das besser vor mir gethan, als ich es könnte. Es hat sich wesentlich nichts geändert. Der thätige Geist des alten Biscaris scheint nicht ganz auf seinem Nachfolger übergegangen zu seyn; obgleich auch dieser noch im¬ mer die nehmliche Humanität zeigt. Das Kabinet ist wohl nicht ganz in der besten Ordnung. Was mich im Antikensaale vorzüglich beschäftigt hat, waren ei¬ nige sehr schöne griechische und römische Köpfe, ein Torso fast von der nehmlichen Gestalt, wie der jetzi¬ ge Pariser, und den Einige diesem fast gleich schätzen, und eine Büste der Ceres, die beste die ich gesehen habe. Es sind mehrere Statüen der Venus da; aber keine einzige, die mir gefallen hätte. Unter den klei¬ nen Bronzen zeichneten sich für mich aus, ein Atlas der Himmelsträger, ein Mars, ein Merkur und ein Herkules. Es sind auch noch einige andere von vor¬ treflicher Arbeit. Die Lampensammlung ist sehr be¬ trächtlich, vorzüglich die Matrimoniallampen, unter denen viele sehr niedliche, leichtfertige, aphrodisische Mysterien sind, die dem Charakter nach aus den Zei¬ ten der römischen Kaiser zu seyn scheinen. Manches gehört wohl auf keine Weise in eine solche Samm¬ lung, vorzüglich nicht die Gewehre, welche wenig In¬ teresse für Künstler und Kenner haben: einzelne Anek¬ doten müssten denn die Stücke merkwürdig machen. Vorzüglich schön ist noch eine längliche Vase, wo Ulyss und Diomed die Pferde des Rhösus bringen.
Das Uebrige findet man besser und geordneter bey dem Ritter Gioeni, dessen Fach ausschliesslich die Naturgeschichte ist, und vorzüglich die Naturgeschichte Siciliens. Man findet bey ihm alle vulkanische Pro¬
18
das besser vor mir gethan, als ich es könnte. Es hat sich wesentlich nichts geändert. Der thätige Geist des alten Biscaris scheint nicht ganz auf seinem Nachfolger übergegangen zu seyn; obgleich auch dieser noch im¬ mer die nehmliche Humanität zeigt. Das Kabinet ist wohl nicht ganz in der besten Ordnung. Was mich im Antikensaale vorzüglich beschäftigt hat, waren ei¬ nige sehr schöne griechische und römische Köpfe, ein Torso fast von der nehmlichen Gestalt, wie der jetzi¬ ge Pariser, und den Einige diesem fast gleich schätzen, und eine Büste der Ceres, die beste die ich gesehen habe. Es sind mehrere Statüen der Venus da; aber keine einzige, die mir gefallen hätte. Unter den klei¬ nen Bronzen zeichneten sich für mich aus, ein Atlas der Himmelsträger, ein Mars, ein Merkur und ein Herkules. Es sind auch noch einige andere von vor¬ treflicher Arbeit. Die Lampensammlung ist sehr be¬ trächtlich, vorzüglich die Matrimoniallampen, unter denen viele sehr niedliche, leichtfertige, aphrodisische Mysterien sind, die dem Charakter nach aus den Zei¬ ten der römischen Kaiser zu seyn scheinen. Manches gehört wohl auf keine Weise in eine solche Samm¬ lung, vorzüglich nicht die Gewehre, welche wenig In¬ teresse für Künstler und Kenner haben: einzelne Anek¬ doten müſsten denn die Stücke merkwürdig machen. Vorzüglich schön ist noch eine längliche Vase, wo Ulyſs und Diomed die Pferde des Rhösus bringen.
