Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.

Bild:
<< vorherige Seite

Von der Natur.
Berg und Jnsulen/ gantz ungestüm widerprellt/
wodurch sein grausamer Schlag ihm gebrochen
wird/ dahero aus so widrigen Bewegungen ein
erschröcklich Gebraus/ ausser Zweiffel entstehen
mus. Uber das kömpt hierzu auch noch/ die
tägliche Bewegung des Monds/ wordurch das
Meer mit angetrieben wird/ desto grösseren
Ungestüm erweiset/ je Schnur gleicher es sich
gegen die Sonne befindet/ gestalten/ durch das
Stern-Rohr einige Anzeigung solcher wüten-
den/ und hin- und herwallenden Meer-wogen
ersehen werden können. Hierzu aber ist nicht
die geringste Ursach mit/ die libratio, oder Wal-
tzung des Monds. Einige schreiben auch die-
sem Meer/ einen Zu- und Abflus/ sonderbar in
dem/ von den Stern-kündigern so genandten
Oesterreichischen Meer-Busen zu/ woselbsten
sie auch einen Meer-Würbel vermuthen/ wel-
cher doch nicht allzeit/ sondern nur um das neue
Liecht gespüret wird; da/ wie man glaubt/ das
Mond-Meer/ nach dem es an der andern un-
sichtbaren Seiten/ von den Sonnen-Stralen
aufgereget und ausgebreitet/ durch besondere/
unter der Mond-Erden verborgene Gänge
hinfliesset/ und an jetzt-erwähntem Ort wieder
herfür bricht. Was Ursachen aber vorhanden/
welcher wegen die Natur dieses das Mond-Ge-
wässer dergestalt starck und ungestüm bewege?
Jst nicht wol zu er gründen/ und dem Allmächti-
gen Schöpffer allein bewust. Doch fället etli-

cher

Von der Natur.
Berg und Jnſulen/ gantz ungeſtüm widerprellt/
wodurch ſein grauſamer Schlag ihm gebrochen
wird/ dahero aus ſo widrigen Bewegungen ein
erſchröcklich Gebraus/ auſſer Zweiffel entſtehen
mus. Uber das kömpt hierzu auch noch/ die
tägliche Bewegung des Monds/ wordurch das
Meer mit angetrieben wird/ deſto gröſſeren
Ungeſtüm erweiſet/ je Schnur gleicher es ſich
gegen die Sonne befindet/ geſtalten/ durch das
Stern-Rohr einige Anzeigung ſolcher wüten-
den/ und hin- und herwallenden Meer-wogen
erſehen werden können. Hierzu aber iſt nicht
die geringſte Urſach mit/ die libratio, oder Wal-
tzung des Monds. Einige ſchreiben auch die-
ſem Meer/ einen Zu- und Abflus/ ſonderbar in
dem/ von den Stern-kündigern ſo genandten
Oeſterreichiſchen Meer-Buſen zu/ woſelbſten
ſie auch einen Meer-Würbel vermuthen/ wel-
cher doch nicht allzeit/ ſondern nur um das neue
Liecht geſpüret wird; da/ wie man glaubt/ das
Mond-Meer/ nach dem es an der andern un-
ſichtbaren Seiten/ von den Sonnen-Stralen
aufgereget und ausgebreitet/ durch beſondere/
unter der Mond-Erden verborgene Gänge
hinflieſſet/ und an jetzt-erwähntem Ort wieder
herfür bricht. Was Urſachen aber vorhanden/
welcher wegen die Natur dieſes das Mond-Ge-
wäſſer dergeſtalt ſtarck und ungeſtüm bewege?
Jſt nicht wol zu er gründen/ und dem Allmächti-
gen Schöpffer allein bewuſt. Doch fället etli-

