Seume, Johann Gottfried: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig u. a., 1803.Dunkeln Epheu zur Laube und süss befruchteten Weinstock;
Frisches Wasser, das mir der dicht bewaldete Aetna Von dem weissesten Schnee zum Göttertranke herabschickt. Sprich, wer wollte dagegen die Wogen des Meeres erwählen? Und bin ich ja für Dich, mein liebliches Mädchen, zu zottig, Ey so haben wir eichenes Holz und glühende Kohlen; Und von Dir vertrag ich, dass Du die Seele mir ausbrennst, Und, was am liebsten und werthesten mir ist, das einzige Auge. Ach warum ward ich nicht ein Triton mit Flössen zum Schwimmen? Und ich tauchte hinab, Dir das schöne Händchen zu küssen, Wenn Du den Mund mir versagst, und brächte Dir Lilien¬ kränze, Oder den weichesten Mohn mit glühenden klatschenden Blät¬ tern. Aber andre blühen im Sommer und andre im Spatjahr, Dass ich Dir nicht alle zugleich zu bringen vermöchte. Aber ich lerne gewiss, ich lerne, o Mädchen noch schwim¬ men, Kommt nur ein fremder Schiffer zu uns hieher mit dem Fahr¬ zeug, Dass ich doch sehe, wie lieblich es sich bey euch unten dort wohnet. Komm, Galatea, herauf, und bist Du bey mir so vergiss dann, Wie ich hier sitzend am Felsen, zurück nach Hause zu keh¬ ren: Komm und wohne bey mir und hilf mir weiden und mel¬ ken, Dunkeln Epheu zur Laube und süſs befruchteten Weinstock;
Frisches Wasser, das mir der dicht bewaldete Aetna Von dem weiſsesten Schnee zum Göttertranke herabschickt. Sprich, wer wollte dagegen die Wogen des Meeres erwählen? Und bin ich ja für Dich, mein liebliches Mädchen, zu zottig, Ey so haben wir eichenes Holz und glühende Kohlen; Und von Dir vertrag ich, daſs Du die Seele mir ausbrennst, Und, was am liebsten und werthesten mir ist, das einzige Auge. Ach warum ward ich nicht ein Triton mit Flössen zum Schwimmen? Und ich tauchte hinab, Dir das schöne Händchen zu küssen, Wenn Du den Mund mir versagst, und brächte Dir Lilien¬ kränze, Oder den weichesten Mohn mit glühenden klatschenden Blät¬ tern. Aber andre blühen im Sommer und andre im Spatjahr, Daſs ich Dir nicht alle zugleich zu bringen vermöchte. Aber ich lerne gewiſs, ich lerne, o Mädchen noch schwim¬ men, Kommt nur ein fremder Schiffer zu uns hieher mit dem Fahr¬ zeug, Daſs ich doch sehe, wie lieblich es sich bey euch unten dort wohnet. Komm, Galatea, herauf, und bist Du bey mir so vergiſs dann, Wie ich hier sitzend am Felsen, zurück nach Hause zu keh¬ ren: Komm und wohne bey mir und hilf mir weiden und mel¬ ken, <TEI> <text> <body> <div> <lg type="poem"> <pb facs="#f0231" n="205"/> <lg n="4"> <l>Dunkeln Epheu zur Laube und süſs befruchteten Weinstock;</l><lb/> <l>Frisches Wasser, das mir der dicht bewaldete Aetna</l><lb/> <l>Von dem weiſsesten Schnee zum Göttertranke herabschickt.</l><lb/> <l>Sprich, wer wollte dagegen die Wogen des Meeres erwählen?</l><lb/> <l>Und bin ich ja für Dich, mein liebliches Mädchen, zu zottig,</l><lb/> <l>Ey so haben wir eichenes Holz und glühende Kohlen;</l><lb/> <l>Und von Dir vertrag ich, daſs Du die Seele mir ausbrennst,</l><lb/> <l>Und, was am liebsten und werthesten mir ist, das einzige</l><lb/> <l>Auge.</l><lb/> <l>Ach warum ward ich nicht ein Triton mit Flössen zum</l><lb/> <l>Schwimmen?</l><lb/> <l>Und ich tauchte hinab, Dir das schöne Händchen zu küssen,</l><lb/> <l>Wenn Du den Mund mir versagst, und brächte Dir Lilien¬</l><lb/> <l>kränze,</l><lb/> <l>Oder den weichesten Mohn mit glühenden klatschenden Blät¬</l><lb/> <l>tern.</l><lb/> <l>Aber andre blühen im Sommer und andre im Spatjahr,</l><lb/> <l>Daſs ich Dir nicht alle zugleich zu bringen vermöchte.</l><lb/> <l>Aber ich lerne gewiſs, ich lerne, o Mädchen noch schwim¬</l><lb/> <l>men,</l><lb/> <l>Kommt nur ein fremder Schiffer zu uns hieher mit dem Fahr¬</l><lb/> <l>zeug,</l><lb/> <l>Daſs ich doch sehe, wie lieblich es sich bey euch unten dort</l><lb/> <l>wohnet.</l><lb/> <l>Komm, Galatea, herauf, und bist Du bey mir so vergiſs dann,</l><lb/> <l>Wie ich hier sitzend am Felsen, zurück nach Hause zu keh¬</l><lb/> <l>ren:</l><lb/> <l>Komm und wohne bey mir und hilf mir weiden und mel¬</l><lb/> <l>ken,</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [205/0231]
Dunkeln Epheu zur Laube und süſs befruchteten Weinstock;
Frisches Wasser, das mir der dicht bewaldete Aetna
Von dem weiſsesten Schnee zum Göttertranke herabschickt.
Sprich, wer wollte dagegen die Wogen des Meeres erwählen?
Und bin ich ja für Dich, mein liebliches Mädchen, zu zottig,
Ey so haben wir eichenes Holz und glühende Kohlen;
Und von Dir vertrag ich, daſs Du die Seele mir ausbrennst,
Und, was am liebsten und werthesten mir ist, das einzige
Auge.
Ach warum ward ich nicht ein Triton mit Flössen zum
Schwimmen?
Und ich tauchte hinab, Dir das schöne Händchen zu küssen,
Wenn Du den Mund mir versagst, und brächte Dir Lilien¬
kränze,
Oder den weichesten Mohn mit glühenden klatschenden Blät¬
tern.
Aber andre blühen im Sommer und andre im Spatjahr,
Daſs ich Dir nicht alle zugleich zu bringen vermöchte.
Aber ich lerne gewiſs, ich lerne, o Mädchen noch schwim¬
men,
Kommt nur ein fremder Schiffer zu uns hieher mit dem Fahr¬
zeug,
Daſs ich doch sehe, wie lieblich es sich bey euch unten dort
wohnet.
Komm, Galatea, herauf, und bist Du bey mir so vergiſs dann,
Wie ich hier sitzend am Felsen, zurück nach Hause zu keh¬
ren:
Komm und wohne bey mir und hilf mir weiden und mel¬
ken,
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