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Semper, Karl: Die Philippinen und ihre Bewohner. Sechs Skizzen. Würzburg, 1869.

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ihrer Tapferkeit auf. Von den Sclaven aber, die sie heimführen, sind immer einige dem Kriegsgotte oder dem Gotte ihrer Krankheiten geweiht. Durch den heiligen Dolch oder das Schwert wird ihnen, am Rande der für sie gegrabenen Grube stehend, mit wenigen sicheren Streichen das Leben genommen. Die anderen Sclaven, Verwandte oder Freunde des Opfers, müssen das Grab mit Erde füllen.

So stehen die Manobo's mit einigen anderen nahe verwandten Stämmen den Ygorrotes und Iraya's als religiöse Fanatiker gegenüber, bei deren Götterdienst Menschenopfer und Cannibalismus eine hervorragende Rolle spielen. Und zwischen diesen drei, annähernd die Extreme rein malaiischen Culturzustandes repräsentirenden Völkern fanden sich wahrscheinlich alle möglichen Verschiedenheiten der Race, die den Dialectverschiedenheiten parallel gingen. Die älteren spanischen Autoren10 erwähnen als ein auffallendes, nachher aber rasch vergessenes Factum, dass die Negrito's alle nur eine einzige gleichmässige Sprache sprechen, während die braunen Bewohner der verschiedenen Inseln, obgleich sicherlich alle demselben Stamme angehörig, sich doch durch die grosse Zahl ihrer verschiedenen Dialecte unterscheiden sollten. Nur in einigen wenigen, allerdings aber wesentlich charakteristischen Zügen, stimmten sie alle überein. Einmal waren sie alle nach dem Zeugniss derselben spanischen Schriftsteller Ackerbauer und cultivirten den Reis in solcher Menge, dass er schon bei Ankunft der Spanier11 einen Handelsartikel bildete. Manche der Stämme mochten damals schon sesshaft geworden sein und den Ackerbau in solcher Vollkommenheit getrieben haben, wie es jetzt die Ygorrotes thun. Dann lebten sie alle in einzelne Clan's getheilt, deren jeder einem Fürsten, einem "bagani", unterthan war. Obgleich die Spanier in ihren Beschreibungen mit dem Worte König (rey) ziemlich freigebig waren, so zeigt das oft gebrauchte Wort "reyezuelo", ein kleiner König, und noch mehr die oft gegebene Erläuterung hierzu, dass die Macht dieser Könige nur in den seltensten Fällen über das nächste Gebiet des Dorfes hinausgriff. Der Anfang einer Staatenbildung scheint nur an den wenigen Puncten gemacht worden zu sein, an denen kurz vor Ankunft der Spanier die von Borneo und Ternate kommenden Muhamedaner sich niedergelassen hatten.--Alle Civilstreitigkeiten wurden

ihrer Tapferkeit auf. Von den Sclaven aber, die sie heimführen, sind immer einige dem Kriegsgotte oder dem Gotte ihrer Krankheiten geweiht. Durch den heiligen Dolch oder das Schwert wird ihnen, am Rande der für sie gegrabenen Grube stehend, mit wenigen sicheren Streichen das Leben genommen. Die anderen Sclaven, Verwandte oder Freunde des Opfers, müssen das Grab mit Erde füllen.

So stehen die Manobo’s mit einigen anderen nahe verwandten Stämmen den Ygorrotes und Iraya’s als religiöse Fanatiker gegenüber, bei deren Götterdienst Menschenopfer und Cannibalismus eine hervorragende Rolle spielen. Und zwischen diesen drei, annähernd die Extreme rein malaiischen Culturzustandes repräsentirenden Völkern fanden sich wahrscheinlich alle möglichen Verschiedenheiten der Race, die den Dialectverschiedenheiten parallel gingen. Die älteren spanischen Autoren10 erwähnen als ein auffallendes, nachher aber rasch vergessenes Factum, dass die Negrito’s alle nur eine einzige gleichmässige Sprache sprechen, während die braunen Bewohner der verschiedenen Inseln, obgleich sicherlich alle demselben Stamme angehörig, sich doch durch die grosse Zahl ihrer verschiedenen Dialecte unterscheiden sollten. Nur in einigen wenigen, allerdings aber wesentlich charakteristischen Zügen, stimmten sie alle überein. Einmal waren sie alle nach dem Zeugniss derselben spanischen Schriftsteller Ackerbauer und cultivirten den Reis in solcher Menge, dass er schon bei Ankunft der Spanier11 einen Handelsartikel bildete. Manche der Stämme mochten damals schon sesshaft geworden sein und den Ackerbau in solcher Vollkommenheit getrieben haben, wie es jetzt die Ygorrotes thun. Dann lebten sie alle in einzelne Clan’s getheilt, deren jeder einem Fürsten, einem “bagani”, unterthan war. Obgleich die Spanier in ihren Beschreibungen mit dem Worte König (rey) ziemlich freigebig waren, so zeigt das oft gebrauchte Wort “reyezuelo”, ein kleiner König, und noch mehr die oft gegebene Erläuterung hierzu, dass die Macht dieser Könige nur in den seltensten Fällen über das nächste Gebiet des Dorfes hinausgriff. Der Anfang einer Staatenbildung scheint nur an den wenigen Puncten gemacht worden zu sein, an denen kurz vor Ankunft der Spanier die von Borneo und Ternate kommenden Muhamedaner sich niedergelassen hatten.—Alle Civilstreitigkeiten wurden

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Zitationshilfe: Semper, Karl: Die Philippinen und ihre Bewohner. Sechs Skizzen. Würzburg, 1869, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semper_philippinen_1869/66>, abgerufen am 24.11.2024.