Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.

Bild:
<< vorherige Seite

Das erste Buch.
cher Meinung dahinaus; weil die Mond-Kugel
eben so wol als der Erd-Ball/ Erdwässerig ist;
das Lunarische Meer aber dero gantzen Kreis
umgiebt; so hab es sich anders nicht schicken
wollen/ denn daß der jenige Theil/ welcher nach
der Sonnen gekehrt/ nach dem er von dero
Stralen getroffen/ ein mächtig grosse ausdäu-
ung/ oder Ausbreitung bekäme/ und also eine
Wasser-woge auf die andere stiesse/ bis an die an-
dere Seite des Monds/ die allda rauschende
Fluten ihnen begegneten/ darüber viel grosse
Würbel/ und gleichsam hoch auf gehügelte Was-
ser-Berge zusammen gehäufft würden.

Wie stehet es aber um die Berge in der
Mond-Kugel/ derer sie gantz voll zu seyn erbli-
cket wird; zu was End/ mag wol der Mond also
felsigt/ Bergigt/ und voller Hügel geschaffen
seyn? Hier auf lassen einige sich vernehmen: Es
sey darum geschehen/ daß die Sonnen-stralen/
nach dem sie/ in die hole Klingen und Wände so
vieler Berg und Hügel einen Einfall gethan/
nebenst dem Liecht auch die Wärme/ mittelst
mannichfaltiger Widerstralung verstärckten;
sintemal solche Wärme dem Mond nicht weni-
ger als dem Erdboden vonnöthen sey: Denn
nach dem die Mond-Kugel durch den heissen
Sonnen-schein erwärmet; theile sie diese Wär-
me ihrem Meer-Wasser mit; das Mond-Meer
dahingegen/ nach dem es von übermässiger Hitze

er-

Das erſte Buch.
cher Meinung dahinaus; weil die Mond-Kugel
eben ſo wol als der Erd-Ball/ Erdwäſſerig iſt;
das Lunariſche Meer aber dero gantzen Kreis
umgiebt; ſo hab es ſich anders nicht ſchicken
wollen/ denn daß der jenige Theil/ welcher nach
der Sonnen gekehrt/ nach dem er von dero
Stralen getroffen/ ein mächtig groſſe ausdäu-
ung/ oder Ausbreitung bekäme/ und alſo eine
Waſſer-woge auf die andere ſtieſſe/ bis an die an-
dere Seite des Monds/ die allda rauſchende
Fluten ihnen begegneten/ darüber viel groſſe
Würbel/ und gleichſam hoch auf gehügelte Waſ-
ſer-Berge zuſammen gehäufft würden.

Wie ſtehet es aber um die Berge in der
Mond-Kugel/ derer ſie gantz voll zu ſeyn erbli-
cket wird; zu was End/ mag wol der Mond alſo
felſigt/ Bergigt/ und voller Hügel geſchaffen
ſeyn? Hier auf laſſen einige ſich vernehmen: Es
ſey darum geſchehen/ daß die Sonnen-ſtralen/
nach dem ſie/ in die hole Klingen und Wände ſo
vieler Berg und Hügel einen Einfall gethan/
nebenſt dem Liecht auch die Wärme/ mittelſt
mannichfaltiger Widerſtralung verſtärckten;
ſintemal ſolche Wärme dem Mond nicht weni-
ger als dem Erdboden vonnöthen ſey: Denn
nach dem die Mond-Kugel durch den heiſſen
Sonnen-ſchein erwärmet; theile ſie dieſe Wär-
me ihrem Meer-Waſſer mit; das Mond-Meer
dahingegen/ nach dem es von übermäſſiger Hitze

