Semper, Karl: Die Philippinen und ihre Bewohner. Sechs Skizzen. Würzburg, 1869.war damals wohl
natürlich, aber doch wurde damit wohl ein Irrthum begangen. Ich
schliesse nemlich aus der Bemerkung, dass die Mindanaos aus jenem Vulcan
Schwefel holten, um Pulver zu machen, dass von P. Murillo nicht der
Serangani, sondern der Vulcan von Pollok gemeint war, denn die Bewohner von
Serangani werden nie als Mindanaos, sondern immer
nur als Moros von Buhayen (Buajan, Bayan etc.)
bezeichnet. Vor Allem aber bestärkt mich in dieser Meinung die
Ueberzeugung, dass die Quelle, aus welcher wahrscheinlich wohl der Jesuit
Murillo 1749 geschöpft hat, das Werk des dem gleichen Orden
angehörenden P. Combes (Historia de las Islas de Mindanao, Jolo etc.,
Madrid 1667) war. Diesem war keine Karte beigegeben. Aber im Texte spricht
er ganz deutlich von 2 verschiedenen Vulcanen. Er sagt pag. 8: "El
antiguo de Sangil, jurisdiccion del Mindanao"
und etwas weiter ebenda: "Otro (vulcan) manifesto el horrendo estrago,
que con pauor y miedo de todo este Archipielago hizo una montana, en la jurisdiccion del Rey de Buhayen". Diese Stelle
ist beweisend. Murillo hat also das Versehen gemacht, im Text nur von dem
bei Mindanao d. h. bei dem jetzigen Pollok liegenden
Vulcan zu sprechen, welcher auf der Karte ausgelassen wurde; und er hat
ferner die Geschichte des Ausbruchs vom Januar 1640 (nach Combes) oder 1641
(nach Murillo), die wegen der Gefahr, in welcher sich während desselben
ein nach Ternate segelndes spanisches Geschwader befand, für die
Spanier besonderes Interesse hatte, fälschlich auf den Sanguil bezogen,
während Combes ausdrücklich erwähnt, dass es der Vulcan im
Gebiete des Königs von Buhayen gewesen sei. Der
P. Chirino in seiner 1604 erschienenen Historia de Philipinas erwähnt
die Vulcane gar nicht; das Werk des Oidor Morga (1609) habe ich bis jetzt
noch nicht einsehen können. Alle späteren spanischen Autoren haben
von Combes oder Murillo einfach abgeschrieben und nur selten eine,
vielleicht noch dazu falsche Notiz hinzugefügt. Wir finden in ihnen nur
die zwei Vulcane erwähnt. So wäre die Sache ziemlich klar. Nun kommen aber die späteren Reisenden hinzu, nemlich Forrest (1779), Sonnerat (1770), Dampier (1686), Carteret (1767) und endlich Compilatoren wie Le Gentil, Mallat und L. v. Buch. Des Letzteren durchweg irrthümliche Angaben sind theilweise schon von Berghaus in seinem trefflichen "Geo-hydrographischen Memoir" berichtigt; und sie sind so unzuverlässig, so gänzlich ohne alle Kritik und Quellenstudium gemacht worden, dass ich es in der That für völlig überflüssig halte, hier weiter auf Buchs Angaben einzugehen. Wohl aber handelt es sich noch um Feststellung der ersten Angaben über den Vulcan von Davao. Dieser liegt nach meinen eigenen Beobachtungen auf etwa 7° 0' N. Br., was mit der Angabe auf Morata's Karte vollkommen stimmt. Die spanischen Geschichtsschreiber erwähnen ihn gar nicht, wie schon angegeben. Forrest scheint ihn zuerst gesehen zu haben; denn obgleich der Vulcan von Serangani ebensoweit westlich von Pundaguitan oder Cap S. Agustin liegt, wie der Vulcan von Pollok, so ist doch die weitere Angabe (Forrest, A Voyage to New Guinea pag. 286-- war damals wohl
natürlich, aber doch wurde damit wohl ein Irrthum begangen. Ich
schliesse nemlich aus der Bemerkung, dass die Mindanaos aus jenem Vulcan
Schwefel holten, um Pulver zu machen, dass von P. Murillo nicht der
Serangani, sondern der Vulcan von Pollok gemeint war, denn die Bewohner von
Serangani werden nie als Mindanaos, sondern immer
nur als Moros von Buhayen (Buajan, Bayan etc.)
