dukte des Aetna, des Vesuv und der liparischen In¬ seln, und es ist ein Vergnügen die Resultate eines an¬ haltenden Fleisses hier zusammen zu sehen. Hier sind alle sicilischen Steine, von denen die Marmorar¬ ten vorzüglich schön sind. Bey Landolina und Bisca¬ ris und Gioeni sind Tische, die aus allen sicilischen Marmorarten gearbeitet sind. Das Fach der Muscheln findet man wohl selten so schön und so reich als bey dem letzten. Was mich besonders aufhielt, waren die verschiedenen niedlichen Sorten von Bernstein, alle aus Sicilien, die ich hier nicht gesucht hätte. Ich wusste wohl, dass man in Sicilien Bernstein findet, aber ich wusste nicht dass er so schön und gross angetroffen wird: und ich habe aus der Ostsee keine so schönen Farben und Schattierungen davon gesehen. Die Arbei¬ ten waren sehr niedlich und geschmackvoll. In der neuern Chemie und Physik muss man indessen nicht sehr gewissenhaft mit fortgehen: denn es wurde zu¬ fällig von der Platina gesprochen, die Gesellschaft war nicht ganz klein und nicht ganz gewöhnlich, und man gestand sogar Deinem idiotischen Freunde eine Stim¬ me über die spezifische Schwere des Metalles zu. End¬ lich musste unser Landsmann Bergmann den Zwist entscheiden, und ich war wirklich seinem Ausspruche am nächsten gekommen. Der Ritter und sein Bruder sind Männer von vieler Humanität und unermüdetem Eifer für die Wissenschaft.
Ich hatte das Vergnügen in dem Universitätsge¬ bäude einer theologischen Doktorkreation beyzuwohnen. Der Saal ist gross und schön und hell. Rund herum sind einige grosse Männer des Alterthums nicht übel
dukte des Aetna, des Vesuv und der liparischen In¬ seln, und es ist ein Vergnügen die Resultate eines an¬ haltenden Fleiſses hier zusammen zu sehen. Hier sind alle sicilischen Steine, von denen die Marmorar¬ ten vorzüglich schön sind. Bey Landolina und Bisca¬ ris und Gioeni sind Tische, die aus allen sicilischen Marmorarten gearbeitet sind. Das Fach der Muscheln findet man wohl selten so schön und so reich als bey dem letzten. Was mich besonders aufhielt, waren die verschiedenen niedlichen Sorten von Bernstein, alle aus Sicilien, die ich hier nicht gesucht hätte. Ich wuſste wohl, daſs man in Sicilien Bernstein findet, aber ich wuſste nicht daſs er so schön und groſs angetroffen wird: und ich habe aus der Ostsee keine so schönen Farben und Schattierungen davon gesehen. Die Arbei¬ ten waren sehr niedlich und geschmackvoll. In der neuern Chemie und Physik muſs man indessen nicht sehr gewissenhaft mit fortgehen: denn es wurde zu¬ fällig von der Platina gesprochen, die Gesellschaft war nicht ganz klein und nicht ganz gewöhnlich, und man gestand sogar Deinem idiotischen Freunde eine Stim¬ me über die spezifische Schwere des Metalles zu. End¬ lich muſste unser Landsmann Bergmann den Zwist entscheiden, und ich war wirklich seinem Ausspruche am nächsten gekommen. Der Ritter und sein Bruder sind Männer von vieler Humanität und unermüdetem Eifer für die Wissenschaft.
