Seume, Johann Gottfried: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig u. a., 1803.bekleidete. Kabinette und Museen sind in dieser Auf der Ambrosischen Bibliothek zu studieren hatte Für den Antiquar und den Gelehrten ist von un¬ bekleidete. Kabinette und Museen sind in dieser Auf der Ambrosischen Bibliothek zu studieren hatte Für den Antiquar und den Gelehrten ist von un¬ <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0420" n="392 "/> bekleidete. Kabinette und Museen sind in dieser<lb/> Rücksicht keine öffentlichen Orte; denn es geht nur<lb/> hin wer Beruf hat und wer sich schon etwas über das<lb/> Gewöhnliche hebt. Sonst bin ich dem Nakten in<lb/> Gärten und auf Spaziergängen eben nicht hold, ob<lb/> mir gleich die Feigenblätter noch weniger gefallen.<lb/> Empörend aber ist es für Geschmack und Feinheit des<lb/> Gefühls, wenn man in unserm Vaterlande in der<lb/> schönsten Gegend das häſslichste Bild der Aphrodite<lb/> Pandemos mit den häſslichsten Attributen zuweilen<lb/> aufgestellt sieht. Das heiſst die Sittenlosigkeit auf der<lb/> Straſse predigen; und bloſs ein tiefes Gefühl für Frey¬<lb/> heit und Gerechtigkeit hat mich gehindert, die schänd¬<lb/> lichen Miſsgeburten zu zertrümmern oder in die Tiefe<lb/> des Flusses zu stürzen.</p><lb/> <p>Auf der Ambrosischen Bibliothek zu studieren hatte<lb/> ich nicht Zeit. Die Philologen müssen in die Biblio¬<lb/> thek der Grafen Riccardi gehen, wo sie für ihr Fach<lb/> die besten Schätze finden. Mir war es jetzt wichtiger<lb/> in der Kirche Santa Croce die Monumente einiger<lb/> groſsen Männer aufzusuchen, die sich zu Bürgern des<lb/> ganzen Menschengeschlechts gemacht haben. Rechts<lb/> ist vorn das Grabmal Bonarottis, und weiter hinunter<lb/> auf der nehmlichen Seite Machiavellis, und links der<lb/> Denkstein Galileis. Es verwahrt wohl kaum ein Plätz¬<lb/> chen der Erde die Asche so vortrefflicher Männer na¬<lb/> he beysammen.</p><lb/> <p>Für den Antiquar und den Gelehrten ist von un¬<lb/> serer Nation jezt in Florenz noch ein wichtiger Mann,<lb/> der preuſsische Geheime Rath Baron von Schellers¬<lb/> heim, ein Mann von offenem rechtlichen Charakter<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [392 /0420]
bekleidete. Kabinette und Museen sind in dieser
Rücksicht keine öffentlichen Orte; denn es geht nur
hin wer Beruf hat und wer sich schon etwas über das
Gewöhnliche hebt. Sonst bin ich dem Nakten in
Gärten und auf Spaziergängen eben nicht hold, ob
mir gleich die Feigenblätter noch weniger gefallen.
Empörend aber ist es für Geschmack und Feinheit des
Gefühls, wenn man in unserm Vaterlande in der
schönsten Gegend das häſslichste Bild der Aphrodite
Pandemos mit den häſslichsten Attributen zuweilen
aufgestellt sieht. Das heiſst die Sittenlosigkeit auf der
Straſse predigen; und bloſs ein tiefes Gefühl für Frey¬
heit und Gerechtigkeit hat mich gehindert, die schänd¬
lichen Miſsgeburten zu zertrümmern oder in die Tiefe
des Flusses zu stürzen.
Auf der Ambrosischen Bibliothek zu studieren hatte
ich nicht Zeit. Die Philologen müssen in die Biblio¬
thek der Grafen Riccardi gehen, wo sie für ihr Fach
die besten Schätze finden. Mir war es jetzt wichtiger
in der Kirche Santa Croce die Monumente einiger
groſsen Männer aufzusuchen, die sich zu Bürgern des
ganzen Menschengeschlechts gemacht haben. Rechts
ist vorn das Grabmal Bonarottis, und weiter hinunter
auf der nehmlichen Seite Machiavellis, und links der
Denkstein Galileis. Es verwahrt wohl kaum ein Plätz¬
chen der Erde die Asche so vortrefflicher Männer na¬
he beysammen.
Für den Antiquar und den Gelehrten ist von un¬
serer Nation jezt in Florenz noch ein wichtiger Mann,
der preuſsische Geheime Rath Baron von Schellers¬
heim, ein Mann von offenem rechtlichen Charakter
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