bezeichnet. Vor Allem aber bestärkt mich in dieser Meinung die
Ueberzeugung, dass die Quelle, aus welcher wahrscheinlich wohl der Jesuit
Murillo 1749 geschöpft hat, das Werk des dem gleichen Orden
angehörenden P. Combes (Historia de las Islas de Mindanao, Jolo etc.,
Madrid 1667) war. Diesem war keine Karte beigegeben. Aber im Texte spricht
er ganz deutlich von 2 verschiedenen Vulcanen. Er sagt pag. 8: “El
antiguo de Sangil, jurisdiccion del Mindanao”
und etwas weiter ebenda: “Otro (vulcan) manifesto el horrendo estrago,
que con pauor y miedo de todo este Archipielago hizo una montana, en la jurisdiccion del Rey de Buhayen”. Diese Stelle
ist beweisend. Murillo hat also das Versehen gemacht, im Text nur von dem
bei Mindanao d. h. bei dem jetzigen Pollok liegenden
Vulcan zu sprechen, welcher auf der Karte ausgelassen wurde; und er hat
ferner die Geschichte des Ausbruchs vom Januar 1640 (nach Combes) oder 1641
(nach Murillo), die wegen der Gefahr, in welcher sich während desselben
ein nach Ternate segelndes spanisches Geschwader befand, für die
Spanier besonderes Interesse hatte, fälschlich auf den Sanguil bezogen,
während Combes ausdrücklich erwähnt, dass es der Vulcan im
Gebiete des Königs von Buhayen gewesen sei. Der
P. Chirino in seiner 1604 erschienenen Historia de Philipinas erwähnt
die Vulcane gar nicht; das Werk des Oidor Morga (1609) habe ich bis jetzt
noch nicht einsehen können. Alle späteren spanischen Autoren haben
von Combes oder Murillo einfach abgeschrieben und nur selten eine,
vielleicht noch dazu falsche Notiz hinzugefügt. Wir finden in ihnen nur
die zwei Vulcane erwähnt. So wäre die Sache ziemlich klar. Nun kommen aber die späteren Reisenden hinzu, nemlich Forrest (1779), Sonnerat (1770), Dampier (1686), Carteret (1767) und endlich Compilatoren wie Le Gentil, Mallat und L. v. Buch. Des Letzteren durchweg irrthümliche Angaben sind theilweise schon von Berghaus in seinem trefflichen “Geo-hydrographischen Memoir” berichtigt; und sie sind so unzuverlässig, so gänzlich ohne alle Kritik und Quellenstudium gemacht worden, dass ich es in der That für völlig überflüssig halte, hier weiter auf Buchs Angaben einzugehen. Wohl aber handelt es sich noch um Feststellung der ersten Angaben über den Vulcan von Davao. Dieser liegt nach meinen eigenen Beobachtungen auf etwa 7° 0′ N. Br., was mit der Angabe auf Morata’s Karte vollkommen stimmt. Die spanischen Geschichtsschreiber erwähnen ihn gar nicht, wie schon angegeben. Forrest scheint ihn zuerst gesehen zu haben; denn obgleich der Vulcan von Serangani ebensoweit westlich von Pundaguitan oder Cap S. Agustin liegt, wie der Vulcan von Pollok, so ist doch die weitere Angabe (Forrest, A Voyage to New Guinea pag. 286— <TEI> <text> <back> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0096" n="96"/> war damals wohl natürlich, aber doch wurde damit wohl ein Irrthum begangen. Ich schliesse nemlich aus der Bemerkung, dass die Mindanaos aus jenem Vulcan Schwefel holten, um Pulver zu machen, dass von P. Murillo nicht der Serangani, sondern der Vulcan von Pollok gemeint war, denn die Bewohner von Serangani werden nie als <hi rendition="#g">Mindanaos</hi>, sondern immer nur als Moros von <hi rendition="#g">Buhayen</hi> (Buajan, Bayan