Semper, Karl: Die Philippinen und ihre Bewohner. Sechs Skizzen. Würzburg, 1869.Geldwerth besitzt, so hat er doch auch den wirklichen Werth eines nationalen Ordens; denn nur den ausgezeichneten Männern des Landes kann er vom König oder dem Fürstencongress zuertheilt, aber auch entzogen werden. Es ist ein Fest, wenn einem Vornehmen des Landes ein solches zuerkannt wird. Aber die Anlage des Ordens selbst ist eine schmerzhafte Operation. Das allerdings durch Abfeilen der Kanten und Vorsprünge etwas erweiterte Loch, durch welches das Rückenmark hindurchtritt, ist so eng, dass selbst die zarten und in ihren Gelenken so ausnehmend biegsamen Hände der Eingebornen nicht ohne grosse Mühe hindurchkommen. Die Finger des Beglückten werden fest zusammengebunden, so dass sich die Breite des gebogenen Handrückens möglichst vermindert, und dann wird die Hand durch den Wirbel hindurchgezwängt, indem einige Männer an dem Taue, welches die Finger hält, aus Leibeskräften ziehen, während Andere von entgegengesetzter Seite her den Wirbel und den Decorirten festhalten. Oft sieht man die Vornehmen des Landes mit Stolz die Hand zeigen, von welcher sie bei solcher Standeserhöhung einen Finger, meistens den Daumen, durch die Operation des Durchziehens verloren haben. Bei uns Europäern möchte ein solcher Orden, der nie ohne grosse Schmerzen angelegt werden kann, wohl als ein Mittel gegen die zu grosse Zahl der Ehrendiener angewandt werden können. Die vergleichsweise grosse Wichtigkeit der genannten Thiere, welche wesentlich auf den Korallenriffen und durch sie leben, lässt sich kurz in einigen Zahlen ausdrücken.--Es erreichte der Export der 4 wichtigeren Artikel im Jahre 1864 die Summe von 97,683 Dollars, 1865 die viel grössere von 135,295 Dollars. Für die einzelnen Artikel stellt sich das Verhältniss so:
Man sieht, dass der so bedeutend höhere Export im Jahre 1865 hauptsächlich durch die Zunahme des Trepanghandels bewirkt wurde. Wenn man nun bedenkt, dass der bedürfnisslose Bewohner tropischer Gegenden kaum mehr arbeitet, als gerade für die Beschaffung seiner unentbehrlichsten Lebensbedürfnisse nothwendig Geldwerth besitzt, so hat er doch auch den wirklichen Werth eines nationalen Ordens; denn nur den ausgezeichneten Männern des Landes kann er vom König oder dem Fürstencongress zuertheilt, aber auch entzogen werden. Es ist ein Fest, wenn einem Vornehmen des Landes ein solches zuerkannt wird. Aber die Anlage des Ordens selbst ist eine schmerzhafte Operation. Das allerdings durch Abfeilen der Kanten und Vorsprünge etwas erweiterte Loch, durch welches das Rückenmark hindurchtritt, ist so eng, dass selbst die zarten und in ihren Gelenken so ausnehmend biegsamen Hände der Eingebornen nicht ohne grosse Mühe hindurchkommen. Die Finger des Beglückten werden fest zusammengebunden, so dass sich die Breite des gebogenen Handrückens möglichst vermindert, und dann wird die Hand durch den Wirbel hindurchgezwängt, indem einige Männer an dem Taue, welches die Finger hält, aus Leibeskräften ziehen, während Andere von entgegengesetzter Seite her den Wirbel und den Decorirten festhalten. Oft sieht man die Vornehmen des Landes mit Stolz die Hand zeigen, von welcher sie bei solcher Standeserhöhung einen Finger, meistens den Daumen, durch die Operation des Durchziehens verloren haben. Bei uns Europäern möchte ein solcher Orden, der nie ohne grosse Schmerzen angelegt werden kann, wohl als ein Mittel gegen die zu grosse Zahl der Ehrendiener angewandt werden können. Die vergleichsweise grosse Wichtigkeit der genannten Thiere, welche wesentlich auf den Korallenriffen und durch sie leben, lässt sich kurz in einigen Zahlen ausdrücken.—Es erreichte der Export der 4 wichtigeren Artikel im Jahre 1864 die Summe von 97,683 Dollars, 1865 die viel grössere von 135,295 Dollars. Für die einzelnen Artikel stellt sich das Verhältniss so:
Man sieht, dass der so bedeutend höhere Export im Jahre 1865 hauptsächlich durch die Zunahme des Trepanghandels bewirkt wurde. Wenn man nun bedenkt, dass der bedürfnisslose Bewohner tropischer Gegenden kaum mehr arbeitet, als gerade für die Beschaffung seiner unentbehrlichsten Lebensbedürfnisse nothwendig <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0032" n="32"/> Geldwerth besitzt, so hat er doch auch den wirklichen Werth eines nationalen Ordens; denn nur den ausgezeichneten Männern des Landes kann er vom König oder dem Fürstencongress zuertheilt, aber auch entzogen werden. Es ist ein Fest, wenn einem Vornehmen des Landes ein solches zuerkannt wird. Aber die Anlage des Ordens selbst ist eine schmerzhafte Operation. Das allerdings durch Abfeilen der Kanten und Vorsprünge etwas