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Semper, Karl: Die Philippinen und ihre Bewohner. Sechs Skizzen. Würzburg, 1869.

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Cypraea. Sie finden sich wie überall in den tropisch östlichen Meeren, so auch auf den Riffen der Philippinen und werden alljährlich in grossen Quantitäten ausgeführt. Da aber der Werth derselben neuerdings sehr gesunken ist--man bezahlt jetzt in Manila etwas mehr als einen Thaler für das Picul--so ist der Werth des Umsatzes von jährlich etwa 1500 Picul ein sehr geringer. Ebensowenig beansprucht die Ausfuhr des Schildpatts bedeutendes Interesse; denn trotz des ziemlich hohen Preises, der auch jetzt noch für das Picul Schildpatt--von den Spaniern carey genannt--, nemlich 4-500 Dollars, bezahlt wird, beträgt der ganze Umsatz im Mittel kaum 15000 Gulden, da selbst in den günstigsten Jahren nicht mehr als 20 Picul ausgeführt werden.

Dagegen ist der Dujong (Halicore Dugong L.) ein Thier, welches in mehr als einer Beziehung interessant ist, da es sich in eigenthümlicher Weise mit der Geschichte des Trepanghandels auf den Philippinen verknüpft. Als im Anfang dieses Jahrhunderts einige Spanier von Manila nach den westlichsten Inseln der Carolinen, den Pelew-Inseln oder den Islas Palaos, gingen, um hier für Tabak, Eisenwaaren und baumwollene Tücher den Trepang einzuhandeln, erkannten sie in einem Armband,5 welches das Handgelenk der Fürsten des Landes zierte, den ersten Halswirbel des ihnen sehr gut bekannten und auf den Philippinen wegen seines wohlschmeckenden Fleisches häufig gejagten "pez mulier"6 wieder. Sie nahmen den hohen Werth desselben wahr und wussten sich während der nachfolgenden Jahre auf den Philippinen mit einer tüchtigen Ladung solcher Wirbel zu versehen, die den glücklichen Speculanten denn auch rasch eine volle Schiffsladung fast umsonst verschafften. Aber der Dujong ist sehr schwer zu jagen, und seine Menge, wie es scheint, nicht beträchtlich. Er zog sich nach den am schwersten zugänglichen Schlupfwinkeln an den Ostküsten des Archipels zurück, so dass sich bald die auf Trepang fahrenden Mestizen und Spanier von Manila wieder genöthigt sahen, sich der europäischen Waaren zu ihrem Tauschhandel zu bedienen. Nie wieder sind solche Geschäfte in diesem Handelszweige gemacht worden, wie in der kurzen Periode jenes Handels mit dem Atlas des Dujong. Er giebt uns auch ein Beispiel, wie leicht der Mensch geneigt ist, seiner Eitelkeit schmerzliche Opfer zu bringen. Obgleich derselbe selbst im Verkehr der Bewohner untereinander

Cypraea. Sie finden sich wie überall in den tropisch östlichen Meeren, so auch auf den Riffen der Philippinen und werden alljährlich in grossen Quantitäten ausgeführt. Da aber der Werth derselben neuerdings sehr gesunken ist—man bezahlt jetzt in Manila etwas mehr als einen Thaler für das Picul—so ist der Werth des Umsatzes von jährlich etwa 1500 Picul ein sehr geringer. Ebensowenig beansprucht die Ausfuhr des Schildpatts bedeutendes Interesse; denn trotz des ziemlich hohen Preises, der auch jetzt noch für das Picul Schildpatt—von den Spaniern carey genannt—, nemlich 4–500 Dollars, bezahlt wird, beträgt der ganze Umsatz im Mittel kaum 15000 Gulden, da selbst in den günstigsten Jahren nicht mehr als 20 Picul ausgeführt werden.

