Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Semper, Karl: Die Philippinen und ihre Bewohner. Sechs Skizzen. Würzburg, 1869.

Bild:
<< vorherige Seite

sein eigner Neffe, Don Juan Salcedo; denn seiner rastlosen Thätigkeit und grosser Thatkraft allein verdankte diese Expedition ihren glücklichen, überraschend schnellen Erfolg. Am 27. April ankerten die Schiffe in Cebu, bald darauf waren Panay, Leyte, Masbate, Bohol und andere Inseln--die Islas de los Pintados--entdeckt und eingenommen und am 5. Mai 1571 schon wurde Manila zur Hauptstadt der neugewonnenen Inseln erklärt und in Besitz genommen. Die Missionäre breiteten sich3, durch Soldaten unterstützt, über die Visaya's aus und Juan de Salcedo nahm es auf sich, den Norden Luzon's der Krone Spanien zu unterwerfen. Wenige Tage nach dem plötzlichen Tode Legaspi's am 20. August 1572 kam er in Manila wieder an von einer Reise, die ihn rings um den Norden Luzon's herumgeführt und auf welcher er die Mehrzahl der Bewohner sich unterworfen hatte. Einige Jahre später waren bereits die Augustinermönche über den ganzen Norden verbreitet. So waren in weniger als 10 Jahren die Mehrzahl der philippinischen Inseln der spanischen Krone unterworfen, schon 1570 wurde der erste Tribut4 von den Einwohnern von Mindanao erhoben und wenn auch seitdem mehrfache Empörungen gegen die neue Ordnung versucht wurden, so brachen doch bald derartige Unternehmungen der Eingebornen unter der Macht der Spanier wieder zusammen. Mit den Augustinern theilten sich die bald nachher ankommenden Jesuiten, Dominikaner und Franziskaner in die Aufgabe, den zahlreichen neuen Christen die gewünschten Priester zu geben und durch die Missionen den christlichen Glauben auch unter die Stämme des Innern zu tragen.

Der Handel, welcher nach einigen Autoren schon lange vor der christlich-spanischen Zeit zwischen China, Japan, den Philippinen und Borneo getrieben worden war, nahm rasch in bedeutendem Maasse zu. Im Anfang des Jahres 1572 schon kam eine Flotille aus China an, welche den handeltreibenden Soldaten eine reiche Ladung Seidenzeuge, Porzellan und andere Erzeugnisse chinesischer Industrie brachte, und in wenig Jahren war Manila der Mittelpunkt für den Handel Spanien's mit dem Orient geworden.

Es war der Anfang des 17. Jahrhunderts fast die blühendste Zeit des Handels von Acapulco. Dieser Periode verdankt Manila ihren hochtrabenden Namen der "Perle des Orients".

sein eigner Neffe, Don Juan Salcedo; denn seiner rastlosen Thätigkeit und grosser Thatkraft allein verdankte diese Expedition ihren glücklichen, überraschend schnellen Erfolg. Am 27. April ankerten die Schiffe in Cebú, bald darauf waren Panay, Leyte, Masbate, Bohol und andere Inseln—die Islas de los Pintados—entdeckt und eingenommen und am 5. Mai 1571 schon wurde Manila zur Hauptstadt der neugewonnenen Inseln erklärt und in Besitz genommen. Die Missionäre breiteten sich3, durch Soldaten unterstützt, über die Visaya’s aus und Juan de Salcedo nahm es auf sich, den Norden Luzon’s der Krone Spanien zu unterwerfen. Wenige Tage nach dem plötzlichen Tode Legaspi’s am 20. August 1572 kam er in Manila wieder an von einer Reise, die ihn rings um den Norden Luzon’s herumgeführt und auf welcher er die Mehrzahl der Bewohner sich unterworfen hatte. Einige Jahre später waren bereits die Augustinermönche über den ganzen Norden verbreitet. So waren in weniger als 10 Jahren die Mehrzahl der philippinischen Inseln der spanischen Krone unterworfen, schon 1570 wurde der erste Tribut4 von den Einwohnern von Mindanao erhoben und wenn auch seitdem mehrfache Empörungen gegen die neue Ordnung versucht wurden, so brachen doch bald derartige Unternehmungen der Eingebornen unter der Macht der Spanier wieder zusammen. Mit den Augustinern theilten sich die bald nachher ankommenden Jesuiten, Dominikaner und Franziskaner in die Aufgabe, den zahlreichen neuen Christen die gewünschten Priester zu geben und durch die Missionen den christlichen Glauben auch unter die Stämme des Innern zu tragen.

