Feuer des Himmels seine Schiffe verzehrte: dort stand er im Lager und wagte es lange nicht weiter zu ge¬ hen, weil er sich hier vor der starken Besatzung der Aussenwerke in Epipolä fürchtete. Dort weiter links hinunter auf der Ebene liegt der Acker, den der Ver¬ räther erhielt, welcher die Römer führte. Weiter hinab lag Thapsus, und in der Ferne Augusta, jenseits eines andern Meerbusens. Hier hätte ich Tage lang, sitzen mögen mit dem Thucydides und Diodor in der Hand. Diese Schlösser sind vielleicht das wichtigste, was wir aus dem Kriegswesen der Alten noch haben: und wenn sich ein Militär von Kenntnissen und Genie Zeit nehmen wollte, sie zu untersuchen, es würde ei¬ ne angenehme sehr lehrreiche Unterhaltung werden. Die Arbeit ist von ziemlichem Umfang, und die Neuern haben an Solidität und Grösse schwerlich etwas ähnliches aufzuweisen. Wenn sie nicht etwas zu weit von der Stadt lägen, würden sie derselben von un¬ endlichem Nutzen gewesen seyn. Aber so waren es durch die Lage bloss sehr feste Aussenwerke, deren Wichtigkeit vorzüglich der peloponnesische Krieg ge¬ zeigt hatte. Die Athenienser hatten die Mauer rechts von der Seite des Anapus nicht zwingen können: ihre Anzahl war vermuthlich zu geringe und sie hatten kei¬ nen Alcibiades zum Führer mehr. Die Römer dran¬ gen durch die grosse Linie links. Wäre diese Linie kürzer gewesen, oder mit andern Worten, hätte die Hauptbefestigung nicht zu weit hinaus gelegen; es wäre vielleicht dem Marcellus trotz der Verrätherey nicht gelungen. Dehnung schwächt, wo man sie nicht in der offenen Schlacht zum Manöver benutzen kann.
Feuer des Himmels seine Schiffe verzehrte: dort stand er im Lager und wagte es lange nicht weiter zu ge¬ hen, weil er sich hier vor der starken Besatzung der Auſsenwerke in Epipolä fürchtete. Dort weiter links hinunter auf der Ebene liegt der Acker, den der Ver¬ räther erhielt, welcher die Römer führte. Weiter hinab lag Thapsus, und in der Ferne Augusta, jenseits eines andern Meerbusens. Hier hätte ich Tage lang, sitzen mögen mit dem Thucydides und Diodor in der Hand. Diese Schlösser sind vielleicht das wichtigste, was wir aus dem Kriegswesen der Alten noch haben: und wenn sich ein Militär von Kenntnissen und Genie Zeit nehmen wollte, sie zu untersuchen, es würde ei¬ ne angenehme sehr lehrreiche Unterhaltung werden. Die Arbeit ist von ziemlichem Umfang, und die Neuern haben an Solidität und Gröſse schwerlich etwas ähnliches aufzuweisen. Wenn sie nicht etwas zu weit von der Stadt lägen, würden sie derselben von un¬ endlichem Nutzen gewesen seyn. Aber so waren es durch die Lage bloſs sehr feste Auſsenwerke, deren Wichtigkeit vorzüglich der peloponnesische Krieg ge¬ zeigt hatte. Die Athenienser hatten die Mauer rechts von der Seite des Anapus nicht zwingen können: ihre Anzahl war vermuthlich zu geringe und sie hatten kei¬ nen Alcibiades zum Führer mehr. Die Römer dran¬ gen durch die groſse Linie links. Wäre diese Linie kürzer gewesen, oder mit andern Worten, hätte die Hauptbefestigung nicht zu weit hinaus gelegen; es wäre vielleicht dem Marcellus trotz der Verrätherey nicht gelungen. Dehnung schwächt, wo man sie nicht in der offenen Schlacht zum Manöver benutzen kann.