erweiterte Loch, durch welches das Rückenmark hindurchtritt, ist so eng, dass selbst die zarten und in ihren Gelenken so ausnehmend biegsamen Hände der Eingebornen nicht ohne grosse Mühe hindurchkommen. Die Finger des Beglückten werden fest zusammengebunden, so dass sich die Breite des gebogenen Handrückens möglichst vermindert, und dann wird die Hand durch den Wirbel hindurchgezwängt, indem einige Männer an dem Taue, welches die Finger hält, aus Leibeskräften ziehen, während Andere von entgegengesetzter Seite her den Wirbel und den Decorirten festhalten. Oft sieht man die Vornehmen des Landes mit Stolz die Hand zeigen, von welcher sie bei solcher Standeserhöhung einen Finger, meistens den Daumen, durch die Operation des Durchziehens verloren haben. Bei uns Europäern möchte ein solcher Orden, der nie ohne grosse Schmerzen angelegt werden kann, wohl als ein Mittel gegen die zu grosse Zahl der Ehrendiener angewandt werden können. </p> <p>Die vergleichsweise grosse Wichtigkeit der genannten Thiere, welche wesentlich auf den Korallenriffen und durch sie leben, lässt sich kurz in einigen Zahlen ausdrücken.—Es erreichte der Export der 4 wichtigeren Artikel im Jahre 1864 die Summe von 97,683 Dollars, 1865 die viel grössere von 135,295 Dollars. Für die einzelnen Artikel stellt sich das Verhältniss so: <table><row><cell rows="1" cols="1"> </cell><cell rows="1" cols="1">Perlmutterschalen. </cell><cell rows="1" cols="1">Schildpatt. </cell><cell rows="1" cols="1">Kauris. </cell><cell rows="1" cols="1">Trepang. </cell><cell rows="1" cols="1">Summa. </cell></row><row><cell rows="1" cols="1">1864 </cell><cell rows="1" cols="1">52,972 </cell><cell rows="1" cols="1">931 </cell><cell rows="1" cols="1">2000 </cell><cell rows="1" cols="1">41,780 </cell><cell rows="1" cols="1">97,683 D.</cell></row><row><cell rows="1" cols="1">1865 </cell><cell rows="1" cols="1">47,215 </cell><cell rows="1" cols="1">3172 </cell><cell rows="1" cols="1">1792 </cell><cell rows="1" cols="1">78,400 </cell><cell rows="1" cols="1">135,295 D.</cell></row></table> </p> <p>Man sieht, dass der so bedeutend höhere Export im Jahre 1865 hauptsächlich durch die Zunahme des Trepanghandels bewirkt wurde. </p> <p>Wenn man nun bedenkt, dass der bedürfnisslose Bewohner tropischer Gegenden kaum mehr arbeitet, als gerade für die Beschaffung seiner unentbehrlichsten Lebensbedürfnisse nothwendig </p> </div> </body> </text> </TEI> [32/0032]
Geldwerth besitzt, so hat er doch auch den wirklichen Werth eines nationalen Ordens; denn nur den ausgezeichneten Männern des Landes kann er vom König oder dem Fürstencongress zuertheilt, aber auch entzogen werden. Es ist ein Fest, wenn einem Vornehmen des Landes ein solches zuerkannt wird. Aber die Anlage des Ordens selbst ist eine schmerzhafte Operation. Das allerdings durch Abfeilen der Kanten und Vorsprünge etwas erweiterte Loch, durch welches das Rückenmark hindurchtritt, ist so eng, dass selbst die zarten und in ihren Gelenken so ausnehmend biegsamen Hände der Eingebornen nicht ohne grosse Mühe hindurchkommen. Die Finger des Beglückten werden fest zusammengebunden, so dass sich die Breite des gebogenen Handrückens möglichst vermindert, und dann wird die Hand durch den Wirbel hindurchgezwängt, indem einige Männer an dem Taue, welches die Finger hält, aus Leibeskräften ziehen, während Andere von entgegengesetzter Seite her den Wirbel und den Decorirten festhalten. Oft sieht man die Vornehmen des Landes mit Stolz die Hand zeigen, von welcher sie bei solcher Standeserhöhung einen Finger, meistens den Daumen, durch die Operation des Durchziehens verloren haben. Bei uns Europäern möchte ein solcher Orden, der nie ohne grosse Schmerzen angelegt werden kann, wohl als ein Mittel gegen die zu grosse Zahl der Ehrendiener angewandt werden können.
Die vergleichsweise grosse Wichtigkeit der genannten Thiere, welche wesentlich auf den Korallenriffen und durch sie leben, lässt sich kurz in einigen Zahlen ausdrücken.—Es erreichte der Export der 4 wichtigeren Artikel im Jahre 1864 die Summe von 97,683 Dollars, 1865 die viel grössere von 135,295 Dollars. Für die einzelnen Artikel stellt sich das Verhältniss so: Perlmutterschalen. Schildpatt. Kauris. Trepang. Summa.
1864 52,972 931 2000 41,780 97,683 D.
1865 47,215 3172 1792 78,400 135,295 D.
Man sieht, dass der so bedeutend höhere Export im Jahre 1865 hauptsächlich durch die Zunahme des Trepanghandels bewirkt wurde.
Wenn man nun bedenkt, dass der bedürfnisslose Bewohner tropischer Gegenden kaum mehr arbeitet, als gerade für die Beschaffung seiner unentbehrlichsten Lebensbedürfnisse nothwendig
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