Der Handel, welcher nach einigen Autoren schon lange vor der christlich-spanischen Zeit zwischen China, Japan, den Philippinen und Borneo getrieben worden war, nahm rasch in bedeutendem Maasse zu. Im Anfang des Jahres 1572 schon kam eine Flotille aus China an, welche den handeltreibenden Soldaten eine reiche Ladung Seidenzeuge, Porzellan und andere Erzeugnisse chinesischer Industrie brachte, und in wenig Jahren war Manila der Mittelpunkt für den Handel Spanien’s mit dem Orient geworden.

Es war der Anfang des 17. Jahrhunderts fast die blühendste Zeit des Handels von Acapulco. Dieser Periode verdankt Manila ihren hochtrabenden Namen der “Perle des Orients”.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0074" n="74"/>
sein eigner Neffe, Don Juan Salcedo; denn seiner
                     rastlosen Thätigkeit und grosser Thatkraft allein verdankte diese
                     Expedition ihren glücklichen, überraschend schnellen Erfolg. Am 27.
                     April ankerten die Schiffe in Cebú, bald darauf waren Panay, Leyte,
                     Masbate, Bohol und andere Inseln&#x2014;die Islas de los Pintados&#x2014;entdeckt
                     und eingenommen und am 5. Mai 1571 schon wurde Manila zur Hauptstadt der
                     neugewonnenen Inseln erklärt und in Besitz genommen. Die Missionäre
                     breiteten sich<note xml:id="n5.3-sign" n="3" place="end" next="n5.3"/>, durch
                     Soldaten unterstützt, über die Visaya&#x2019;s aus und Juan de Salcedo
                     nahm es auf sich, den Norden Luzon&#x2019;s der Krone Spanien zu unterwerfen.
                     Wenige Tage nach dem plötzlichen Tode Legaspi&#x2019;s am 20. August 1572
                     kam er in Manila wieder an von einer Reise, die ihn rings um den Norden
                     Luzon&#x2019;s herumgeführt und auf welcher er die Mehrzahl der Bewohner
                     sich unterworfen hatte. Einige Jahre später waren bereits die
                     Augustinermönche über den ganzen Norden verbreitet. So waren in
                     weniger als 10 Jahren die Mehrzahl der philippinischen Inseln der spanischen
                     Krone unterworfen, schon 1570 wurde der erste Tribut<note xml:id="n5.4-sign" n="4" place="end" next="n5.4"/> von den Einwohnern von Mindanao
                     erhoben und wenn auch seitdem mehrfache Empörungen gegen die neue Ordnung
                     versucht wurden, so brachen doch bald derartige Unternehmungen der Eingebornen
                     unter der Macht der Spanier wieder zusammen. Mit den Augustinern theilten sich
                     die bald nachher ankommenden Jesuiten, Dominikaner und Franziskaner in die
                     Aufgabe, den zahlreichen neuen Christen die gewünschten Priester zu geben
                     und durch die Missionen den christlichen Glauben auch unter die Stämme des
                     Innern zu tragen. </p>
        <p>Der Handel, welcher nach einigen Autoren schon lange vor der
                     christlich-spanischen Zeit zwischen China, Japan, den Philippinen und Borneo
                     getrieben worden war, nahm rasch in bedeutendem Maasse zu. Im Anfang des Jahres
                     1572 schon kam eine Flotille aus China an, welche den handeltreibenden Soldaten
                     eine reiche Ladung Seidenzeuge, Porzellan und andere Erzeugnisse chinesischer
                     Industrie brachte, und in wenig Jahren war Manila der Mittelpunkt für den
