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Seume, Johann Gottfried: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig u. a., 1803.

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Enthusiasmus war also nicht so allgemein, als man
für ihn in seiner neuen Würde hätte erwarten sollen.
Auch die Illumination war nicht die Hälfte von dem,
was sie voriges Jahr gewesen seyn soll: und man
sprach hier und da davon, dass die republikanischen
Feste nach und nach eingehen sollten. Das ist begreif¬
lich. Indessen werden sie doch etwas länger dauern
als die Republik selbst.

Von den Merkwürdigkeiten in Paris darf ich nicht
wieder anfangen, wenn ich kein Buch schreiben will;
und dazu habe ich weder Lust noch Zeit noch Kennt¬
niss. Die bunte Scene wandelt sich alle Tage und ist
alle Tage interessant. Bloss der Garten der Tuilerien
mit den elysäischen Feldern, welcher die Hauptpro¬
menade der Pariser in dieser Gegend ausmacht, ge¬
währt täglich eine unendliche Verschiedenheit. Die
Pressfreyheit ist hier verhältnissmässig eingeschränkter
als in Wien, und ich bin fest überzeugt, wenn der
Tartuffe jetzt erschiene, man würde ihn eben sowohl
verdammen als damals und Moliere könnte wieder sa¬
gen: Monsieur president ne veut pas, qu'on le joue.
Die Dekaden sind durch das Konkordat und der Ein¬
führung der römischen Religion nothwendig geradezu
wieder abgeschafft; sie heben einander auf. Auch rech¬
net man in Paris fast überall wieder nach dem alten
Kalender und zählt nach Wochen. Die öffentlichen
Verhandlungen werden bald folgen. Die Fasten werden
in den Provinzen in Frankreich hier und da strenger
gehalten als in Italien. In Italien konnte ich fast über¬
all essen nach Belieben; in Dijon musste ich einige¬
mal, sogar an der Wirthstafel, zur Fasten mit der

Enthusiasmus war also nicht so allgemein, als man
für ihn in seiner neuen Würde hätte erwarten sollen.
Auch die Illumination war nicht die Hälfte von dem,
was sie voriges Jahr gewesen seyn soll: und man
sprach hier und da davon, daſs die republikanischen
Feste nach und nach eingehen sollten. Das ist begreif¬
lich. Indessen werden sie doch etwas länger dauern
als die Republik selbst.

Von den Merkwürdigkeiten in Paris darf ich nicht
wieder anfangen, wenn ich kein Buch schreiben will;
und dazu habe ich weder Lust noch Zeit noch Kennt¬
niſs. Die bunte Scene wandelt sich alle Tage und ist
alle Tage interessant. Bloſs der Garten der Tuilerien
mit den elysäischen Feldern, welcher die Hauptpro¬
menade der Pariser in dieser Gegend ausmacht, ge¬
währt täglich eine unendliche Verschiedenheit. Die
Preſsfreyheit ist hier verhältniſsmäſsig eingeschränkter
als in Wien, und ich bin fest überzeugt, wenn der
Tartuffe jetzt erschiene, man würde ihn eben sowohl
verdammen als damals und Moliere könnte wieder sa¬
gen: Monsieur président ne veut pas, qu'on le joue.
Die Dekaden sind durch das Konkordat und der Ein¬
führung der römischen Religion nothwendig geradezu
wieder abgeschafft; sie heben einander auf. Auch rech¬
net man in Paris fast überall wieder nach dem alten
Kalender und zählt nach Wochen. Die öffentlichen
Verhandlungen werden bald folgen. Die Fasten werden
in den Provinzen in Frankreich hier und da strenger
gehalten als in Italien. In Italien konnte ich fast über¬
all essen nach Belieben; in Dijon muſste ich einige¬
mal, sogar an der Wirthstafel, zur Fasten mit der

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[466 /0494] Enthusiasmus war also nicht so allgemein, als man für ihn in seiner neuen Würde hätte erwarten sollen. Auch die Illumination war nicht die Hälfte von dem, was sie voriges Jahr gewesen seyn soll: und man sprach hier und da davon, daſs die republikanischen Feste nach und nach eingehen sollten. Das ist begreif¬ lich. Indessen werden sie doch etwas länger dauern als die Republik selbst. Von den Merkwürdigkeiten in Paris darf ich nicht wieder anfangen, wenn ich kein Buch schreiben will; und dazu habe ich weder Lust noch Zeit noch Kennt¬ niſs. Die bunte Scene wandelt sich alle Tage und ist alle Tage interessant. Bloſs der Garten der Tuilerien mit den elysäischen Feldern, welcher die Hauptpro¬ menade der Pariser in dieser Gegend ausmacht, ge¬ währt täglich eine unendliche Verschiedenheit. Die Preſsfreyheit ist hier verhältniſsmäſsig eingeschränkter als in Wien, und ich bin fest überzeugt, wenn der Tartuffe jetzt erschiene, man würde ihn eben sowohl verdammen als damals und Moliere könnte wieder sa¬ gen: Monsieur président ne veut pas, qu'on le joue. Die Dekaden sind durch das Konkordat und der Ein¬ führung der römischen Religion nothwendig geradezu wieder abgeschafft; sie heben einander auf. Auch rech¬ net man in Paris fast überall wieder nach dem alten Kalender und zählt nach Wochen. Die öffentlichen Verhandlungen werden bald folgen. Die Fasten werden in den Provinzen in Frankreich hier und da strenger gehalten als in Italien. In Italien konnte ich fast über¬ all essen nach Belieben; in Dijon muſste ich einige¬ mal, sogar an der Wirthstafel, zur Fasten mit der

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Zitationshilfe: Seume, Johann Gottfried: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig u. a., 1803, S. 466 . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seume_syrakus_1803/494>, abgerufen am 22.11.2024.