Das Uebrige findet man besser und geordneter bey dem Ritter Gioeni, dessen Fach ausschlieſslich die Naturgeschichte ist, und vorzüglich die Naturgeschichte Siciliens. Man findet bey ihm alle vulkanische Pro¬
18
<TEI><text><body><div><p><pbfacs="#f0299"n="273"/>
das besser vor mir gethan, als ich es könnte. Es hat<lb/>
sich wesentlich nichts geändert. Der thätige Geist des<lb/>
alten Biscaris scheint nicht ganz auf seinem Nachfolger<lb/>
übergegangen zu seyn; obgleich auch dieser noch im¬<lb/>
mer die nehmliche Humanität zeigt. Das Kabinet ist<lb/>
wohl nicht ganz in der besten Ordnung. Was mich<lb/>
im Antikensaale vorzüglich beschäftigt hat, waren ei¬<lb/>
nige sehr schöne griechische und römische Köpfe, ein<lb/>
Torso fast von der nehmlichen Gestalt, wie der jetzi¬<lb/>
ge Pariser, und den Einige diesem fast gleich schätzen,<lb/>
und eine Büste der Ceres, die beste die ich gesehen<lb/>
habe. Es sind mehrere Statüen der Venus da; aber<lb/>
keine einzige, die mir gefallen hätte. Unter den klei¬<lb/>
nen Bronzen zeichneten sich für mich aus, ein Atlas<lb/>
der Himmelsträger, ein Mars, ein Merkur und ein<lb/>
Herkules. Es sind auch noch einige andere von vor¬<lb/>
treflicher Arbeit. Die Lampensammlung ist sehr be¬<lb/>
trächtlich, vorzüglich die Matrimoniallampen, unter<lb/>
denen viele sehr niedliche, leichtfertige, aphrodisische<lb/>
Mysterien sind, die dem Charakter nach aus den Zei¬<lb/>
ten der römischen Kaiser zu seyn scheinen. Manches<lb/>
gehört wohl auf keine Weise in eine solche Samm¬<lb/>
lung, vorzüglich nicht die Gewehre, welche wenig In¬<lb/>
teresse für Künstler und Kenner haben: einzelne Anek¬<lb/>
doten müſsten denn die Stücke merkwürdig machen.<lb/>
Vorzüglich schön ist noch eine längliche Vase, wo<lb/>
Ulyſs und Diomed die Pferde des Rhösus bringen.</p><lb/><p>Das Uebrige findet man besser und geordneter<lb/>
bey dem Ritter Gioeni, dessen Fach ausschlieſslich die<lb/>
Naturgeschichte ist, und vorzüglich die Naturgeschichte<lb/>
Siciliens. Man findet bey ihm alle vulkanische Pro¬<lb/><fwplace="bottom"type="sig">18<lb/></fw></p></div></body></text></TEI>
[273/0299]
das besser vor mir gethan, als ich es könnte. Es hat
sich wesentlich nichts geändert. Der thätige Geist des
alten Biscaris scheint nicht ganz auf seinem Nachfolger
übergegangen zu seyn; obgleich auch dieser noch im¬
mer die nehmliche Humanität zeigt. Das Kabinet ist
wohl nicht ganz in der besten Ordnung. Was mich
im Antikensaale vorzüglich beschäftigt hat, waren ei¬
nige sehr schöne griechische und römische Köpfe, ein
Torso fast von der nehmlichen Gestalt, wie der jetzi¬
ge Pariser, und den Einige diesem fast gleich schätzen,
und eine Büste der Ceres, die beste die ich gesehen
habe. Es sind mehrere Statüen der Venus da; aber
keine einzige, die mir gefallen hätte. Unter den klei¬
nen Bronzen zeichneten sich für mich aus, ein Atlas
der Himmelsträger, ein Mars, ein Merkur und ein
Herkules. Es sind auch noch einige andere von vor¬
treflicher Arbeit. Die Lampensammlung ist sehr be¬
trächtlich, vorzüglich die Matrimoniallampen, unter
denen viele sehr niedliche, leichtfertige, aphrodisische
Mysterien sind, die dem Charakter nach aus den Zei¬
ten der römischen Kaiser zu seyn scheinen. Manches
gehört wohl auf keine Weise in eine solche Samm¬
lung, vorzüglich nicht die Gewehre, welche wenig In¬
teresse für Künstler und Kenner haben: einzelne Anek¬
doten müſsten denn die Stücke merkwürdig machen.
Vorzüglich schön ist noch eine längliche Vase, wo
Ulyſs und Diomed die Pferde des Rhösus bringen.
Das Uebrige findet man besser und geordneter
bey dem Ritter Gioeni, dessen Fach ausschlieſslich die
Naturgeschichte ist, und vorzüglich die Naturgeschichte
Siciliens. Man findet bey ihm alle vulkanische Pro¬
18
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Seume, Johann Gottfried: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig u. a., 1803, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seume_syrakus_1803/299>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.