Dagegen ist der Dujong (Halicore Dugong L.) ein Thier, welches in mehr als einer Beziehung interessant ist, da es sich in eigenthümlicher Weise mit der Geschichte des Trepanghandels auf den Philippinen verknüpft. Als im Anfang dieses Jahrhunderts einige Spanier von Manila nach den westlichsten Inseln der Carolinen, den Pelew-Inseln oder den Islas Palaos, gingen, um hier für Tabak, Eisenwaaren und baumwollene Tücher den Trepang einzuhandeln, erkannten sie in einem Armband,5 welches das Handgelenk der Fürsten des Landes zierte, den ersten Halswirbel des ihnen sehr gut bekannten und auf den Philippinen wegen seines wohlschmeckenden Fleisches häufig gejagten “pez mulier”6 wieder. Sie nahmen den hohen Werth desselben wahr und wussten sich während der nachfolgenden Jahre auf den Philippinen mit einer tüchtigen Ladung solcher Wirbel zu versehen, die den glücklichen Speculanten denn auch rasch eine volle Schiffsladung fast umsonst verschafften. Aber der Dujong ist sehr schwer zu jagen, und seine Menge, wie es scheint, nicht beträchtlich. Er zog sich nach den am schwersten zugänglichen Schlupfwinkeln an den Ostküsten des Archipels zurück, so dass sich bald die auf Trepang fahrenden Mestizen und Spanier von Manila wieder genöthigt sahen, sich der europäischen Waaren zu ihrem Tauschhandel zu bedienen. Nie wieder sind solche Geschäfte in diesem Handelszweige gemacht worden, wie in der kurzen Periode jenes Handels mit dem Atlas des Dujong. Er giebt uns auch ein Beispiel, wie leicht der Mensch geneigt ist, seiner Eitelkeit schmerzliche Opfer zu bringen. Obgleich derselbe selbst im Verkehr der Bewohner untereinander

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[31/0031] Cypraea. Sie finden sich wie überall in den tropisch östlichen Meeren, so auch auf den Riffen der Philippinen und werden alljährlich in grossen Quantitäten ausgeführt. Da aber der Werth derselben neuerdings sehr gesunken ist—man bezahlt jetzt in Manila etwas mehr als einen Thaler für das Picul—so ist der Werth des Umsatzes von jährlich etwa 1500 Picul ein sehr geringer. Ebensowenig beansprucht die Ausfuhr des Schildpatts bedeutendes Interesse; denn trotz des ziemlich hohen Preises, der auch jetzt noch für das Picul Schildpatt—von den Spaniern carey genannt—, nemlich 4–500 Dollars, bezahlt wird, beträgt der ganze Umsatz im Mittel kaum 15000 Gulden, da selbst in den günstigsten Jahren nicht mehr als 20 Picul ausgeführt werden. Dagegen ist der Dujong (Halicore Dugong L.) ein Thier, welches in mehr als einer Beziehung interessant ist, da es sich in eigenthümlicher Weise mit der Geschichte des Trepanghandels auf den Philippinen verknüpft. Als im Anfang dieses Jahrhunderts einige Spanier von Manila nach den westlichsten Inseln der Carolinen, den Pelew-Inseln oder den Islas Palaos, gingen, um hier für Tabak, Eisenwaaren und baumwollene Tücher den Trepang einzuhandeln, erkannten sie in einem Armband, ⁵ welches das Handgelenk der Fürsten des Landes zierte, den ersten Halswirbel des ihnen sehr gut bekannten und auf den Philippinen wegen seines wohlschmeckenden Fleisches häufig gejagten “pez mulier” ⁶ wieder. Sie nahmen den hohen Werth desselben wahr und wussten sich während der nachfolgenden Jahre auf den Philippinen mit einer tüchtigen Ladung solcher Wirbel zu versehen, die den glücklichen Speculanten denn auch rasch eine volle Schiffsladung fast umsonst verschafften. Aber der Dujong ist sehr schwer zu jagen, und seine Menge, wie es scheint, nicht beträchtlich. Er zog sich nach den am schwersten zugänglichen Schlupfwinkeln an den Ostküsten des Archipels zurück, so dass sich bald die auf Trepang fahrenden Mestizen und Spanier von Manila wieder genöthigt sahen, sich der europäischen Waaren zu ihrem Tauschhandel zu bedienen. Nie wieder sind solche Geschäfte in diesem Handelszweige gemacht worden, wie in der kurzen Periode jenes Handels mit dem Atlas des Dujong. Er giebt uns auch ein Beispiel, wie leicht der Mensch geneigt ist, seiner Eitelkeit schmerzliche Opfer zu bringen. Obgleich derselbe selbst im Verkehr der Bewohner untereinander

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Zitationshilfe: Semper, Karl: Die Philippinen und ihre Bewohner. Sechs Skizzen. Würzburg, 1869, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semper_philippinen_1869/31>, abgerufen am 21.11.2024.