, und gaben sich bei ihrer Verfolgung so wenig Mühe, dass die Moro’s ganz ruhig mit ihrer Beute nach Hause gelangen konnten.
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Zitationshilfe: | Semper, Karl: Die Philippinen und ihre Bewohner. Sechs Skizzen. Würzburg, 1869, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semper_philippinen_1869/143>, abgerufen am 16.02.2025. |