Ich hatte das Vergnügen in dem Universitätsge¬ bäude einer theologischen Doktorkreation beyzuwohnen. Der Saal ist groſs und schön und hell. Rund herum sind einige groſse Männer des Alterthums nicht übel
<TEI><text><body><div><p><pbfacs="#f0300"n="274"/>
dukte des Aetna, des Vesuv und der liparischen In¬<lb/>
seln, und es ist ein Vergnügen die Resultate eines an¬<lb/>
haltenden Fleiſses hier zusammen zu sehen. Hier<lb/>
sind alle sicilischen Steine, von denen die Marmorar¬<lb/>
ten vorzüglich schön sind. Bey Landolina und Bisca¬<lb/>
ris und Gioeni sind Tische, die aus allen sicilischen<lb/>
Marmorarten gearbeitet sind. Das Fach der Muscheln<lb/>
findet man wohl selten so schön und so reich als bey<lb/>
dem letzten. Was mich besonders aufhielt, waren die<lb/>
verschiedenen niedlichen Sorten von Bernstein, alle<lb/>
aus Sicilien, die ich hier nicht gesucht hätte. Ich wuſste<lb/>
wohl, daſs man in Sicilien Bernstein findet, aber ich<lb/>
wuſste nicht daſs er so schön und groſs angetroffen<lb/>
wird: und ich habe aus der Ostsee keine so schönen<lb/>
Farben und Schattierungen davon gesehen. Die Arbei¬<lb/>
ten waren sehr niedlich und geschmackvoll. In der<lb/>
neuern Chemie und Physik muſs man indessen nicht<lb/>
sehr gewissenhaft mit fortgehen: denn es wurde zu¬<lb/>
fällig von der Platina gesprochen, die Gesellschaft war<lb/>
nicht ganz klein und nicht ganz gewöhnlich, und man<lb/>
gestand sogar Deinem idiotischen Freunde eine Stim¬<lb/>
me über die spezifische Schwere des Metalles zu. End¬<lb/>
lich muſste unser Landsmann Bergmann den Zwist<lb/>
entscheiden, und ich war wirklich seinem Ausspruche<lb/>
am nächsten gekommen. Der Ritter und sein Bruder<lb/>
sind Männer von vieler Humanität und unermüdetem<lb/>
Eifer für die Wissenschaft.</p><lb/><p>Ich hatte das Vergnügen in dem Universitätsge¬<lb/>
bäude einer theologischen Doktorkreation beyzuwohnen.<lb/>
Der Saal ist groſs und schön und hell. Rund herum<lb/>
sind einige groſse Männer des Alterthums nicht übel<lb/></p></div></body></text></TEI>
[274/0300]
dukte des Aetna, des Vesuv und der liparischen In¬
seln, und es ist ein Vergnügen die Resultate eines an¬
haltenden Fleiſses hier zusammen zu sehen. Hier
sind alle sicilischen Steine, von denen die Marmorar¬
ten vorzüglich schön sind. Bey Landolina und Bisca¬
ris und Gioeni sind Tische, die aus allen sicilischen
Marmorarten gearbeitet sind. Das Fach der Muscheln
findet man wohl selten so schön und so reich als bey
dem letzten. Was mich besonders aufhielt, waren die
verschiedenen niedlichen Sorten von Bernstein, alle
aus Sicilien, die ich hier nicht gesucht hätte. Ich wuſste
wohl, daſs man in Sicilien Bernstein findet, aber ich
wuſste nicht daſs er so schön und groſs angetroffen
wird: und ich habe aus der Ostsee keine so schönen
Farben und Schattierungen davon gesehen. Die Arbei¬
ten waren sehr niedlich und geschmackvoll. In der
neuern Chemie und Physik muſs man indessen nicht
sehr gewissenhaft mit fortgehen: denn es wurde zu¬
fällig von der Platina gesprochen, die Gesellschaft war
nicht ganz klein und nicht ganz gewöhnlich, und man
gestand sogar Deinem idiotischen Freunde eine Stim¬
me über die spezifische Schwere des Metalles zu. End¬
lich muſste unser Landsmann Bergmann den Zwist
entscheiden, und ich war wirklich seinem Ausspruche
am nächsten gekommen. Der Ritter und sein Bruder
sind Männer von vieler Humanität und unermüdetem
Eifer für die Wissenschaft.
Ich hatte das Vergnügen in dem Universitätsge¬
bäude einer theologischen Doktorkreation beyzuwohnen.
Der Saal ist groſs und schön und hell. Rund herum
sind einige groſse Männer des Alterthums nicht übel
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Seume, Johann Gottfried: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig u. a., 1803, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seume_syrakus_1803/300>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.