Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.Vorrede An den Leser. len: Und die Kunst mus zum Dunst werden/wann sie sich unterfangen wollen zubeschreiben/ das Vermögen/ den Ursprung/ und die We- sens-Art der Menschlichen Seelen; auszure- den ihre Würckungen und Verwandschafft mit dem Geist als ihres Werckzeuges/ und dessen Neigung gegen dieselbe; nachzubilden den Leib als die Wohnung dieser beyden/ und die seltzsa- me Verrichtungen und Zusammenfügung sei- ner Theile: Von diesem aber weitläuffiger und umständiger zu handeln/ ist man diß Orts nicht gemeinet/ zumalen viel zu unvermögent sich dißfalls befindet/ derowegen auch solches einem höhern Verstand überlässet: Gegenwär- tiger Schau-Platz aber wird dennoch nicht er- manglen/ unter seinen Natur-Wundern/ gleich wie er fast von allen Creaturen/ wiewol nur Stück- und Erzehlungs-weis/ also auch etwas von dem Menschen fürzustellen/ und den Liebha- bern zu zeigen. G[l]eich wie nun das Leben aller Menschen/ und b ij
Vorrede An den Leſer. len: Und die Kunſt mus zum Dunſt werden/wann ſie ſich unterfangen wollen zubeſchreiben/ das Vermögen/ den Urſprung/ und die We- ſens-Art der Menſchlichen Seelen; auszure- den ihre Würckungen und Verwandſchafft mit dem Geiſt als ihres Werckzeuges/ und deſſen Neigung gegen dieſelbe; nachzubilden den Leib als die Wohnung dieſer beyden/ und die ſeltzſa- me Verrichtungen und Zuſammenfügung ſei- ner Theile: Von dieſem aber weitläuffiger und umſtändiger zu handeln/ iſt man diß Orts nicht gemeinet/ zumalen viel zu unvermögent ſich dißfalls befindet/ derowegen auch ſolches einem höhern Verſtand überläſſet: Gegenwär- tiger Schau-Platz aber wird dennoch nicht er- manglen/ unter ſeinen Natur-Wundern/ gleich wie er faſt von allen Creaturen/ wiewol nur Stück- und Erzehlungs-weis/ alſo auch etwas von dem Menſchen fürzuſtellen/ und den Liebha- bern zu zeigen. G[l]eich wie nun das Leben aller Menſchen/ und b ij
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Vorrede An den Leſer.
len: Und die Kunſt mus zum Dunſt werden/
wann ſie ſich unterfangen wollen zubeſchreiben/
das Vermögen/ den Urſprung/ und die We-
ſens-Art der Menſchlichen Seelen; auszure-
den ihre Würckungen und Verwandſchafft mit
dem Geiſt als ihres Werckzeuges/ und deſſen
Neigung gegen dieſelbe; nachzubilden den Leib
als die Wohnung dieſer beyden/ und die ſeltzſa-
me Verrichtungen und Zuſammenfügung ſei-
ner Theile: Von dieſem aber weitläuffiger
und umſtändiger zu handeln/ iſt man diß Orts
nicht gemeinet/ zumalen viel zu unvermögent
ſich dißfalls befindet/ derowegen auch ſolches
einem höhern Verſtand überläſſet: Gegenwär-
tiger Schau-Platz aber wird dennoch nicht er-
manglen/ unter ſeinen Natur-Wundern/ gleich
wie er faſt von allen Creaturen/ wiewol nur
Stück- und Erzehlungs-weis/ alſo auch etwas
von dem Menſchen fürzuſtellen/ und den Liebha-
bern zu zeigen.
Gleich wie nun das Leben aller Menſchen/
nach dem Gleichnis eines Welt-Weiſen/ gar
füglich einem groſſen Schau-Platz vergliechen
wird/ auf welchem ſich eine Verſammlung vie-
ler Leute befindet/ und ſich in mancherley vor-
nehmen und vielen ungemeinen Verrichtungen
bemühen; bey dieſer Verſammlung aber/ befin-
den ſich nicht nur allein Actores, ſondern auch
Spectatores, welche/ als mit höherm Verſtand
begabte Leute/ den andern/ Ziel/ Maaß/ und
und
b ij
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