er-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0240" n="140"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das er&#x017F;te Buch.</hi></fw><lb/>
cher Meinung dahinaus; weil die Mond-Kugel<lb/>
eben &#x017F;o wol als der Erd-Ball/ Erdwä&#x017F;&#x017F;erig i&#x017F;t;<lb/>
das Lunari&#x017F;che Meer aber dero gantzen Kreis<lb/>
umgiebt; &#x017F;o hab es &#x017F;ich anders nicht &#x017F;chicken<lb/>
wollen/ denn daß der jenige Theil/ welcher nach<lb/>
der Sonnen gekehrt/ nach dem er von dero<lb/>
Stralen getroffen/ ein mächtig gro&#x017F;&#x017F;e ausdäu-<lb/>
ung/ oder Ausbreitung bekäme/ und al&#x017F;o eine<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er-woge auf die andere &#x017F;tie&#x017F;&#x017F;e/ bis an die an-<lb/>
dere Seite des Monds/ die allda rau&#x017F;chende<lb/>
Fluten ihnen begegneten/ darüber viel gro&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Würbel/ und gleich&#x017F;am hoch auf gehügelte Wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er-Berge zu&#x017F;ammen gehäufft würden.</p><lb/>
              <p>Wie &#x017F;tehet es aber um die Berge in der<lb/>
Mond-Kugel/ derer &#x017F;ie gantz voll zu &#x017F;eyn erbli-<lb/>
cket wird; zu was End/ mag wol der Mond al&#x017F;o<lb/>
fel&#x017F;igt/ Bergigt/ und voller Hügel ge&#x017F;chaffen<lb/>
&#x017F;eyn? Hier auf la&#x017F;&#x017F;en einige &#x017F;ich vernehmen: Es<lb/>
&#x017F;ey darum ge&#x017F;chehen/ daß die Sonnen-&#x017F;tralen/<lb/>
nach dem &#x017F;ie/ in die hole Klingen und Wände &#x017F;o<lb/>
vieler Berg und Hügel einen Einfall gethan/<lb/>
neben&#x017F;t dem Liecht auch die Wärme/ mittel&#x017F;t<lb/>
mannichfaltiger Wider&#x017F;tralung ver&#x017F;tärckten;<lb/>
&#x017F;intemal &#x017F;olche Wärme dem Mond nicht weni-<lb/>
ger als dem Erdboden vonnöthen &#x017F;ey: Denn<lb/>
nach dem die Mond-Kugel durch den hei&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Sonnen-&#x017F;chein erwärmet; theile &#x017F;ie die&#x017F;e Wär-<lb/>
me ihrem Meer-Wa&#x017F;&#x017F;er mit; das Mond-Meer<lb/>
dahingegen/ nach dem es von übermä&#x017F;&#x017F;iger Hitze<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">er-</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[140/0240] Das erſte Buch. cher Meinung dahinaus; weil die Mond-Kugel eben ſo wol als der Erd-Ball/ Erdwäſſerig iſt; das Lunariſche Meer aber dero gantzen Kreis umgiebt; ſo hab es ſich anders nicht ſchicken wollen/ denn daß der jenige Theil/ welcher nach der Sonnen gekehrt/ nach dem er von dero Stralen getroffen/ ein mächtig groſſe ausdäu- ung/ oder Ausbreitung bekäme/ und alſo eine Waſſer-woge auf die andere ſtieſſe/ bis an die an- dere Seite des Monds/ die allda rauſchende Fluten ihnen begegneten/ darüber viel groſſe Würbel/ und gleichſam hoch auf gehügelte Waſ- ſer-Berge zuſammen gehäufft würden. Wie ſtehet es aber um die Berge in der Mond-Kugel/ derer ſie gantz voll zu ſeyn erbli- cket wird; zu was End/ mag wol der Mond alſo felſigt/ Bergigt/ und voller Hügel geſchaffen ſeyn? Hier auf laſſen einige ſich vernehmen: Es ſey darum geſchehen/ daß die Sonnen-ſtralen/ nach dem ſie/ in die hole Klingen und Wände ſo vieler Berg und Hügel einen Einfall gethan/ nebenſt dem Liecht auch die Wärme/ mittelſt mannichfaltiger Widerſtralung verſtärckten; ſintemal ſolche Wärme dem Mond nicht weni- ger als dem Erdboden vonnöthen ſey: Denn nach dem die Mond-Kugel durch den heiſſen Sonnen-ſchein erwärmet; theile ſie dieſe Wär- me ihrem Meer-Waſſer mit; das Mond-Meer dahingegen/ nach dem es von übermäſſiger Hitze er-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/240
Zitationshilfe: Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/240>, abgerufen am 30.11.2024.