cher
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0239" n="139"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von der Natur.</hi></fw><lb/>
Berg und Jn&#x017F;ulen/ gantz unge&#x017F;tüm widerprellt/<lb/>
wodurch &#x017F;ein grau&#x017F;amer Schlag ihm gebrochen<lb/>
wird/ dahero aus &#x017F;o widrigen Bewegungen ein<lb/>
er&#x017F;chröcklich Gebraus/ au&#x017F;&#x017F;er Zweiffel ent&#x017F;tehen<lb/>
mus. Uber das kömpt hierzu auch noch/ die<lb/>
tägliche Bewegung des Monds/ wordurch das<lb/>
Meer mit angetrieben wird/ de&#x017F;to grö&#x017F;&#x017F;eren<lb/>
Unge&#x017F;tüm erwei&#x017F;et/ je Schnur gleicher es &#x017F;ich<lb/>
gegen die Sonne befindet/ ge&#x017F;talten/ durch das<lb/>
Stern-Rohr einige Anzeigung &#x017F;olcher wüten-<lb/>
den/ und hin- und herwallenden Meer-wogen<lb/>
er&#x017F;ehen werden können. Hierzu aber i&#x017F;t nicht<lb/>
die gering&#x017F;te Ur&#x017F;ach mit/ die <hi rendition="#aq">libratio,</hi> oder Wal-<lb/>
tzung des Monds. Einige &#x017F;chreiben auch die-<lb/>
&#x017F;em Meer/ einen Zu- und Abflus/ &#x017F;onderbar in<lb/>
dem/ von den Stern-kündigern &#x017F;o genandten<lb/>
Oe&#x017F;terreichi&#x017F;chen Meer-Bu&#x017F;en zu/ wo&#x017F;elb&#x017F;ten<lb/>
&#x017F;ie auch einen Meer-Würbel vermuthen/ wel-<lb/>
cher doch nicht allzeit/ &#x017F;ondern nur um das neue<lb/>
Liecht ge&#x017F;püret wird; da/ wie man glaubt/ das<lb/>
Mond-Meer/ nach dem es an der andern un-<lb/>
&#x017F;ichtbaren Seiten/ von den Sonnen-Stralen<lb/>
aufgereget und ausgebreitet/ durch be&#x017F;ondere/<lb/>
unter der Mond-Erden verborgene Gänge<lb/>
hinflie&#x017F;&#x017F;et/ und an jetzt-erwähntem Ort wieder<lb/>
herfür bricht. Was Ur&#x017F;achen aber vorhanden/<lb/>
welcher wegen die Natur die&#x017F;es das Mond-Ge-<lb/>&#x017F;&#x017F;er derge&#x017F;talt &#x017F;tarck und unge&#x017F;tüm bewege?<lb/>
J&#x017F;t nicht wol zu er gründen/ und dem Allmächti-<lb/>
gen Schöpffer allein bewu&#x017F;t. Doch fället etli-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">cher</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[139/0239] Von der Natur. Berg und Jnſulen/ gantz ungeſtüm widerprellt/ wodurch ſein grauſamer Schlag ihm gebrochen wird/ dahero aus ſo widrigen Bewegungen ein erſchröcklich Gebraus/ auſſer Zweiffel entſtehen mus. Uber das kömpt hierzu auch noch/ die tägliche Bewegung des Monds/ wordurch das Meer mit angetrieben wird/ deſto gröſſeren Ungeſtüm erweiſet/ je Schnur gleicher es ſich gegen die Sonne befindet/ geſtalten/ durch das Stern-Rohr einige Anzeigung ſolcher wüten- den/ und hin- und herwallenden Meer-wogen erſehen werden können. Hierzu aber iſt nicht die geringſte Urſach mit/ die libratio, oder Wal- tzung des Monds. Einige ſchreiben auch die- ſem Meer/ einen Zu- und Abflus/ ſonderbar in dem/ von den Stern-kündigern ſo genandten Oeſterreichiſchen Meer-Buſen zu/ woſelbſten ſie auch einen Meer-Würbel vermuthen/ wel- cher doch nicht allzeit/ ſondern nur um das neue Liecht geſpüret wird; da/ wie man glaubt/ das Mond-Meer/ nach dem es an der andern un- ſichtbaren Seiten/ von den Sonnen-Stralen aufgereget und ausgebreitet/ durch beſondere/ unter der Mond-Erden verborgene Gänge hinflieſſet/ und an jetzt-erwähntem Ort wieder herfür bricht. Was Urſachen aber vorhanden/ welcher wegen die Natur dieſes das Mond-Ge- wäſſer dergeſtalt ſtarck und ungeſtüm bewege? Jſt nicht wol zu er gründen/ und dem Allmächti- gen Schöpffer allein bewuſt. Doch fället etli- cher

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/239
Zitationshilfe: Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/239>, abgerufen am 29.11.2024.