etc.) bezeichnet. Vor Allem aber bestärkt mich in dieser Meinung die Ueberzeugung, dass die Quelle, aus welcher wahrscheinlich wohl der Jesuit Murillo 1749 geschöpft hat, das Werk des dem gleichen Orden angehörenden P. Combes (Historia de las Islas de Mindanao, Jolo etc., Madrid 1667) war. Diesem war keine Karte beigegeben. Aber im Texte spricht er ganz deutlich von 2 verschiedenen Vulcanen. Er sagt pag. 8: “El antiguo de Sangil, <hi rendition="#g">jurisdiccion del Mindanao</hi>” und etwas weiter ebenda: “Otro (vulcan) manifesto el horrendo estrago, que con pauor y miedo de todo este Archipielago hizo una montana, en la <hi rendition="#g">jurisdiccion del Rey de Buhayen</hi>”. Diese Stelle ist beweisend. Murillo hat also das Versehen gemacht, im Text nur von dem bei Mindanao d. h. bei dem jetzigen <hi rendition="#g">Pollok</hi> liegenden Vulcan zu sprechen, welcher auf der Karte ausgelassen wurde; und er hat ferner die Geschichte des Ausbruchs vom Januar 1640 (nach Combes) oder 1641 (nach Murillo), die wegen der Gefahr, in welcher sich während desselben ein nach Ternate segelndes spanisches Geschwader befand, für die Spanier besonderes Interesse hatte, fälschlich auf den Sanguil bezogen, während Combes ausdrücklich erwähnt, dass es der Vulcan im Gebiete des Königs von <hi rendition="#g">Buhayen</hi> gewesen sei. Der P. Chirino in seiner 1604 erschienenen Historia de Philipinas erwähnt die Vulcane gar nicht; das Werk des Oidor Morga (1609) habe ich bis jetzt noch nicht einsehen können. Alle späteren spanischen Autoren haben von Combes oder Murillo einfach abgeschrieben und nur selten eine, vielleicht noch dazu falsche Notiz hinzugefügt. Wir finden in ihnen nur die zwei Vulcane erwähnt. <space dim="vertical"/> </p> <p>So wäre die Sache ziemlich klar. Nun kommen aber die späteren Reisenden hinzu, nemlich Forrest (1779), Sonnerat (1770), Dampier (1686), Carteret (1767) und endlich Compilatoren wie Le Gentil, Mallat und L. v. Buch. Des Letzteren durchweg irrthümliche Angaben sind theilweise schon von Berghaus in seinem trefflichen “Geo-hydrographischen Memoir” berichtigt; und sie sind so unzuverlässig, so gänzlich ohne alle Kritik und Quellenstudium gemacht worden, dass ich es in der That für völlig überflüssig halte, hier weiter auf Buchs Angaben einzugehen. Wohl aber handelt es sich noch um Feststellung der ersten Angaben über den Vulcan von Davao. Dieser liegt nach meinen eigenen Beobachtungen auf etwa 7° 0′ N. Br., was mit der Angabe auf Morata’s Karte vollkommen stimmt. Die spanischen Geschichtsschreiber erwähnen ihn gar nicht, wie schon angegeben. Forrest scheint ihn zuerst gesehen zu haben; denn obgleich der Vulcan von Serangani ebensoweit westlich von Pundaguitan oder Cap S. Agustin liegt, wie der Vulcan von Pollok, so ist doch die weitere Angabe (Forrest, A Voyage to New Guinea pag. 286— </p> </div> </div> </back> </text> </TEI> [96/0096]
