Seume, Johann Gottfried: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig u. a., 1803.Böse finde und darüber zürne: aber die Freude In Romanen hat man uns nun lange ge¬ Die Sache hat allerdings ihre Schwierig¬ Böse finde und darüber zürne: aber die Freude In Romanen hat man uns nun lange ge¬ Die Sache hat allerdings ihre Schwierig¬ <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0015" n="V"/> Böse finde und darüber zürne: aber die Freude<lb/> bleibt still, und der Zorn wird laut.</p><lb/> <p>In Romanen hat man uns nun lange ge¬<lb/> nug alte nicht mehr geläugnete Wahrheiten<lb/> dichterisch eingekleidet, dargestellt und tausend<lb/> mal wiederholt. Ich tadle dieses nicht; es ist<lb/> der Anfang: aber immer nur Milchspeise der<lb/> Kinder. Wir sollten doch endlich auch Män¬<lb/> ner werden und beginnen die Sachen ernsthaft<lb/> geschichtsmäſsig zu nehmen, ohne Vorurtheil<lb/> und Groll, ohne Leidenschaft und Selbstsucht.<lb/> Oerter, Personen, Namen, Umstände sollten<lb/> immer bey den Thatsachen als Belege seyn,<lb/> damit alles so viel als <choice><sic>möglieh</sic><corr>möglich</corr></choice> aktenmäſsig<lb/> würde. Die Geschichte ist am Ende doch ganz<lb/> allein das Magazin unsers Guten und Schlim¬<lb/> men.</p><lb/> <p>Die Sache hat allerdings ihre Schwierig¬<lb/> keit. Wagt man sich an ein altes Vorurtheil<lb/> des Kultus, so ist man noch jetzt ein Gottlo¬<lb/> ser; sondirt man etwas näher ein politisches<lb/> und spricht über Malversationen, so wird man<lb/> stracks unter die unruhigen Köpfe gesetzt: und<lb/> beydes weiſs man sodann sehr leicht mit Böse¬<lb/> wicht synonym zu machen. Wer den Stempel<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [V/0015]
Böse finde und darüber zürne: aber die Freude
bleibt still, und der Zorn wird laut.
In Romanen hat man uns nun lange ge¬
nug alte nicht mehr geläugnete Wahrheiten
dichterisch eingekleidet, dargestellt und tausend
mal wiederholt. Ich tadle dieses nicht; es ist
der Anfang: aber immer nur Milchspeise der
Kinder. Wir sollten doch endlich auch Män¬
ner werden und beginnen die Sachen ernsthaft
geschichtsmäſsig zu nehmen, ohne Vorurtheil
und Groll, ohne Leidenschaft und Selbstsucht.
Oerter, Personen, Namen, Umstände sollten
immer bey den Thatsachen als Belege seyn,
damit alles so viel als möglich aktenmäſsig
würde. Die Geschichte ist am Ende doch ganz
allein das Magazin unsers Guten und Schlim¬
men.
Die Sache hat allerdings ihre Schwierig¬
keit. Wagt man sich an ein altes Vorurtheil
des Kultus, so ist man noch jetzt ein Gottlo¬
ser; sondirt man etwas näher ein politisches
und spricht über Malversationen, so wird man
stracks unter die unruhigen Köpfe gesetzt: und
beydes weiſs man sodann sehr leicht mit Böse¬
wicht synonym zu machen. Wer den Stempel
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