                     Handel Spanien&#x2019;s mit dem Orient geworden. </p>
        <p>Es war der Anfang des 17. Jahrhunderts fast die blühendste Zeit des Handels
                     von Acapulco. Dieser Periode verdankt Manila ihren hochtrabenden Namen der
                     &#x201C;Perle des Orients&#x201D;.
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[74/0074] sein eigner Neffe, Don Juan Salcedo; denn seiner rastlosen Thätigkeit und grosser Thatkraft allein verdankte diese Expedition ihren glücklichen, überraschend schnellen Erfolg. Am 27. April ankerten die Schiffe in Cebú, bald darauf waren Panay, Leyte, Masbate, Bohol und andere Inseln—die Islas de los Pintados—entdeckt und eingenommen und am 5. Mai 1571 schon wurde Manila zur Hauptstadt der neugewonnenen Inseln erklärt und in Besitz genommen. Die Missionäre breiteten sich ³ , durch Soldaten unterstützt, über die Visaya’s aus und Juan de Salcedo nahm es auf sich, den Norden Luzon’s der Krone Spanien zu unterwerfen. Wenige Tage nach dem plötzlichen Tode Legaspi’s am 20. August 1572 kam er in Manila wieder an von einer Reise, die ihn rings um den Norden Luzon’s herumgeführt und auf welcher er die Mehrzahl der Bewohner sich unterworfen hatte. Einige Jahre später waren bereits die Augustinermönche über den ganzen Norden verbreitet. So waren in weniger als 10 Jahren die Mehrzahl der philippinischen Inseln der spanischen Krone unterworfen, schon 1570 wurde der erste Tribut ⁴ von den Einwohnern von Mindanao erhoben und wenn auch seitdem mehrfache Empörungen gegen die neue Ordnung versucht wurden, so brachen doch bald derartige Unternehmungen der Eingebornen unter der Macht der Spanier wieder zusammen. Mit den Augustinern theilten sich die bald nachher ankommenden Jesuiten, Dominikaner und Franziskaner in die Aufgabe, den zahlreichen neuen Christen die gewünschten Priester zu geben und durch die Missionen den christlichen Glauben auch unter die Stämme des Innern zu tragen. Der Handel, welcher nach einigen Autoren schon lange vor der christlich-spanischen Zeit zwischen China, Japan, den Philippinen und Borneo getrieben worden war, nahm rasch in bedeutendem Maasse zu. Im Anfang des Jahres 1572 schon kam eine Flotille aus China an, welche den handeltreibenden Soldaten eine reiche Ladung Seidenzeuge, Porzellan und andere Erzeugnisse chinesischer Industrie brachte, und in wenig Jahren war Manila der Mittelpunkt für den Handel Spanien’s mit dem Orient geworden. Es war der Anfang des 17. Jahrhunderts fast die blühendste Zeit des Handels von Acapulco. Dieser Periode verdankt Manila ihren hochtrabenden Namen der “Perle des Orients”.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

gutenberg.org: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in HTML. (2012-11-06T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus gutenberg.org entsprechen muss.
gutenberg.org: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-11-06T13:54:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von HTML nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-11-06T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Die Transkription enspricht den DTA-Richtlinien.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/semper_philippinen_1869
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/semper_philippinen_1869/74
Zitationshilfe: Semper, Karl: Die Philippinen und ihre Bewohner. Sechs Skizzen. Würzburg, 1869, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semper_philippinen_1869/74>, abgerufen am 17.05.2024.