war damals wohl natürlich, aber doch wurde damit wohl ein Irrthum begangen. Ich schliesse nemlich aus der Bemerkung, dass die Mindanaos aus jenem Vulcan Schwefel holten, um Pulver zu machen, dass von P. Murillo nicht der Serangani, sondern der Vulcan von Pollok gemeint war, denn die Bewohner von Serangani werden nie als Mindanaos, sondern immer nur als Moros von Buhayen (Buajan, Bayan etc.) bezeichnet. Vor Allem aber bestärkt mich in dieser Meinung die Ueberzeugung, dass die Quelle, aus welcher wahrscheinlich wohl der Jesuit Murillo 1749 geschöpft hat, das Werk des dem gleichen Orden angehörenden P. Combes (Historia de las Islas de Mindanao, Jolo etc., Madrid 1667) war. Diesem war keine Karte beigegeben. Aber im Texte spricht er ganz deutlich von 2 verschiedenen Vulcanen. Er sagt pag. 8: “El antiguo de Sangil, jurisdiccion del Mindanao” und etwas weiter ebenda: “Otro (vulcan) manifesto el horrendo estrago, que con pauor y miedo de todo este Archipielago hizo una montana, en la jurisdiccion del Rey de Buhayen”. Diese Stelle ist beweisend. Murillo hat also das Versehen gemacht, im Text nur von dem bei Mindanao d. h. bei dem jetzigen Pollok liegenden Vulcan zu sprechen, welcher auf der Karte ausgelassen wurde; und er hat ferner die Geschichte des Ausbruchs vom Januar 1640 (nach Combes) oder 1641 (nach Murillo), die wegen der Gefahr, in welcher sich während desselben ein nach Ternate segelndes spanisches Geschwader befand, für die Spanier besonderes Interesse hatte, fälschlich auf den Sanguil bezogen, während Combes ausdrücklich erwähnt, dass es der Vulcan im Gebiete des Königs von Buhayen gewesen sei. Der P. Chirino in seiner 1604 erschienenen Historia de Philipinas erwähnt die Vulcane gar nicht; das Werk des Oidor Morga (1609) habe ich bis jetzt noch nicht einsehen können. Alle späteren spanischen Autoren haben von Combes oder Murillo einfach abgeschrieben und nur selten eine, vielleicht noch dazu falsche Notiz hinzugefügt. Wir finden in ihnen nur die zwei Vulcane erwähnt.
So wäre die Sache ziemlich klar. Nun kommen aber die späteren Reisenden hinzu, nemlich Forrest (1779), Sonnerat (1770), Dampier (1686), Carteret (1767) und endlich Compilatoren wie Le Gentil, Mallat und L. v. Buch. Des Letzteren durchweg irrthümliche Angaben sind theilweise schon von Berghaus in seinem trefflichen “Geo-hydrographischen Memoir” berichtigt; und sie sind so unzuverlässig, so gänzlich ohne alle Kritik und Quellenstudium gemacht worden, dass ich es in der That für völlig überflüssig halte, hier weiter auf Buchs Angaben einzugehen. Wohl aber handelt es sich noch um Feststellung der ersten Angaben über den Vulcan von Davao. Dieser liegt nach meinen eigenen Beobachtungen auf etwa 7° 0′ N. Br., was mit der Angabe auf Morata’s Karte vollkommen stimmt. Die spanischen Geschichtsschreiber erwähnen ihn gar nicht, wie schon angegeben. Forrest scheint ihn zuerst gesehen zu haben; denn obgleich der Vulcan von Serangani ebensoweit westlich von Pundaguitan oder Cap S. Agustin liegt, wie der Vulcan von Pollok, so ist doch die weitere Angabe (Forrest, A Voyage to New Guinea pag. 286—
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … gutenberg.org: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in HTML.
(2012-11-06T13:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus gutenberg.org entsprechen muss.
gutenberg.org: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-11-06T13:54:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von HTML nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-11-06T13:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |