Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Von der Natur.
mittelst desselben in 24. Stunden um den Erdbo-
den herum wallen/ auf- und niedergehen. Jedwede
Stund passiren sie 15. Grad so wol des AEqua-
toris, als eines jeglichen Paralell-Circkels/ durch
den Meridianum.

Hätte aber die Sonne nur diesen täglichen
Lauff allein/ und setzte ihren Gang immerdar
unter einerley Paralell fort; müste nothwendig/
eine Helfft der Erd-Kugel in steter Finsternis/
und Kälte: Die andere Helfft aber in stetswä-
render Hitze stecken/ und längst ihren Untergang
bekommen haben/ gestalten hierdurch aller Ding
Erzeugung und Erhaltung/ wäre verhindert wor-
den. Diesem nun vorzukommen/ hat die Allweise
Fürsehung den andern Lauff/ nemlich/ den Jähr-
lichen mit hinzu gethan; nach welchem die
Sonne schräg durch die Eclipticam oder die
Sonnen-Strasse/ und Thier-Lini streichet/ mit
einem solchen Gang/ der dem täglichen entgegen
laufft/ nemlich/ von Abend gegen Morgen; auch
sich bald gegen Suden/ bald gegen Norden wen-
det: Damit alle Climata oder Strich der Welt
von ihr Erleuchtung hätten; und alle Theil des
Erd-Kreises in gewisser Maas ihren Einflus
empfünden. Die Zeit nun oder die Zahl der
Tage/ darinnen die Sonne wieder-kehrt/ von
wannen sie ausgelauffen/ und also ihren gantzen
Umgang verrichtet/ heisset man ein Jahr/ oder
365. Tage. Der Weg dieses zweyten Son-
nen-Lauffs/ oder ihre Bahn/ wird die Ecliptica

genandt
H iij

Von der Natur.
mittelſt deſſelben in 24. Stunden um den Erdbo-
den herum wallen/ auf- und niedergehen. Jedwede
Stund paſſiren ſie 15. Grad ſo wol des Æqua-
toris, als eines jeglichen Paralell-Circkels/ durch
den Meridianum.

Hätte aber die Sonne nur dieſen täglichen
Lauff allein/ und ſetzte ihren Gang immerdar
unter einerley Paralell fort; müſte nothwendig/
eine Helfft der Erd-Kugel in ſteter Finſternis/
und Kälte: Die andere Helfft aber in ſtetswä-
render Hitze ſtecken/ und längſt ihren Untergang
bekommen haben/ geſtalten hierdurch aller Ding
Erzeugung uñ Erhaltung/ wäre verhindert wor-
den. Dieſem nun vorzukommen/ hat die Allweiſe
Fürſehung den andern Lauff/ nemlich/ den Jähr-
lichen mit hinzu gethan; nach welchem die
Sonne ſchräg durch die Eclipticam oder die
Sonnen-Straſſe/ und Thier-Lini ſtreichet/ mit
einem ſolchen Gang/ der dem täglichen entgegen
laufft/ nemlich/ von Abend gegen Morgen; auch
ſich bald gegen Suden/ bald gegen Norden wen-
det: Damit alle Climata oder Strich der Welt
von ihr Erleuchtung hätten; und alle Theil des
Erd-Kreiſes in gewiſſer Maas ihren Einflus
empfünden. Die Zeit nun oder die Zahl der
Tage/ darinnen die Sonne wieder-kehrt/ von
wannen ſie ausgelauffen/ und alſo ihren gantzen
Umgang verrichtet/ heiſſet man ein Jahr/ oder
365. Tage. Der Weg dieſes zweyten Son-
nen-Lauffs/ oder ihre Bahn/ wird die Ecliptica

genandt
H iij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0215" n="117"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von der Natur.</hi></fw><lb/>
mittel&#x017F;t de&#x017F;&#x017F;elben in 24. Stunden um den Erdbo-<lb/>
den herum wallen/ auf- und niedergehen. Jedwede<lb/>
Stund pa&#x017F;&#x017F;iren &#x017F;ie 15. Grad &#x017F;o wol des <hi rendition="#aq">Æqua-<lb/>
toris,</hi> als eines jeglichen <hi rendition="#aq">Paralell-</hi>Circkels/ durch<lb/>
den <hi rendition="#aq">Meridianum.</hi></p><lb/>
              <p>Hätte aber die Sonne nur die&#x017F;en täglichen<lb/>
Lauff allein/ und &#x017F;etzte ihren Gang immerdar<lb/>
unter einerley <hi rendition="#aq">Paralell</hi> fort; mü&#x017F;te nothwendig/<lb/>
eine Helfft der Erd-Kugel in &#x017F;teter Fin&#x017F;ternis/<lb/>
und Kälte: Die andere Helfft aber in &#x017F;tetswä-<lb/>
render Hitze &#x017F;tecken/ und läng&#x017F;t ihren Untergang<lb/>
bekommen haben/ ge&#x017F;talten hierdurch aller Ding<lb/>
Erzeugung un&#x0303; Erhaltung/ wäre verhindert wor-<lb/>
den. Die&#x017F;em nun vorzukommen/ hat die Allwei&#x017F;e<lb/>
Für&#x017F;ehung den andern Lauff/ nemlich/ den Jähr-<lb/>
lichen mit hinzu gethan; nach welchem die<lb/>
Sonne &#x017F;chräg durch die <hi rendition="#aq">Eclipticam</hi> oder die<lb/>
Sonnen-Stra&#x017F;&#x017F;e/ und Thier-Lini &#x017F;treichet/ mit<lb/>
einem &#x017F;olchen Gang/ der dem täglichen entgegen<lb/>
laufft/ nemlich/ von Abend gegen Morgen; auch<lb/>
&#x017F;ich bald gegen Suden/ bald gegen Norden wen-<lb/>
det: Damit alle <hi rendition="#aq">Climata</hi> oder Strich der Welt<lb/>
von ihr Erleuchtung hätten; und alle Theil des<lb/>
Erd-Krei&#x017F;es in gewi&#x017F;&#x017F;er Maas ihren Einflus<lb/>
empfünden. Die Zeit nun oder die Zahl der<lb/>
Tage/ darinnen die Sonne wieder-kehrt/ von<lb/>
wannen &#x017F;ie ausgelauffen/ und al&#x017F;o ihren gantzen<lb/>
Umgang verrichtet/ hei&#x017F;&#x017F;et man ein Jahr/ oder<lb/>
365. Tage. Der Weg die&#x017F;es zweyten Son-<lb/>
nen-Lauffs/ oder ihre Bahn/ wird die <hi rendition="#aq">Ecliptica</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">H iij</fw><fw place="bottom" type="catch">genandt</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[117/0215] Von der Natur. mittelſt deſſelben in 24. Stunden um den Erdbo- den herum wallen/ auf- und niedergehen. Jedwede Stund paſſiren ſie 15. Grad ſo wol des Æqua- toris, als eines jeglichen Paralell-Circkels/ durch den Meridianum. Hätte aber die Sonne nur dieſen täglichen Lauff allein/ und ſetzte ihren Gang immerdar unter einerley Paralell fort; müſte nothwendig/ eine Helfft der Erd-Kugel in ſteter Finſternis/ und Kälte: Die andere Helfft aber in ſtetswä- render Hitze ſtecken/ und längſt ihren Untergang bekommen haben/ geſtalten hierdurch aller Ding Erzeugung uñ Erhaltung/ wäre verhindert wor- den. Dieſem nun vorzukommen/ hat die Allweiſe Fürſehung den andern Lauff/ nemlich/ den Jähr- lichen mit hinzu gethan; nach welchem die Sonne ſchräg durch die Eclipticam oder die Sonnen-Straſſe/ und Thier-Lini ſtreichet/ mit einem ſolchen Gang/ der dem täglichen entgegen laufft/ nemlich/ von Abend gegen Morgen; auch ſich bald gegen Suden/ bald gegen Norden wen- det: Damit alle Climata oder Strich der Welt von ihr Erleuchtung hätten; und alle Theil des Erd-Kreiſes in gewiſſer Maas ihren Einflus empfünden. Die Zeit nun oder die Zahl der Tage/ darinnen die Sonne wieder-kehrt/ von wannen ſie ausgelauffen/ und alſo ihren gantzen Umgang verrichtet/ heiſſet man ein Jahr/ oder 365. Tage. Der Weg dieſes zweyten Son- nen-Lauffs/ oder ihre Bahn/ wird die Ecliptica genandt H iij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/215
Zitationshilfe: Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/215>, abgerufen am 27.11.2024.