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Seume, Johann Gottfried: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig u. a., 1803.

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nehmen, und Börse und Pass und Taschenbuch dazu.
Er sagte mir ängstlich, der Herr wäre aufgebracht,
und es würde wohl bey dem bleiben was er gesagt
hätte. Hier kam der dicke Herr selbst wieder. "Ist
der Herr noch nicht fort?" Aber, Lieber es ist ganz
Nacht; ich bin sehr müde und es ist sehr kalt. "Geht
mich nichts an." Es ist kein anderes Wirthshaus in
der Nähe. "Wird schon eins finden." Auch wieder
ein solches? "Nur nicht räsonniert und Marsch fort!"
Hier ist mein Pass aus der Wiener Staatskanzley. "Ey,
was! rief er grimmig wüthend, und ohne mit Respekt
zu sagen, ich sch..... auf den Quark." Was war
zu thun? Zur Bataille durfte ich es nicht wohl kom¬
men lassen; denn da hätte ich trotz meinem schwer¬
bezwingten Knotenstock Schläge bekommen für die Hu¬
manität, quantum satis, und noch etwas mehr. Der
Mensch schien Kaiser und Papst in Sankt Oswald in
Einer Person zu seyn. Ich nahm ganz leise meinen
Reisesack und ging zur Thür hinaus. War das nicht
ein erbaulicher sehr ästhetischer Dialog?

Nun ist in ganz Sankt Oswald, so viel ich sah,
weiter nichts als dieses ziemlich ansehnliche Wirths¬
haus, die Post, ich glaube die Pfarre, und einige
kleine Tagelöhnerhütten. Zu der Postnation habe ich
durch ganz Deutschland nicht das beste Zutrauen in
Rücksicht der Humanität und Höflichkeit: das ist ein
Resultat meiner Erfahrung als ich mit Extrapost reiste;
nun denke Dir, wenn ein Kerl in dem Habersack kä¬
me! Er möchte noch so viel Dukaten in der Tasche
haben, und zehren wie ein reicher Erbe; das wäre
wider Polizey und die Ehre des Hauses. Zu dem

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nehmen, und Börse und Paſs und Taschenbuch dazu.
Er sagte mir ängstlich, der Herr wäre aufgebracht,
und es würde wohl bey dem bleiben was er gesagt
hätte. Hier kam der dicke Herr selbst wieder. „Ist
der Herr noch nicht fort?“ Aber, Lieber es ist ganz
Nacht; ich bin sehr müde und es ist sehr kalt. „Geht
mich nichts an.“ Es ist kein anderes Wirthshaus in
der Nähe. „Wird schon eins finden.“ Auch wieder
ein solches? „Nur nicht räsonniert und Marsch fort!“
Hier ist mein Paſs aus der Wiener Staatskanzley. „Ey,
was! rief er grimmig wüthend, und ohne mit Respekt
zu sagen, ich sch..... auf den Quark.“ Was war
zu thun? Zur Bataille durfte ich es nicht wohl kom¬
men lassen; denn da hätte ich trotz meinem schwer¬
bezwingten Knotenstock Schläge bekommen für die Hu¬
manität, quantum satis, und noch etwas mehr. Der
Mensch schien Kaiser und Papst in Sankt Oswald in
Einer Person zu seyn. Ich nahm ganz leise meinen
Reisesack und ging zur Thür hinaus. War das nicht
ein erbaulicher sehr ästhetischer Dialog?

Nun ist in ganz Sankt Oswald, so viel ich sah,
weiter nichts als dieses ziemlich ansehnliche Wirths¬
haus, die Post, ich glaube die Pfarre, und einige
kleine Tagelöhnerhütten. Zu der Postnation habe ich
durch ganz Deutschland nicht das beste Zutrauen in
Rücksicht der Humanität und Höflichkeit: das ist ein
Resultat meiner Erfahrung als ich mit Extrapost reiste;
nun denke Dir, wenn ein Kerl in dem Habersack kä¬
me! Er möchte noch so viel Dukaten in der Tasche
haben, und zehren wie ein reicher Erbe; das wäre
wider Polizey und die Ehre des Hauses. Zu dem

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[65/0091] nehmen, und Börse und Paſs und Taschenbuch dazu. Er sagte mir ängstlich, der Herr wäre aufgebracht, und es würde wohl bey dem bleiben was er gesagt hätte. Hier kam der dicke Herr selbst wieder. „Ist der Herr noch nicht fort?“ Aber, Lieber es ist ganz Nacht; ich bin sehr müde und es ist sehr kalt. „Geht mich nichts an.“ Es ist kein anderes Wirthshaus in der Nähe. „Wird schon eins finden.“ Auch wieder ein solches? „Nur nicht räsonniert und Marsch fort!“ Hier ist mein Paſs aus der Wiener Staatskanzley. „Ey, was! rief er grimmig wüthend, und ohne mit Respekt zu sagen, ich sch..... auf den Quark.“ Was war zu thun? Zur Bataille durfte ich es nicht wohl kom¬ men lassen; denn da hätte ich trotz meinem schwer¬ bezwingten Knotenstock Schläge bekommen für die Hu¬ manität, quantum satis, und noch etwas mehr. Der Mensch schien Kaiser und Papst in Sankt Oswald in Einer Person zu seyn. Ich nahm ganz leise meinen Reisesack und ging zur Thür hinaus. War das nicht ein erbaulicher sehr ästhetischer Dialog? Nun ist in ganz Sankt Oswald, so viel ich sah, weiter nichts als dieses ziemlich ansehnliche Wirths¬ haus, die Post, ich glaube die Pfarre, und einige kleine Tagelöhnerhütten. Zu der Postnation habe ich durch ganz Deutschland nicht das beste Zutrauen in Rücksicht der Humanität und Höflichkeit: das ist ein Resultat meiner Erfahrung als ich mit Extrapost reiste; nun denke Dir, wenn ein Kerl in dem Habersack kä¬ me! Er möchte noch so viel Dukaten in der Tasche haben, und zehren wie ein reicher Erbe; das wäre wider Polizey und die Ehre des Hauses. Zu dem 5

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Zitationshilfe: Seume, Johann Gottfried: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig u. a., 1803, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seume_syrakus_1803/91>, abgerufen am 24.11.2024.