<TEI><text><body><div><p><pbfacs="#f0273"n="247"/>
Feuer des Himmels seine Schiffe verzehrte: dort stand<lb/>
er im Lager und wagte es lange nicht weiter zu ge¬<lb/>
hen, weil er sich hier vor der starken Besatzung der<lb/>
Auſsenwerke in Epipolä fürchtete. Dort weiter links<lb/>
hinunter auf der Ebene liegt der Acker, den der Ver¬<lb/>
räther erhielt, welcher die Römer führte. Weiter<lb/>
hinab lag Thapsus, und in der Ferne Augusta, jenseits<lb/>
eines andern Meerbusens. Hier hätte ich Tage lang,<lb/>
sitzen mögen mit dem Thucydides und Diodor in der<lb/>
Hand. Diese Schlösser sind vielleicht das wichtigste,<lb/>
was wir aus dem Kriegswesen der Alten noch haben:<lb/>
und wenn sich ein Militär von Kenntnissen und Genie<lb/>
Zeit nehmen wollte, sie zu untersuchen, es würde ei¬<lb/>
ne angenehme sehr lehrreiche Unterhaltung werden.<lb/>
Die Arbeit ist von ziemlichem Umfang, und die<lb/>
Neuern haben an Solidität und Gröſse schwerlich etwas<lb/>
ähnliches aufzuweisen. Wenn sie nicht etwas zu weit<lb/>
von der Stadt lägen, würden sie derselben von un¬<lb/>
endlichem Nutzen gewesen seyn. Aber so waren es<lb/>
durch die Lage bloſs sehr feste Auſsenwerke, deren<lb/>
Wichtigkeit vorzüglich der peloponnesische Krieg ge¬<lb/>
zeigt hatte. Die Athenienser hatten die Mauer rechts<lb/>
von der Seite des Anapus nicht zwingen können: ihre<lb/>
Anzahl war vermuthlich zu geringe und sie hatten kei¬<lb/>
nen Alcibiades zum Führer mehr. Die Römer dran¬<lb/>
gen durch die groſse Linie links. Wäre diese Linie<lb/>
kürzer gewesen, oder mit andern Worten, hätte die<lb/>
Hauptbefestigung nicht zu weit hinaus gelegen; es wäre<lb/>
vielleicht dem Marcellus trotz der Verrätherey nicht<lb/>
gelungen. Dehnung schwächt, wo man sie nicht in<lb/>
der offenen Schlacht zum Manöver benutzen kann.</p><lb/></div></body></text></TEI>
[247/0273]
Feuer des Himmels seine Schiffe verzehrte: dort stand
er im Lager und wagte es lange nicht weiter zu ge¬
hen, weil er sich hier vor der starken Besatzung der
Auſsenwerke in Epipolä fürchtete. Dort weiter links
hinunter auf der Ebene liegt der Acker, den der Ver¬
räther erhielt, welcher die Römer führte. Weiter
hinab lag Thapsus, und in der Ferne Augusta, jenseits
eines andern Meerbusens. Hier hätte ich Tage lang,
sitzen mögen mit dem Thucydides und Diodor in der
Hand. Diese Schlösser sind vielleicht das wichtigste,
was wir aus dem Kriegswesen der Alten noch haben:
und wenn sich ein Militär von Kenntnissen und Genie
Zeit nehmen wollte, sie zu untersuchen, es würde ei¬
ne angenehme sehr lehrreiche Unterhaltung werden.
Die Arbeit ist von ziemlichem Umfang, und die
Neuern haben an Solidität und Gröſse schwerlich etwas
ähnliches aufzuweisen. Wenn sie nicht etwas zu weit
von der Stadt lägen, würden sie derselben von un¬
endlichem Nutzen gewesen seyn. Aber so waren es
durch die Lage bloſs sehr feste Auſsenwerke, deren
Wichtigkeit vorzüglich der peloponnesische Krieg ge¬
zeigt hatte. Die Athenienser hatten die Mauer rechts
von der Seite des Anapus nicht zwingen können: ihre
Anzahl war vermuthlich zu geringe und sie hatten kei¬
nen Alcibiades zum Führer mehr. Die Römer dran¬
gen durch die groſse Linie links. Wäre diese Linie
kürzer gewesen, oder mit andern Worten, hätte die
Hauptbefestigung nicht zu weit hinaus gelegen; es wäre
vielleicht dem Marcellus trotz der Verrätherey nicht
gelungen. Dehnung schwächt, wo man sie nicht in
der offenen Schlacht zum Manöver benutzen kann.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Seume, Johann Gottfried: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig u. a., 1803, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seume_syrakus_1803/273>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.